Ikonen, Paletten, Marsmelonen & Planeten: Das künstlerische Wunderland von Alicja Kwade
Mehr Licht gibt es hier nicht
Alicja Kwades Ausstellungen sind immer ortsbezogen, das heißt, der ihr zur Verfügung gestellte Raum ist eine Bühne und Kulisse für ihre Inszenierungen. Weil sie ein sicheres Raumgefühl hat, bezieht sie die architektonischen Besonderheiten, ja, sogar die Geschichte der zu bespielenden Häuser mit ein. Sie setzt sich mit den Räumen auf ihre spezifische Art auseinander, indem sie ihre ursprüngliche Bestimmung gleichermaßen aufgreift und konterkariert. Ein Beispiel dafür war Alicjas erste institutionelle Soloschau in Polen, die 2015/2016 unter dem Titel „Nach Osten“ im TRAFO Stettin stattfand. Dieses 1912 erbaute modernistische Elektrizitätswerk, das sich gegenüber der gotischen Johannes-Kirche befindet und im Stil einer Industriekathedrale gestaltet wurde, ist seit 2013, nach einer sorgfältigen Sanierung, der wichtigste Ausstellungsort der polnischen und internationalen Gegenwartskunst in der Stadt an der Oder. Für die Präsentation ihrer frühen Video-, Sound- und Lichtinstallationen verwandelte die Künstlerin die weiße Mittelhalle und die umliegenden Galerien in einen schwarzen Turm mit einem auf einer Höhe von 14 m angebrachten Pendel, dessen Ende eine Glühbirne krönte. Sie drehte sich um die eigene Achse 24 Stunden lang, blitzte immer wieder auf, um sich dann in der Dunkelheit aufzulösen. Die kurzen lichten Momente erzeugten eine fast übernatürliche Spannung, die die Besucherinnen und Besucher elektrisierte. Umso mehr, dass sie an einem Ort, wo früher Helligkeit produziert wurde, im Dunklen tappen mussten.