Ikonen, Paletten, Marsmelonen & Planeten: Das künstlerische Wunderland von Alicja Kwade
Bekennende Zweiflerin & skeptische Beobachterin
Nun ist die in kosmischen Dimensionen denkende und arbeitende Alicja Kwade auf dem besten Weg, selbst zu einer internationalen Ikone der raumgreifenden Kunst zu werden. Kein Wunder, denn Kunst war schon immer ihr natürliches Ambiente und spielte eine wichtige Rolle im Leben ihrer Familie. Ihre Mutter war Professorin an der Schlesischen Universität Kattowitz / Uniwersytet Śląski w Katowicach, wo sie Kulturwissenschaft und Slawistik unterrichtete, ihr Vater, ausgebildeter Restaurator, gründete und betrieb die erste private Galerie für zeitgenössische Kunst in der schlesischen Metropole. Als Alicja acht Jahre alt war, zog sie zusammen mit ihren Eltern und dem drei Jahre älteren Bruder Martin nach Hannover. Mit 20 ging sie nach Berlin, studierte an der Universität der Künste, die sie 2005 als Meisterschülerin von Christiane Möbus absolvierte. Danach arbeitete sie als Assistentin des Künstlers Anselm Reyle, aber auch als Kellnerin, Schuhverkäuferin und Security Guide bei der Berlinale. Während ihre Gedanken durch das Weltall schweiften, stand sie mit beiden Füssen fest auf dem Boden. Ihre Kunst, mit der sie in einer so kurzen Zeit so große Erfolge verzeichnen konnte, beruht auf einem schlüssigen und überzeugenden Konzept, dem philosophische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse zugrunde liegen. Doch weil Alicja Kwade eine bekennende Zweiflerin und skeptische Beobachterin der faktischen und hypothetischen Welt(en) ist, glaubt sie nicht, was sie sieht, hört oder liest. Sie weiß einfach, dass sie nicht weiß, was wirklich, wahr, konstant und unveränderlich ist. Um die fragile Wahrnehmung der Dinge, zwischen und unter denen die Menschen leben, zu veranschaulichen, schafft sie ein komplexes Werk, dessen Symbolik sich leicht entschlüsseln lässt: Steine verkörpern im Allgemeinen die Erde, zu Kugeln geformt, beziehen sie sich auf Planeten, in den Uhren, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht als solche erkennbar sind, kreist die Zeit, die Spiegel verdoppeln oder multiplizieren scheinbar ins Unendliche Lampen, Leuchten und Leiber. Zum anderen spielt die Künstlerin mit der Form der Objekte, die sie in unerwartete Posen pressen, biegen oder gießen lässt.