Zofia Odrobna (1917–1960): Mutter der „verlorenen“ Kinder
Am 17. April 1949 empfingen Zofia und Kazimierz Odrobny von Pfarrer Edmund Banaszak im Dekanat des Ersten Korps im Polnischen Zentrum in Köln-Mülheim das Sakrament der Ehe. Von diesem Tag an hat sich Zofia gemeinsam mit ihrem Ehemann um die Belange der polnischen Flüchtlinge bemüht. Einige Monate nach der Trauung wechselten die Eheleute in das DP-Lager in Höxter, das sich in einer ehemaligen Kaserne befand. In der ersten Hälfte der 1950er Jahre zogen sie in den für Flüchtlinge neu erbauten Stadtteil von Velbert, wo sie dann bis zu ihrem Tod in der Höferstrasse 58 wohnten. In der Nachkriegszeit hielt Zofia engen Kontakt mit ihrer Familie in Polen, vor allem zu ihrer Schwester Izabela und deren Ehemann Mieczysław Zięba, die in Przemyśl geblieben waren. Zofia und Kazimierz waren kinderlos, was wohl durch ihre gesundheitlichen Probleme und die Komplikationen zu erklären ist, die aus den Lageraufenthalten resultierten. Bei alledem wurde sie in für sie schwierigen Phasen von ihrem Mann Kazimierz betreut und versuchte trotz ihrer immer mehr nachlassenden Gesundheit am Leben der polnischen Flüchtlinge teilzunehmen, wobei sie vor allem den Bedürftigsten half. Dadurch wurde sie von Bekannten häufig gebeten, Taufpatin polnischer Kinder zu werden. In dieser Zeit hat sie sich auch sehr für Waisenkinder in Deutschland eingesetzt. In dieser Hinsicht arbeitete sie mit dem Polnischen Schulverein (Polska Macierz Szkolna) und der Hilfsaktion für polnische Kinder in Deutschland (Akcja Pomocy Polskim Dzieciom w Niemczech) zusammen. Außerdem trat sie auch als Organisatorin von „grünen Schulen“, von Ferienlagern und von Sommerfrischen auf, und sie sorgte sich um die finanzielle Unterstützung bedürftiger Kinder.
Nach der Gründung des Verbands Polnischer Flüchtlinge (Zjednoczenie Polskich Uchodźców) wirkte sie in dieser Organisation als einfaches Mitglied im Zweiten Bezirk des Verbands mit, ohne eine Schlüsselfunktion zu bekleiden. Zofia und ihr Ehemann bildeten ein gutes Team, wobei sie Kazimierz in den ersten Jahren des Verbands auch in organisatorischen Aufgaben zur Hand gegangen ist. Als 1953 beim Hauptvorstand des Verbands eine Bildungskommission gegründet wurde, griff Zofia dieses Thema auf. Sie korrespondierte in den Angelegenheiten der polnischen Kinder mit Zofia Arciszewska und organisierte Fahrten aus Deutschland in die Sommerfrische nach England. Sie wusste, dass ein Klimawechsel und eine andere Umgebung die Entwicklung der jüngsten polnischen Flüchtlingskinder fördern würde. 1955 beantragte sie vermutlich auf Zureden ihres Ehemanns ihre Mitgliedschaft in der Nationalen Partei (Stronnictwo Narodowe) in Westdeutschland. Von 1956 bis 1959 war sie Delegierte des Ersten Bezirks des Verbandes Polnischer Flüchtlinge in Velbert.