Polnische Briefe aus Vorkriegs, Kriegs- und Nachkriegszeit am Beispiel von Rheinland-Pfalz

Geschwister Ruth Becker, geb. Boos (1928) und Otto Boos (1926) am 16. Juni 2021 in Mauchenheim
Geschwister Ruth Becker, geb. Boos (1928) und Otto Boos (1926) am 16. Juni 2021 in Mauchenheim

Gabsheim
 

Im rheinhessischen Gabsheim war der am 2. Mai 1917 im Kreis Tarnów (heutiges Südostpolen) geborene Pole Juliusz Górski als Zwangsarbeiter beschäftigt. Górski war von Beruf Gärtner und hatte vor seiner Verbringung nach Deutschland im polnischen Lemberg (polnisch Lwów, heute L’viv, Stadt in der Westukraine) in der Hauke-Bosak-Straße 20 gelebt. Seine Eltern hießen Kazimierz Górski und Eleonora (geborene Kwapniewska) Górska.[1] Zunächst brachte man ihn am 5. Februar 1940 ins schlesische Buselwitz (heute polnisch Bogusławice); über Stationen in „Buchenwalde“ (Buchenwald) und dann Limburg erreichte er am 1. Mai 1940 Gabsheim und war dort zunächst bei Jacob Michel I. in der Landwirtschaft beschäftigt, dann wurde er bald Johann Kreit, ebenfalls in Gabsheim, zugeteilt.[2] Während seiner Zeit auf dem Hof von Johann Kreit erhielt Juliusz Górski Briefe und Postkarten von seiner Familie, die sich bis heute erhalten haben und von Johann Kreits Sohn, Erich Kreit, aufbewahrt werden. Dazu gehört auch diese Postkarte vom 15. September 1943, die Eleonora Górska an ihren Sohn Juliusz schrieb:

„ABSENDER: E. Górska

Lemberg

Hauke-Bosaka 33/4

An Herrn

Górski Juliusz

bei J. Kreit

Gabsheim 89

Kr. Alzey in Rhein-Hessen

Geliebter Juleczek!

Wir haben die Karte von Dir bekommen. In letzter Zeit habe ich das Schreiben etwas schleifen lassen, aber nur noch drei Wochen muss ich bei […] arbeiten und dann werde ich mich um den Haushalt kümmern. Gestern war Herr Miecio Słodcki und [Kimczyk] da, wir haben die Zeit sehr nett mit Erinnerungen verbracht. Papa hatte zwei Wochen Urlaub, er fühlt sich gesund und er will Dir die ganze Zeit schon schreiben aber [in/im …]. Tante Cenia will uns besuchen kommen, aber ich weiß nicht, ob sie sich dazu entschließen wird.

Das Wetter ist bei uns sehr schön, allerdings ist es auch ziemlich kühl.

Ich küsse Dich herzlich mein geliebter Julu. Basia fragt Dich, ob Du Ihren Brief erhalten hast.

Deine Ma[ma]

15/9/943“

 

[1] Nachkriegszeitkartei, 3.1.1.1/ 03010101 oS/ 67214399 - Juliusz GÓRSKI/ ITS Digital Archive, Arolsen Archives, https://collections-server.arolsen-archives.org/G/ITS_DATA_EXPORT_DP/03…. (zuletzt aufgerufen am 10.10.2021)

[2] Kriegszeitkartei (Melde- und Registrierkarten, Arbeitsbücher, individueller Schriftverkehr), DE ITS 2.2.2.1/ 02020201 oS/ 72426655 - JULIUS GORSKI/ ITS Digital Archive, Arolsen Archives, https://collections-server.arolsen-archives.org/G/wartime/02020201_1/16…. (zuletzt aufgerufen am 10.10.2021)

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  • Postkarte von Eleonora Górska an ihren Sohn Juliusz vom 15.09.1943

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  • Brief von Kazimierz Wojciechowski an Familie Schnell vom 29. 12.1947

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