Kazimierz Odrobny
Kazimierz Odrobny war der Meinung, dass die Situation der Flüchtlinge in der Bundesrepublik Deutschland nur eine internationale, zentrale Flüchtlingsorganisation verbessern könnte. Deshalb hat er sich in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre für den Ausbau des Zentralverbands Ausländischer Flüchtlinge, einer Dachorganisation aller Flüchtlingsvertretungen, eingesetzt. Im Laufe der Zeit entstand daraus der Zentralverband für Ausländische Flüchtlinge in der BRD (ZAF). Diese Entwicklung sollte vor allem die Fokussierung aller Bemühungen um Kriegsentschädigungen durch die Bonner Regierung unterstützen. In dieser neuen Einrichtung erhielt Odrobny den Posten des Generalsekretärs, so dass er nun in zwei Verbänden, dem ZPU und dem ZAF, ehrenamtlich tätig war. Dies war auch die Zeit, in der er sich in diesen beiden herausragenden Organisationen sehr um Entschädigungen für die ehemaligen Häftlinge deutscher Konzentrationslager bemühte, die in diesen Verfahren eng mit Rechtsanwalt Mieczysław Chmielewski, dem wichtigsten Vertreter der Flüchtlinge in Bundesrepublik Deutschland, kooperierten.
Als Vorsitzender des ZPU politisierte er den Verband, was gegen den 1951 eigerichteten politischen Konsens verstieß. Indem er seine vertrauten Mitarbeiter, die dem Umfeld der SN zuzurechnen waren, in die zentralen und die regionalen Verbandsstrukturen holte, stieg sein Einfluss auf die Ausrichtung des ZPU sowie auf die Personalia im Verband. Mit seinem Zutun kamen die Parteiaktivisten der SN in die Organisation, die mit der „Berg-Affäre”, also mit den Vorkommnissen in den Zentren „Nord” und „Süd” des Politischen Rats in Deutschland, in Verbindung gebracht wurden. Viele von ihnen nahmen bald Aufgaben in den zentralen ZPU-Organen wahr: im Verbandsgericht, in der Revisionskommission, im Vorstand und in den Bezirksvorständen. Er umgab sich Jahre lang mit Vertrauten, die seine Vorstellungen im Verband, aber auch seine politischen Ambitionen, geteilt und umgesetzt haben.
Da ihm durch die Arbeit in den beiden sozialen Organisationen ZPU und ZAF sehr viele Pflichten aufgebürdet waren, verzichtete er schließlich auf die Mitwirkung im polnischen Schulwesen und beschränkte sich darauf, Schulen zu inspizieren und sie in ihren Bemühungen, ihre künftige Arbeit zu finanzieren, zu unterstützen. In den fünfziger Jahren gelang es ihm, dem ZPU finanzielle Zuwendungen zu verschaffen, die damals aus Mitteln des Free Europe Citizens Service(FECS), des Senders Freies Europa, derOddziały Wartownicze (Wachkompanien), des Kongres Polonii Amerykańskiej (Kongress der amerikanischen Polonia) sowie des Polski Komitet Imigracyjny (Polnisches Immigrationskomitee) mit Pfarrer Burant an der Spitze dargestellt wurden. Kazimierz Odrobny hat als Vorsitzender eng mit den örtlichen Vertretungen des Związek Inwalidów Wojennych (Bund der Kriegsversehrten), den Angehörigen der ehemaligen Armia Krajowa (Polnische Heimatarmee) und mit dem Sender Freies Europa in München zusammengearbeitet. Als ehrenamtlicher Aktivist wurde er in den Kreisen polnischer Flüchtlinge sowie von den Organisationen, die den ZPU seinerzeit unterstützten, geschätzt.
In den vielen Jahren seiner Arbeit hat er sich auch nicht gegen Kontakte nach Polen gesträubt. So unterhielt er ständigen Schriftverkehr mit seinen nahen und fernen Verwandten in Poznań (Posen) und Katowice (Kattowitz), mit den Familien Ogonowski und Zięba in Przemyśl, mit seinen Kollegen aus der SN in Großpolen und Oberschlesien, die er aus der Vorkriegszeit kannte, sowie mit seinen früheren Mithäftlingen, die dem Związek Bojowników o Wolność i Demokrację ( ZBOWiD), dem Verband der Kämpfer für Freiheit und Demokratie, angehörten. Sehr oft trat er auch auf den Konferenzen der Polska Macierz Szkolna (Polnische Schulheimat) in London auf und er nahm an Sitzungen der Exekutivkomitees der SN in London sowie an den Tagungen des Centralny Komitet byłych Więźniów Politycznych Niemieckich Więzień i Obozów Koncentracyjnych w Wolnym Świecie (Zentralkomitee für ehemalige politische Häftlinge der deutschen Gefängnisse und der Konzentrationslager in der Freien Welt) teil.