Kazimierz Odrobny

Porträt von Kazimierz Odrobny (1904–1981), 1947
Porträt von Kazimierz Odrobny (1904–1981), 1947

Ab 1943 trat er als Dolmetscher in der Politischen Abteilung im KZ Mauthausen auf, anschließend bei der Hauptkommandantur der Polizei in Linz. Außerdem nahm er bei diversen Gerichtsverfahren in Linz als Dolmetscher teil. Er nutzte seine Stellung dazu, um seinen Mithäftlingen und den Verhafteten zu helfen, indem er mit versuchte, sie mit seinen kolportierten Texten vor der Höchststrafe zu bewahren. Im Laufe der Zeit übernahm er im Lager Aufgabe, größere Lebensmittelrationen für die Polen, die Franzosen und die Serben zu organisieren. Ab 1943 gab er geheimen Fremdsprachenunterricht (vor allem Französisch) und bildete seine Mithäftlinge in Gymnasialfächern aus. Die Befreiung erlebte er in Block 2. Seine Mithäftlinge beurteilten ihn in ihren Erinnerungen als eine unbeugsame Persönlichkeit, die dem deutschen Terror niemals nachgegeben hat. Er selbst erinnerte sich daran, dass er viele Gelegenheiten dazu hatte, Mithäftlinge zu retten, denen er als Lagerdolmetscher diente. 

Noch am Tag der Befreiung des Lagers brach Kazimierz Odrobny nach Holland auf, allerdings ohne jemals dort anzukommen. Tatsächlich blieb er längere Zeit in der britischen Besatzungszone Deutschlands, aus der ihn die Verwaltungsbehörden zusammen mit anderen Leidesgenossen in das Lager für DPs in Köln-Mülheim verlegten. Auch hier wuchs er sehr schnell in das Milieu hinein. Er beteiligte sich engagiert an den Aufgaben im Lager sowie an der Entwicklung des Schulwesens für polnische DPs. Dabei lernte er seine spätere Ehefrau, Zofia Ogonowska (1917-1960), kennen. Was die beiden verband, war die gemeinsame Leidenschaft, polnischen Kindern Bildung zu vermitteln. Als die polnische Bildungseinrichtung im Lager Köln-Mülheim ins Leben gerufen wurde, war er einer der Väter der polnischen Schule, in der er Englischunterricht erteilt. Daraufhin hat ihn das Lehrerkollegium bereits im Juni 1946 als Nachfolger von Wacław Dudziński zum neuen Schuldirektor gewählt. Anfang Oktober 1946 begann Kazimierz Odrobny damit, die polnische Schule aus dem Lager in Köln-Mülheim nach Lippstadt zu verlegen. Dort hatten die Besatzungsmächte dem Polski Okręg Szkolny (Polnischer Schulbezirk) das Gebäude eines ehemaligen deutschen Gymnasiums zur Verfügung gestellt. Nach diesem Umzug setzte er seine Lehrertätigkeit fort und wurde schließlich Direktor des in Lippstadt neu gegründeten Polski Ośrodek Szkolny (Polnisches Schulzentrum). Dieses Amt übte er fast ein Jahr aus bis die Einrichtung 1947 durch das Komitet dla Spraw Szkolnych i Oświatowych przy Zjednoczeniu Polskim w Niemczech (Zentralkomitee für Schul- und Bildungs­angele­gen­heiten beim VerbandPolnischerFlüchtlingeinDeutschland)aufgelöst wurde. Seine Arbeit wurde jedoch so geschätzt, dass er von seinen Lehrerkollegen inoffiziell weiterhin als Direktor und als ihr Vertreter angesehen wurde. Neben seinen schulischen Pflichten war er auch verlegerisch tätig und gab zahlreiche Schulbücher für polnische DPs heraus. Diese Arbeit begleitete ihn in den meisten Jahren seines Lebens. Zudem wirkte er als Auslandskorrespondent in den westlichen Besatzungszonen Deutschlands und fertigte zahlreiche Übersetzungen an. 

Bereits 1946 engagierte er sich im Centralny Ko­mi­tet byłych Więźniów Niemieckich Więzień i Obozów Koncentracyjnych (Zentral­ko­mitee für ehemalige Häftlinge der deutschen Gefängnisse und Konzentrationslager)in der britischen Besatzungszone, wo er Leiter der Verifizierungskommission wurde. Zuvor war er selbst von der Bezirkskommission in Göttingen überprüft worden und hatte den Status eines ehemaligen Häftlings erhalten. Mit der Gründung des Zjednoczenie Polskich Uchod­źców w Niem­­czech (ZPU), des Verbands Polnischer Flüchtlinge in Deutschland,trat er in die Leitung dieser zentralen Organisation der polnischen DPs ein und übernahm den stellvertretenden Vorsitz des Vorstands.

Mediathek
  • Kazimierz Odrobny (1904-1981), 1947.

    Kazimierz Odrobny (1904-1981), 1947.
  • Studentenverbindung K! Gedania Posnaniensis, Kazimierz Odrobny links außen

    Mitglieder der Studentenverbindung K! Gedania Posnaniensis, Kazimierz Odrobny links außen, 1930er Jahre.
  • Kazimierz Odrobny mit Lehrerkollegium der Schule für polnische DPs

    Lehrerkollegium der Schule für polnische DPs in Lippstadt, Kazimierz Odrobny rechts außen, um 1947/1948.
  • Beerdigung von Zofia Odrobna

    Beerdigung von Zofia Odrobna auf dem Friedhof in Düsseldorf-Eller, 24.09.1960
  • Titelblatt einer Publikation unter Mitwirkung von Kazimierz Odrobny

    Titelblatt einer Publikation unter Mitwirkung von Kazimierz Odrobny, Philadelphia 1974.
  • Kazimierz Odrobny in der Privataudienz bei Papst Johannes Paul II

    Kazimierz Odrobny in der Privataudienz bei Papst Johannes Paul II, Rom, 11.11.1979.