Kazimierz Odrobny
„Należy szukać Niemców przyjaciół”(Man solle Freunde unter den Deutschen suchen). Das Leben und Wirken von Kazimierz Odrobny (1904–1981)
Kazimierz Odrobny, denn von ihm ist die Rede, wurde am 8. Mai 1904 in Kłodzisko (Klodzisk) im Kreis Szamotuły (Samter) in der Woiwodschaft Poznań (Posen) geboren. Seine Eltern waren Stanisław Odrobny und Łucja Ławida. Er hatte fünf Geschwister, die drei Schwestern Kunegunda, Helena und Anna sowie die Brüder Stanisław und Antoni. Seine Kindheit verlebte er in der Obhut seiner Eltern. Nach dem Abschluss der Mittelschule fing er Mitte der zwanziger Jahre an, sich für gesellschaftliche und politische Aktivitäten zu interessieren. Seinerzeit wurde auch sein Interesse an der Partei Stronnictwo Narodowe (SN), der Nationalen Partei, geweckt. 1925 trat er für die nationalistische Endecja-Bewegung im Bezirk Samter auf. Ein Jahr später leistete er in Posen den Eintrittseid der Partei. Dort nahm er auch ein Studium an der Wyższa Szkoła Handlowa (Höhere Handelsschule) auf. Über sein politisches Leben zwischen den beiden Kriegen ist leider nur wenig bekannt. Aus einigen Quellen geht jedoch hervor, dass er Delegierter, Ausbilder und Sekretär im Bezirksvorstand der Gewerkschaft „Praca Polska” (Polnische Arbeit) war und landesweit Vorträge in den SN-Parteibezirken organisierte. Dabei zeichnete er sich ganz grundsätzlich durch sein großes Engagementin der Gewerkschaftsarbeit aus. Neben dieser gesellschaftlich-politischen Tätigkeit beteiligte er sich auch am Leben der Studentenverbindung K! Gedania Posnaniensis, die er mitbegründete und deren „Alter Herr“er von 1935 bis 1937 war. So wie es scheint, hat er das Studium nicht beendet, verfügte aber dennoch über bemerkenswerte Fremdsprachenkenntnisse, die ihm halfen, den Zweiten Weltkrieg zu überstehen.
Nach Ausbruch des Krieges beschloss er, in seiner besetzten Heimat zu bleiben, wobei nicht überliefert ist, ob er am polnischen Verteidigungskrieg von 1939 teilgenommen hat. Nach Einstellung der Kriegshandlungen war er für die SN konspirativ in Großpolen tätig. Daraufhin wurde er bald von den Deutschen verhaftet und im Fort VII in Posen interniert. Während dieses Gefängnisaufenthalts wurde er mehrfach zu Verhören zur Gestapo gebracht. Bei einem dieser Transporte gelang ihm 1940 die Flucht. Anschließend nahm er erneut Kontakt zur SNim Untergrund auf. Damals wurde er als Verbindungsmann zu den „Dreien” (A. Bniński, S. Piotrowski und der Prälat J. Prądzyński) eingesetzt. Kurz darauf kam die Gestapo auf die Fährte der Verbindungsmänner, auch auf die von Kazimierz Odrobny, der daraufhin wieder ins Gefängnis kam. Im April 1940 wurde er in das Konzentrationslager Dachau verbracht (Gefangenennummer: 5334), wo er circa 30 Tage war. Anfang Juni 1940 wurde er einer Gruppe von Häftlingen zur Deportation in das Lager Mauthausen/Gusen I zugeordnet. Dort erhielt er die Gefangenennummern 6742 [4267] und 45553 und wurde in den Block 17 verbracht. Ende 1944 wurde er von der Lagerverwaltung in Block 2 verlegt. In den fast fünf Jahren, die er in den deutschen Lagern verbrachte, kämpfte er auf vielen Felderngegen den Terror, aber auch gegen Entkräftung und Seuchen (er erkrankte im Lager an Typhus). In diesem Kampf setzte er sein Wissen und seine Fähigkeiten ein, um - wie er selbst sagte - die „Lagerhölle” zuüberstehen. Dank seiner breit gefächerten Interessen vor dem Krieg und da er mehrere Fremdsprachen beherrschte, übernahm er im Lager die Aufgabe des Dolmetschers. Später erinnerte er sich: „In Anbetracht meiner Fremdsprachenkenntnisse musste ich oft als Dolmetscher auftreten und während ich meiner Aufgabe nachging haben sogar die SS-Henkersknechte mich darum beneidet, dass ich in fast 17 Sprachen und Dialekte übersetzen konnte. Aber selbst das hat mich nicht davor geschützt, gefoltert zu werden”. In der Zeit seiner Gefangenschaft wurde Kazimierz Odrobny Zeuge vieler Verbrechen, die sich hinter dem Stacheldraht des Lagers Gusen ereigneten. Zu ihnen zählten: das Ertränken von Menschen (Häftlingen) in den Kloaken, das Töten alter Menschen durch SS-Männer und die Hitlerjugend (14-15-jährige Burschen), das Ertränken von Häftlingen in Wasserfässern in den Waschkauen, die Judenmorde, das Vergasen ganzer Menschengruppen und die tödlichen Phenolinjektionen, die Häftlingen und behinderten Gefangenen verabreicht wurden.