Kollegialität und Solidarität bei Opel in Bochum. Erinnerungen von Bochumer Opelanern mit transnationalem Hintergrund

Verwaltungsgebäude Werk I, Bochum
Verwaltungsgebäude Werk I, Bochum

Transnationale Zusammenarbeit mit den polnischen Opel-Kolleg*innen aus Gliwice: „Jeder kämpft für sich allein.“

 

Mit der Öffnung des Opel-Standortes in Gliwice im Jahr 1998 kam es auch allmählich zu Kontakten mit den Opelaner*innen des polnischen Standortes.

„Man hat dort acht Stunden zusammengesessen, da gab es dann professionelle Dolmetscher. Beim Zwischenmenschlichen, als wir getrunken und gegessen haben, da habe ich vermittelt, damit sich alle verstehen konnten. Ich spreche ja polnisch.“ (Andreas Gilner)

Diese grenzüberschreitenden Kontakte zwischen Opelaner*innen aus Bochum und Gliwice wurden im Zusammenhang der forcierten Standortkonkurrenz umso bedeutsamer. Im Jahr 2007 sind gewerkschaftliche Vertrauensleute, Betriebsräte und Vertreter*innen der IG Metall aus Bochum erstmals zum informellen Austausch nach Opel Gliwice geflogen. Genauso wurden auch Vertreter*innen aus Gliwice nach Bochum eingeladen. Dieser Austausch fand Ende des Jahres 2007 unter dem Projektnamen „Arbeitnehmersolidarität von unten“ statt. Es wurden unter anderem Erfahrungen über die Entwicklung der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen der verschiedenen Standorte ausgetauscht und Unterschiede in den Bereichen Arbeitnehmervertretung und Vergütungssystem erörtert.[1] Das Ziel dieser Zusammenkünfte war ein gegenseitiges Verständnis über die unterschiedlichen Betroffenheiten der Opelaner*innen an verschiedenen Standorten in Bochum und Gliwice zu entwickeln, um der Standortkonkurrenz mit einem Konzept der standortübergreifenden Zusammenarbeit und Solidarität zu begegnen.

Auch einige der befragten Opelaner aus Bochum haben an diesem Austausch teilgenommen und berichteten von einer ganz besonderen Art der Gastfreundschaft der polnischen Kolleg*innen in Gliwice. Es wurde sich sehr um die Gäste aus Bochum bemüht und sie wurden herzlich empfangen.

„Ich war echt erstaunt, was die Kollegen in Polen auf die Beine gestellt haben. Das war wie eine Hochzeitsfeier für 100 Leute. Das war schon erstaunlich.“ (Lothar Degner)

Es wurde zudem davon berichtet, dass während des Austauschs besprochen wurde, wie die sozialen Standards in Bochum und in Gliwice zu bewerten waren, und wie diese miteinander verglichen werden konnten. Dabei ist deutlich geworden, wie viel schlechter die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen in Gliwice im Vergleich zu Bochum ausgestaltet waren:

„Hier in Bochum hat man viele soziale Standards. Leute mit Einschränkungen müssen keine schweren Arbeiten machen oder sich bücken. Aber in Polen gibt es so was nicht. Wenn einer krank war, der wurde rausgeschmissen. Auch wenn man hier in Bochum am Schluss viel und schnell arbeiten musste, weil viele Leute entlassen wurden, waren die Sozialstandards hier viel besser als damals in Polen.“ (Andreas Gilner)

 

[1] Bauer, Markus: „Arbeitnehmersolidarität von unten“ vom 8. Bis 11. November 2007 in Gleiwitz. Projektinformation. 2008.

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  • Eröffnung des Ruhr-Parks in Bochum, 1964

    Der Ruhr-Park wurde 1964 in Bochum als damals zweitgrößtes Einkaufszentrum der jungen BRD am Ruhrschnellweg eröffnet.
  • Ruhr-Universität Bochum

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  • In der Produktionshalle des Adam Opel AG Werk Bochum

    In der Produktionshalle des Adam Opel AG Werk Bochum.
  • Lothar Degner und seine Kollegen

    Lothar Degner und seine Kollegen (von links nach rechts): Rainer Schikopanski, Klaus Klinger, Horst Gröne und Lothar Degner.
  • Andreas Gilner und seine Kollegen

    Andreas Gilner und seine Kollegen (von links nach rechts): Manfred Hyna, Werner Ushakov und Andreas Gilner.