Verband Polnischer Flüchtlinge in Deutschland (ZPU)
Der Vorstand des ZPU unterhielt durchgängig gute Beziehungen zu polnischen Geistlichen in der Bundesrepublik Deutschland. Diese Kontakte haben bis auf wenige Ausnahmen viele Jahre überdauert. Die Aktivisten des ZPU haben sich gern in zahlreiche Initiativen der Geistlichen engagiert, auch durch aktive Teilnahme. Zu den wichtigsten Anlässen gehörten Wallfahrten von Polen nach Neviges und Maria-Buchen sowie die Festlichkeiten anlässlich der Tausendjahrfeier der Christianisierung Polens, der sogenannten „Taufe Polens“ (Chrzest Polski), 1966. In späteren Jahren wurden die verschiedenen katholischen Initiativen in Gemeinschaft mit den polnischen Geistlichen eher in einzelnen, individuellen Gruppen ohne nennenswerte Teilnahme des Vorstands realisiert, bis sie schließlich ganz eingestellt wurden.
In den siebziger Jahren wurden die Geschicke der Organisation weiterhin von ihrem Vorsitzenden, Kazimierz Odrobny, geleitet. In der Geschichte der Organisation waren dies äußerst schwierige Jahre, da unter den Verbandsaktiven immer mehr Sterbefälle zu beklagen waren, die einen Generationswechsel im ZPU nach sich zogen. Doch für die vakant gewordenen Stellen fanden sich kaum bereitwillige Nachfolger. Dabei ließ der Verband zu seinen zentralen Verbandsorganen keine Wirtschaftsmigranten und keine „neuen“ Flüchtlinge aus der Volksrepublik Polen zu. Diese Haltung folgte der Vision des Vorsitzenden, der den Verband als Vertretung der Kriegsflüchtlinge sah. Zudem war dies auch die Zeit, in der die finanziellen Mittel für das laufende Geschäft des Verbands immer knapper wurden. Insofern wurden Ratssitzungen und Vorstandswahlen immer wieder auf Jahre hinausgeschoben. Die Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag des Bestehens des Verbands wurden nur in einigen wenigen Ortsgruppen des ZPU begangen. Eine zentrale Veranstaltung zu diesem Anlass blieb aus. Es war das erste deutliche Signal für den Niedergang der Zentrale, also des Vorstands. Die Stunde des Untergangs des Verbands nahte. Kazimierz Odrobny nahm zwar noch 1975 an der internationalen Konferenz „Polonia Jutra’75” (sinngemäß: 1975 - Die Zukunft der Polonia) teil, doch diese Tatsache hatte keinen größeren Einfluss mehr auf die weitere Arbeit des ZPU. Dem Vorsitzenden fehlten bereits die Kräfte, um die Bemühungen aller Organisationen zu koordinierten, an denen er beteiligt war. Aus heutiger Sicht scheint es so zu sein, als ob sich die Existenz der Organisation in den siebziger Jahren bis zu seinem Tod im Jahr 1981 nur seinem persönlichen Willen und seiner Autorität verdankt. Nach seinem Tod brachen im Verband das Chaos und der Kampf um Einflussnahme aus. Aus der gesamten Struktur überlebte nur der Bezirk in München, der aus einer größeren Gruppe von Aktivisten und aus ein paar selbstständig gebliebenen Ortsgruppen bestand. Streitigkeiten und Grabenkämpfe der Funktionäre führten dazu, dass der Verband für die „neuen“ Emigranten der Solidarność-Generation nicht attraktiv war. Gleichwohl war es einem Teil der zugezogenen „neuen” Kräfte zu verdanken, dass einige Ortsgruppen reaktiviert werden konnten, während andere ihre Arbeit wieder vitaler und aktiver betrieben. Im Zuge dessen wurde Mitte der achtziger Jahre der fünfte Bezirk mit Sitz in Westberlin gegründet. Doch letztlich haben alle diese Maßnahmen den ZPU nur wenige Jahre länger leben lassen. 1993 ließ der letzte Vorsitzende des ZPU, Andrzej Prusiński, die Organisation bei Gereicht aus dem Vereinsregister streichen. Der ZPU hörte auf zu existieren.