Polnische Briefe aus Vorkriegs, Kriegs- und Nachkriegszeit am Beispiel von Rheinland-Pfalz
Mauchenheim
Die polnischen Spuren aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz haben als Teil einer deutsch-polnischen Migrationsgeschichte eine Vorgeschichte, bei der man nicht erst zum Durchzug polnischer Aufständischer nach der Niederschlagung des Novemberaufstands von 1831 zurückgehen muss, sondern zu ihr gehört auch die freiwillige polnische Arbeitsmigration nach Deutschland in der Zwischenkriegszeit, die damit im Gegensatz zu den Deportationen nach Deutschland zur Arbeit unter Zwang und Gewalt während des Krieges steht.
Die Arbeitsmigration der Zwischenkriegszeit betraf nicht allein etwa die Hunderttausenden von polnischen Landarbeiterinnen und Landarbeiter, die als saisonale Arbeitskräfte nach Ostpreußen kamen, sondern auch etwa die pfälzische Gemeinde Mauchenheim in der südwestdeutschen Provinz, die heute zum rheinhessischen Landkreis Alzey-Worms in Rheinland-Pfalz gehört. Dort, auf dem Hof der Familie Boos, hatte Władysława Kuźniak zuvor bereits gearbeitet, als sie am 3. Januar 1939 wieder einen Brief an die Familie schrieb, in der sie ihrer Freude Ausdruck verlieh, erneut in Mauchenheim arbeiten zu können und dieses Mal auch mit ihrer Schwester Cecylia zu kommen. Die Schwestern Władysława und Cecylia Kuźniak lebten in Siemkowice, bzw. Ożegów, Kreis Wieluń, südlich von Lodz (Łódź), als Władysława Kuźniak ihren auf den 3. Januar 1939 datierten Brief verfasste:
„Osegow [Ożegów] den 3.1.39
Sehr geehrte Herr Boos,
Zuerst teile ich ihnen mit das ich gesund und munter bin was ich auch von ihnen das selbe hoffe. Ihren Brief habe ich erhalten für welchen ich ihnen herzlich danke. Und ich habe mich sehr gefreut wie ich den Brief von ihnen erhalten habe und daraus gelesen das Sie schon die Papiere auf Arbeitsamt abgegeben haben, das ich wieder bei ihnen kommen kann. Sind Sie so gut und stelen Sie in dem Kontrackt welchen Tag und Monat Sie mir da zu Arbeit haben wollen. Da werde ich den Monat und den Tag zu ihnen zur Arbeit geschickt. Ich danke ihnen für das schöne schreiben. Sehr geehrte Herr Boos jetzt teile ich ihnen mit das bei uns von 15 Dezember 30 Dezember war großer Frost und Schnee. Aber jetzt von 30 Dezember ist milde Winter.
Ich denke jeden Tag an euch alle und die Tage sind mir sehr langweilig in Polen. Wenn mir der Tag am schnelsten käme das ich wieder zu ihnen kommen kann. Jetzt habe ich nicht eines zu schreiben als ich Sie ihre Frau und Ruth und Otto herzlich jetzt grüße ich ihre Großmutter und Lehne
Meine Liebe Ruth und Otto mir ist sehr langweilig ohne euch ich habe immer euch in gedanken.
Ich eure Wadi
Bitte gleich um Antwort.
Ich eure Wadi
Jetzt grüße ich und meine Schwester ihren Schwager Albert Knobloch und meine Schwester freut sich sehr das Sie in dies Jahr mit kommen kann. Wir freuen uns sehr das wir beide nicht weit von einander Arbeiten werden. Jetzt grüßen wir Herr Albert Knobloch mit Frau und Sohn herzlich grüße ganze Familie Knobloch. Bitte um Antwort.
Ich eure Zezilie und Wadi
Auf wiedersehen.“