Aureli Topolnicki. Dokumente aus dem DP-Lager Wildflecken (Durzyn) 1945–1951
Am 4. April 1945 begab sich Aureli Topolnicki – vermutlich mit seiner Frau Irma und seinem Sohn Otto – in das Sudentenland nach Fleißen, wo seine Ehefrau – wie bereits angemerkt – 1915 getauft worden war und vermutlich Verwandte hatte. Die Familie blieb dort bis Ende Juli 1945, als die „wilden“ Vertreibungen der Sudetendeutschen bereits in vollem Gange waren.[24] Danach reiste sie über Pilsen, Nürnberg und Bamberg nach Eichstätt, wo sie am 30. Juli ankam.[25] Unmittelbar nach der Ankunft wurde Aureli Topolnicki Leiter der Schule im DP-Lager im bayerischen Eichstätt.[26] Bereits am 16. August verließ die Familie Topolnicki das Lager aber wieder.[27] Ziel ihrer erneuten Reise war Wildflecken in Nordbayern, wo auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes (Rhön-Kaserne) eines der größten DP-Lager sowohl in der amerikanischen Besatzungszone, als auch in ganz Deutschland eingerichtet worden war – vornehmlich für Polen. Schon zwei Tage nach der Ankunft wurde Topolnicki Lehrer an der Volksschule in Wildflecken-Durzyn.[28] Diese war bereits am 4. Juli 1945 mit anfangs vier Klassen und etwa 200 Schülern eingerichtet worden. Sehr zügig stieg die Zahl der Klassen auf über 20 und die Zahl der Schüler auf etwa 800 an. Daran änderte auch die Fluktuation der Schüler- und Lehrerschaft zunächst nichts, die einerseits aufgrund der Repatriierungen nach Polen, andererseits wegen der Schließung kleinerer DP-Lager und der Überführung der Bewohner in größere Lager – wie das in Wildflecken – immens hoch war, wenngleich die Schüler- und Lehrerzahl ab 1947 allmählich, aber stetig kleiner wurde.[29] Am 5. März 1947 wurde Topolnicki vom Zentralkomitee für Schul- und Bildungsangelegenheiten des Polnischen Verbandes in Deutschland, mit Sitz in München, zum Leiter des polnischen Schulkreises Wildflecken-Durzyn ernannt.[30] Nur wenige Wochen später übernahm er zudem die Verantwortung für das weiterführende Schul- und Bildungswesen im genannten Schulkreis. Die Ausübung dieser Funktionen wurde von seiner Ausreise nach Belgien am 16. Juni 1947 unterbrochen.[31] Dieser bereits zweite Versuch der Emigration – schon im Juni 1946 hatte Topolnicki in den Niederlanden gearbeitet[32] – endete nach nur wenigen Wochen mit seiner Rückkehr im August 1947 nach Wildflecken,[33] wo er ab dem 29. August erneut als Volksschullehrer angestellt war.[34] Wahrscheinlich übernahm Topolnicki zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 1949 auch die Schulleitung der Volksschule.[35]
[24] Handschriftliche Notiz mit Daten und Aufenthaltsorten, [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 043].
[25] Handschriftliche Notiz mit Reiseroute und Daten von Juli 1945, [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 044].
[26] Bescheinigung über die Zuteilung von Lebensmitteln außerhalb der Reihe, [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 007].
[27] Handschriftliche Notiz mit Daten und Aufenthaltsorten, [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 043].
[28] Englischsprachige Arbeitsbescheinigung für A. Topolnicki über seine Tätigkeit als Lehrer an der Grund- und Weiterführenden Schule in Durzyn (Wildflecken) seit dem 18.8.1945, [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 009].
[29] Bericht über die Entstehung und Entwicklung des kulturellen, schulischen und organisatorischen Lebens der polnischen DPs in Durzyn (Wildflecken), [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 069]; mit dem einsetzenden Kalten Krieg und der Tatsache, dass mehrere Hunderttausend DPs von den Alliierten nunmehr als nicht repatriierbar eingestuft worden waren, setzte nach und nach die Emigration vornehmlich nach Übersee ein.
[30] Ernennungsschreiben des Zentralkomitees für Schul- und Bildungsangelegenheiten in der amerikanischen Besatzungszone – Topolnicki wird Leiter des Schulkreises Durzyn (Wildflecken), [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 073].
[31] Englischsprachige Arbeitsbescheinigung für A. Topolnicki über seine Tätigkeit als Lehrer an der Grund- und Weiterführenden Schule in Durzyn (Wildflecken) seit dem 18.8.1945, [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 009].
[32] Niederländische Krankenkassenkarte, ausgestellt für Topolnicki am 18.6.1946, [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 107].
[33] Dienstlicher Befehl über den Transport von acht polnischen DPs nach Wildflecken am 7.8.1947, [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 016].
[34] Bescheinigung für Aureli Topolnicki über seine Tätigkeit als Volksschullehrer im DP-Lager Wildflecken vom 29.8.1947 bis 30.4.1950, [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 012].
[35] Ein Zeugnis von Mai 1949 hat noch ein anderer Schulleiter unterschrieben, siehe: Volksschulzeugnis aus der 4. Klasse von Otto Topolnicki vom 21.5.1949, [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 060]; ein anderes Schriftstück vom 25.7.1949 ist aber bereits an Topolnicki als Schulleiter adressiert, siehe: Antwort des „Directors of Education for US & French Zone“ auf ein vorausgegangenes Schreiben von A. Topolnicki (in seiner Funktion als Schulleiter), [Nachlass Aureli Topolnicki, Dokument Nr. 070].