Jan Skala (1889–1945). Enger sorbischer Mitarbeiter des Bundes der Polen in Deutschland

Jan Skala um 1930
Jan Skala um 1930

Von Anfang an arbeitete er mit dem Bund der Polen in Deutschland zusammen, der damals mächtigsten Organisation der größten nationalen Minderheit in Deutschland. Er freundete sich mit führenden polnischen Funktionären an. Zugleich engagierte er sich zunehmend für andere nationale Minderheiten in Deutschland. Im Mai 1925 übernahm er die Redaktion der in Berlin entstandenen Zeitschrift „Kulturwille“ (ab Januar 1926 „Kulturwehr”), die das Organ des 1924 gegründeten Verbandes der nationalen Minderheiten Deutschlands war. In den 1930er Jahren war Skala Vizepräsident der Organisation. Die Zeitschrift wurde bald zu einem wichtigen Forum für den Erfahrungsaustausch zwischen Minderheiten, vor allem Polen, Dänen, Friesen, Litauern und Sorben. 1929 veröffentlichte er zusammen mit dem Dänen Julius Bogensee eine Studie über nationale Minderheiten und ihre rechtliche Stellung in Deutschland (in polnischer und deutscher Sprache). Sie stieß auf großes Interesse, auch international. In den Jahren 1925 und 1927 nahm Skala an den Kongressen der nationalen Minderheiten in Genf teil. 1932 war er der einzige sorbische Kandidat, der bei den preußischen und deutschen Parlamentswahlen aufgestellt wurde. Obwohl er das Mandat nicht gewann, wuchs seine Popularität. Er war ein guter Redner und knüpfte auf seinen vielen Reisen leicht Kontakte.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland im Jahr 1933 und der Einführung von Beschränkungen für die Aktivitäten nationaler Minderheiten nahm die Bedeutung der „Kulturwehr” weiter zu. Skala nutzte das Forum der Zeitschrift, um über diskriminierende Praktiken zu informieren, und veröffentlichte umfangreiche Beiträge und Dokumentationen. Auf diese Weise kritisierte er die Rassen- und Nationalitätenpolitik der Nazis gegenüber den nationalen Minderheiten oder anderen ethnischen Gruppen in Deutschland. Er arbeitete auch an einer Sammlung von Daten über die polnische Minderheit mit, die in das „Lexikon des Polentums in Deutschland” eingingen. Eine solche Tätigkeit, die sich zwar noch in den Grenzen des Gesetzes bewegte, erforderte viel Zivilcourage, woran es Skala nicht mangelte. Der Aktivist wurde auf verschiedene Weise schikaniert, seine Wohnung wurde durchsucht und er wurde von der Polizei überwacht. Schließlich strich ihn die Reichskulturkammer 1936 von der Redaktionsliste und zwang ihn so zum Rücktritt. Er erhielt ein Berufsverbot als Journalist und musste sich nach anderen Einnahmequellen umsehen.

Doch trotz der zunehmenden Gefahr stellte Skala seine politische und gesellschaftliche Arbeit nicht ein. Er zog nach Bautzen und setzte seine Aktivitäten für den Bund der Polen in Deutschland und die „Domowina“, den Bund Lausitzer Sorben e. V. fort. Im Januar 1938 wurde er unter dem Vorwurf der „Vorbereitung zum Hochverrat“ vorläufig festgenommen. Bis Oktober war er in Dresden inhaftiert, nach seiner Freilassung wurde er polizeilich überwacht. Während dieser Zeit verschlimmerten sich seine gesundheitlichen Probleme. In den letzten Jahren seines Lebens kämpfte er gegen Krankheit, finanzielle Schwierigkeiten und verschiedene Schikanen. Lange Zeit konnte er keine feste Anstellung finden, auch seine Frau wurde entlassen. Im Jahr 1941 zog er nach Berlin, wo er bei einem statistischen Verlag angestellt war. Eine große Tragödie war der Tod seines einzigen Sohnes an der Ostfront im Jahr 1943. Nachdem sich die Bombardierung der deutschen Hauptstadt intensivierte, zog er Ende 1943/1944 zur Familie seiner Frau in das Dorf Dziedzice (dt. Erbenfeld) bei Namslau (heute: Namysłów). In dem Dorf lebte die einheimische polnische Bevölkerung Seite an Seite mit den Deutschen. Nach einigen Monaten fand er in Namslau eine Büroarbeit in einem der Industriebetriebe. In dieser Zeit half er mehrmals Pol:innen, die im Untergrund tätig waren.

 

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  • Jan Skala mit Frau Else und Tochter Liselotte

    Jan Skala mit Frau Else und Tochter Liselotte, 1922
  • Jan Skala

    Jan Skala, 1928
  • Gedenktafel am Geburtshaus Skalas

    Gedenktafel am Geburtshaus Skalas in Nebelschütz (Njebjelčicy), 1957
  • Einweihung des symbolischen Grabsteins in Włochy

    Einweihung des symbolischen Grabsteins in Włochy (dt. Wallendorf) bei Namysłów (dt. Namslau), 1964
  • Grabsteintafel am symbolischen Grabstein in Włochy

    Grabsteintafel am symbolischen Grabstein in Włochy (dt. Wallendorf) bei Namysłów (dt. Namslau), 1984
  • Grabsteintafel am symbolischen Grabstein in Włochy

    Grabsteintafel am symbolischen Grabstein in Włochy (dt. Wallendorf) bei Namysłów (dt. Namslau), 2023
  • Eingang zum Friedhof in Włochy

    Eingang zum Friedhof in Włochy (dt. Wallendorf) bei Namysłów (dt. Namslau) mit Infotafel über Jan Skala, 2023
  • Infotafel über Jan Skala am Eingang zum Friedhof in Włochy

    Infotafel über Jan Skala am Eingang zum Friedhof in Włochy (dt. Wallendorf) bei Namysłów (dt. Namslau), 2023
  • Rudolf Enderlein, Jan Skala, Denkmal in Namysłów

    Rudolf Enderlein, Jan Skala, Denkmal in Namysłów (dt. Namslau), 1965, Ansicht: 2023
  • Rudolf Enderlein, Jan Skala, Denkmal in Namysłów

    Rudolf Enderlein, Jan Skala, Denkmal in Namysłów (dt. Namslau), 1965, Ansicht: 2023
  • Jan Skalas Geburtshaus in Nebelschütz (Njebjelčicy)

    Jan Skalas Geburtshaus in Nebelschütz (Njebjelčicy), 2023
  • Jan Skalas Geburtshaus in Nebelschütz (Njebjelčicy)

    Jan Skalas Geburtshaus in Nebelschütz (Njebjelčicy), 2023
  • Gedenktafel an Skalas Geburtshaus in Nebelschütz (Njebjelčicy)

    Gedenktafel an Skalas Geburtshaus in Nebelschütz (Njebjelčicy), 2023
  • Gedenktafel an Skalas Geburtshaus in Nebelschütz (Njebjelčicy)

    Gedenktafel an Skalas Geburtshaus in Nebelschütz (Njebjelčicy), 2023
  • Jan-Skala-Straße (Jana Skalowa)

    Jan-Skala-Straße (Jana Skalowa) in unmittelbarer Nähe seines Geburtshauses in Nebelschütz (Njebjelčicy), 2023
  • Kulturwille, Mai 1925

    Kulturwille, Mai 1925
  • Kulturwille, Mai 1925, Inhaltsverzeichnis

    Kulturwille, Mai 1925, Inhaltsverzeichnis
  • Kulturwehr, Januar 1926

    Kulturwehr, Januar 1926
  • Kulturwehr, Januar 1926

    Kulturwehr, Januar 1926, Innenansicht mit Autorenangabe Jan Skala – Łužičan
  • Innentitel des Buches „Problem mniejszościowy w Niemczech”

    Innentitel des Buches „Problem mniejszościowy w Niemczech” (Minderheit-Problem in Deutschland) von Julius Bogensee und Jan Skala, Poznań, 1929