Aureli Topolnicki. Dokumente aus dem DP-Lager Wildflecken (Durzyn) 1945–1951
Für den auf seine adlige Abstammung großen Wert legenden Aureli de Sas Topolnicki trafen offenbar beide Gründe zu und schlossen somit eine Repatriierung der Familie nach Polen aus. Topolnicki wurde am 26. November 1907 im beschaulichen Obertyn im Bezirk Horodenka im Osten des damals zu Österreich-Ungarn gehörenden Kronlandes Galizien geboren.[7] Als Polen seine Unabhängigkeit nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wiedererlangte, kamen die im Hinblick auf ihre ethnische, kulturelle, sprachliche und konfessionelle Zusammensetzung (Polen, Ruthenen bzw. Ukrainer, Juden, Deutsche und weitere kleinere Minderheiten) heterogenen Gebiete zur Zweiten Polnischen Republik. In diesem Teil der polnischen Ostgebiete hatte die Familie Topolnicki ihre Wurzeln. Zwar enthalten die Dokumente keine Angaben über die Kindheit und Jugend von Aureli Topolnicki, jedoch muss er das Abitur abgelegt haben, weil er 1929 eine Aufnahmeprüfung am Staatlichen Lehrerseminar in Nieszawa erfolgreich absolvierte und dort 1932 die Diplomprüfung zum Volksschul- bzw. Grundschullehrer bestand. Danach absolvierte Topolnicki, zu dessen besten Fächern Religion, Musik und Deutsch gehörten und dessen Ausbildung mit einem staatlichen Stipendium gefördert worden war, eine zweijährige Lehramtsdienstzeit,[8] vermutlich in Bolechów, einer Kleinstadt im Kreis Dolina in der Wojewodschaft Stanisławów, etwa 130 Kilometer nordwestlich von (seinem in derselben Wojewodschaft liegenden Geburtsort) Obertyn entfernt.[9] Hier heiratete er am 19. Oktober 1934 seine sieben Jahre jüngere Ehefrau Irma Saling.[10] Ihr Vor- und Nachname lassen vermuten, dass sie väterlicherseits einer deutschen bzw. deutschsprachigen Familie entstammte. Diese Annahme wird einerseits dadurch erhärtet, dass mit der österreichischen Herrschaft tatsächlich Ansiedlungsprozesse von Deutschen in der Stadt Bolechów und den umliegenden Regionen einsetzten, andererseits von der Tatsache, dass Irma Saling am 20. April 1915 an ihrem ersten Geburtstag in Fleißen (tschechisch Plesná) getauft wurde, einer überwiegend von Deutschen bewohnten Stadt im Kreis Eger (Cheb) im Sudetenland, das seit 1918 bis zum Münchener Abkommen vom 29. September 1938 zur Tschechoslowakei gehörte. Hingegen war Irmas Mutter, Tekla Łatyk, wohl polnischer Abstammung.[11] Am 26. August 1935 legte Aureli Topolnicki seinen Diensteid ab und wurde mit Wirkung vom 1. September 1935 zum vorläufigen Lehrer an der dreiklassigen öffentlichen Volksschule in Raków im Kreis Dolina ernannt.[12] Im Dezember 1937 bestand er die praktische Prüfung für Lehrer an Volksschulen mit der Gesamtnote gut und erlangte damit die berufliche Befähigung für eine Anstellung an öffentlichen Volksschulen.[13] Daraufhin stellte Topolnicki einen Versetzungsantrag und wurde zum 1. September 1938 an die Volksschule für Jungen in Bolechów versetzt.[14]
[7] Übersetzung eines Auszuges aus dem Taufbuch von Obertyn vom 7.6.1949 (lateinisches Original vom 1.9.1919), [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 008].
[8] Beglaubigte Übersetzung des Volksschullehrerdiploms des Staatlichen Lehrerseminars in Nieszawa vom 5.9.1944 (Original ausgestellt am 3.6.1932), [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 097].
[9] Handschriftliche Notiz mit Topolnickis Aufenthaltsorten und -daten zwischen 1933 und 1947, [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 045].
[10] Kopie des Auszuges aus dem Kirchenbuch von Bolechów (Latein) vom 1.12.1949 (Original ausgestellt am 9.1.1936), [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 011].
[11] Abschrift aus der Geburtsurkunde von Irma Saling, ausgestellt am 20.4.1940, [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 039].
[12] Beglaubigte Übersetzung der Ernennung von Aureli Topolnicki zum Lehrer in Raków vom 5.9.1944 (Original ausgestellt am 1.9.1935), [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 098].
[13] Beglaubigte Übersetzung des Zeugnisses über die praktische Prüfung als Lehrer an öffentlichen Volksschulen von Aureli Topolnicki vom 5.9.1944 (Original ausgestellt am 18.12.1937), [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 099].
[14] Beglaubigte Übersetzung des Schreibens über die Versetzung von Aureli Topolnicki an die Volksschule für Jungen vom 5.9.1944 (Original ausgestellt am 12.7.1938), [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 100].