Verband Polnischer Flüchtlinge in Deutschland (ZPU)
Im Übrigen wurde ein starkes soziales Engagement entfaltet. Man suchte nach Polen, die sich in Krankenhäusern und Sanatorien befanden, und ließ ihnen finanzielle Unterstützung zukommen. Eine große Zahl derer, die ihr Dasein unter schwierigsten Bedingungen fristeten, konnte mit regelmäßigen Zuwendungen rechnen. Eine andere Form der Hilfe galt Staatsbürgern der Volksrepublik Polen, die Medikamente benötigten, die es in Polen nicht gab. Alles in allem wurden Landsleute in Polen über zwanzig Jahre unterstützt. Die entsprechenden finanziellen Mittel kamen aus dem Hilfsfonds für die Opfer des Zweiten Weltkriegs (Fundusz Pomocy Ofiarom II wojny światowej), der sich wiederum aus Spenden an die Katholische Universität Lublin (Katolicki Uniwersytet Lubelski) speiste. Die gesamte Arbeit in diesem Bereich ist Witold Szwabowicz zu verdanken, der die Aktivitäten seit Ende der fünfziger Jahre bis zu seinem Tod im Jahre 1982 koordinierte.
Als Kazimierz Odrobny den Vorsitz übernahm, kamen die Aktivisten der Stronnictwo Narodowe (SN), der Nationalen Partei, die wichtige Funktionen im Verband ausübten, zu Wort. Dies blieb dann so bis Ende der siebziger Jahre. In dieser Zeit wurden die Posten der älteren Generation der SN mit den Mitgliedern der PPS besetzt.
In den sechziger und siebziger Jahren wurde die Arbeit des ZPU unverändert fortgeführt. Dabei ging es unter großen Anstrengungen darum, die Arbeit der Schulen zu garantieren, Sozialhilfe für Bedürftige aufzubringen sowie das gesellschaftliche und kulturelle Leben zu gestalten. In dieser Zeit hat sich der Vorstand des Verbands nie gegen die Exilregierung in London gewandt, sondern verblieb stets unter ihrer Hoheit. Zugleich setzte Kazimierz Odrobny seine Bemühungen um deutsche Entschädigungen für Zeiten in den Konzentrationslagern zusammen mit dem Zentralkomitee für ehemalige politische Häftlinge der deutschen Gefängnisse und der Konzentrationslager in der Freien Welt (Centralny Komitet b. Więźniów Politycznych Niemieckich Więzień i Obozów Koncentracyjnych w Wolnym Świecie) fort. Diese Aufgabe wurde rasch zu seinem wichtigsten Thema. Die Zusammenarbeit des ZPU mit Rechtsanwalt Mieczysław Chmielewski diente dazu, von der Bundesrepublik Deutschland sowie aus dem Fonds des Hohen Kommissars für Flüchtlinge Renten und Entschädigungen zu erwirken. Zu diesem Zweck wurden von der Organisation Fragebögen von den Personen eingeholt, die mit einem positiven Ausgang eines gerichtlichen Entschädigungsverfahrens rechnen konnten. Parallel wurden in dieser Sache Bemühungen vor dem Hohen Kommissar für Flüchtlinge in Bonn und Genf eingeleitet. Die Bedeutung dieser Problematik und ihre internationale Tragweite haben dann dazu geführt, dass Anfang der sechziger Jahre eine internationale Organisation mit dem Namen „Zentralverband für Ausländische Flüchtlinge in der BRD“, kurz ZAF, in der Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde. Kazimierz Odrobny übernahm dort zunächst das Amt des Sekretärs, bevor er später Vorsitzender des Vorstands wurde. Diese Organisation befasste sich vornehmlich mit Entschädigungsfragen und setzte sich zusammen unter anderem aus Vertretern Estlands, Tschechiens, Jugoslawiens, Litauens, Lettlands, Polens, der Ukraine, Ungarns zusammen. Sie trug in den sechziger und siebziger Jahren die größte Last, die vom ZPU im Hinblick auf die Entschädigungen geschultert wurde. Sie bildete in diesen Jahren quasi den Transmissionsriemen zwischen dem ZPU, den internationalen Flüchtlingsorganisationen, der deutschen Administration und dem Hohen Kommissar für Flüchtlinge. Dabei ist es, abgesehen von den Erfolgen des ZAF, diesen Aktivitäten mit zu verdanken, dass der Komplex der Entschädigungen von der Regierung der Bundesrepublik Deutschland geordnet werden konnte. Kazimierz Odrobny gelang es auch, sich mit dem Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zu verständigen, der das Bundesentschädigungsgesetz, auf dessen Grundlage ehemaligen Häftlingen der deutschen Konzentrationslager Sozialhilfe zustand, mitgetragen hat. 1969 verbuchte die Zusammenarbeit des ZPU mit dem ZAF ihren größten Erfolg: das Büro des Hohen Kommissars für Flüchtlinge beschloss, einen „großen Fonds“ (45 Mio. DM) und einen „kleinen Fonds“ (3 Mio. DM) für Entschädigungen einzurichten.