Verband Polnischer Flüchtlinge in Deutschland (ZPU)
Im demselben Sinne, wie die Kooperationen des zentralen ZPU-Vorstands verliefen, arbeiteten auch die Bezirksvorstände mit den Landesregierungen und ihren Ministerien zusammen. Diese Kooperationen bezogen sich vor allem auf die Finanzierung des polnischen Schulwesens. In diesem Kontext sollte nicht unerwähnt sein, dass dieser Bereich der Arbeit des ZPU seit dem Bestehen des Bildungsausschusses sowohl von den Landesregierungen der Bundesrepublik Deutschland, als auch von der Bundesregierung mit bescheidenen Mitteln bezuschusst wurde. Eine umfassende Zusammenarbeit des Vorstands des ZPU in diesem Bereich erwuchs in den fünfziger und sechziger Jahren mit dem National Catholic Welfare Council (NCWC), mit dem Sender Radio Free Europe (RFE), dem Polish American Immigration Relief Committe (PAIRC) und der UNO. Diese Organisationen haben viele Jahre lang polnische Schulen finanziell unterstützt und Stipendien für Schüler und Studenten finanziert. Seine lebhafteste Entwicklung erfuhr das polnische Schulwesen Ende der sechziger Jahre im zweiten ZPU-Bezirk in Nordrhein-Westfalen. Leider kam es 1968 zu einer Zäsur, die maßgeblich von Dominik Marcol hervorgerufen wurde. Die damalige Spaltung schwächte die Aktivitäten des ZPU, stellte seinen Vorstand vor den deutschen Behörden bloß und führte zur Einziehung der Zuwendungen, die dem ZPU für seine schulischen Aufgaben von der Bonner Regierung gewährt wurden. Letztlich haben diese Ereignisse die finanzielle Quelle zum Versiegen gebracht, den Rückgang der Aktivitäten des ZPU eingeleitet und die Schließung der polnischen Schulen herbeigeführt. Sie haben auch den Zerfall der Organisation eingeleitet.
Da sich der ZPU der Unabhängigkeit verschrieben hatte, sodass ihm die Exilregierung in London als oberste Machtinstanz galt, wurde bald klar, dass der Sicherheitsapparat der Volksrepublik Polen seine Aktivitäten als staatsfeindlich eingestuft hat. Dies wiederum sorgte unmittelbar dafür, dass die polnischen Sicherheitsbehörden die Funktionäre des Verbands ins Visier nahmen. Besonderes Interesse zeigten die Abteilungen I und II des polnischen Außenministeriums (ziviler Nachrichtendienst und Spionageabwehr), die unter anderem folgende Personen observierten: Dipl.-Ing. Jerzy Arłamowski, Henryk Bogdański, Antoni Czerwiński, Czesław Brunner, Władysław Kawecki, Jerzy Knothe, Janusz Jar-Łańcucki, Dominik Marcol, Stanisław Mikiciuk, Kazimierz Odrobny, Wincenty Broniwój-Orliński, Leopold Sanicki, Witold Szwabowicz und Roman Żelazny. Dies sind aber nur einige wenige derer, die schließlich ausspioniert wurden. Dabei gab es auch einige Zeitgenossen, die sich dank der Gunst der Stunde zu einer Zusammenarbeit mit dem polnischen und dem westdeutschen Nachrichtendienst bereitfanden. Es ist durchaus möglich, dass es dies häufiger gab. Dabei weiß man jedoch bis heute nicht, ob die Spaltung des Bezirksverbands Nordrhein-Westfalen 1968 vom Nachrichtendienst der Volksrepublik Polen betrieben wurde. Die Umstände und die Ereignisse deuten eher auf Operationen westdeutscher Nachrichtendienste hin. Eine besondere Rolle in diesen Jahren spielte jedenfalls Dominik Marcol, der Vorsitzende des ZPU-Bezirks Nordrhein-Westfalen, der enge und nicht nur punktuelle Kontakte zum polnischen Geheimdienst unterhielt. Durchaus erwähnenswert ist, dass auch der britische MI6, die Stasi, der Verfassungsschutz und der Bundesnachrichtendienst (BND) Interesse an der Organisation und ihren Funktionären hatten.