Kazimierz Odrobny
Mitte der 1950er Jahre lösten die Aktivitäten von Kazimierz Odrobny das Interesse der dem Innenministerium der Volksrepublik Polen unterstellten Geheimdienste aus, darunter der zivile Nachrichtendienst und die Spionageabwehr. Deren Ermittlungen sind vor allem als Aktionen unter den Decknamen „Odrobina” (Hauch), „Krewni” (Verwandte) und „Pająki” (Spinnen) dokumentiert, die von Ende der 1950er bis Ende der 1960 Jahre durchgeführt wurden. So geriet er ins Visier des polnischen Sicherheitsapparats, der in diesem Zusammenhang auch seine Familie in Polen samt der Familie seiner Frau und die Bekannten, die mit der Endecja-Bewegung in Verbindung standen, bespitzelte. Zu dieser Zeit fanden sich in seinem Umfeld viele „persönliche Informationsquellen“des polnischen Sicherheitsdienstes, die ihn regelmäßig Provokationen und Gesinnungstests ausgesetzt haben. Über diese Aktivitäten der dem polnischen Innenministerium unterstellten Organe hinaus hat sich auch der Wojskowa Służba Wewnętrzna (WSW), also der Militärische Abschirmdienst, Anfang der 1960er Jahre mit Kazimierz Odrobny befasst. Die von ihm eingeholten Informationen wurden an die Leitung der WSW-Abteilung des Śląski Okręg Wojskowy (Schlesischer Militärbezirk) weitergeleitet. Allerdings ist dieses Thema vor allem wegen des beschränkten Zugangs zu den Archiven immer noch kaum geklärt. Offiziell haben jedenfalls sowohl die zivilen als auch die militärischen Sicherheitsorgane der Volksrepublik Polen die Beobachtung von Kazimierz Odrobny Ende der 1960er Jahre eingestellt.
Indessen war Zofia Odrobna im September 1960 nach langer Krankheit gestorben. Kazimierz hat unter dem Tod seiner Ehefrau sehr stark gelitten. Seine Aktivitäten in der Organisation ließen nach. Mit der Zeit zog er sich ganz aus der Arbeit des ZPU zurück, um sich auf die Belange der Flüchtlinge im Rahmen des internationalen Forums des ZAF zu konzentrieren. Diesbezüglich kam er oft mit Vertretern der Ministerien in Bonn und der Landesregierungen zusammen, die für die Flüchtlingspolitik verantwortlich waren, und er organisierte Treffen zu Themen, die der Intervention des Hohen Kommissars für Flüchtlinge in Bad Godesberg bedurften. Besondere Beziehungen unterhielt er zum Büro für heimatlose Ausländer in Düsseldorf, das in den 1950er Jahren von dem bekannten deutschen Turkologen Professor Gerhard von Mende (1904-1963) geleitet wurde. Nach seinem Tod setzte Kazimierz Odrobny seine Beziehungen zu den Vertretern dieser Institution fort, vor allem zu Walter Conradi, der die Vorstandsarbeit des ZPU, darunter auch die Redaktion der Zeitschrift „Polak”, finanziell unterstützte. Diese Beziehungen zu Walter Conradi wecken wegen dessen ungeklärten Verbindungen zu Nachrichtendiensten in der Bundesrepublik Deutschland, darunter die amerikanische CIA, der BND und das Bundesamt für Verfassung (BfV), bis heute Zweifel. Die Quellen deuten jedenfalls darauf hin, dass Conradi leitender Mitarbeiter eines westdeutschen Nachrichtendienstes war. Engere Beziehungen unterhielt Kazimierz Odrobny auch zu Wolfgang Müller, dem Koordinator für die Zusammenarbeit mit diversen Flüchtlingsgruppen in der Bundesrepublik Deutschland beim Bundesministerium des Inneren.