Jan Skala (1889–1945). Enger sorbischer Mitarbeiter des Bundes der Polen in Deutschland
Jan Skala erlebte den Untergang des Dritten Reiches nicht mehr. Zusammen mit einigen Dorfbewohner:innen verließ er das Dorf im Zuge der Evakuierung nicht, die von den Nazis kurz vor dem Eintreffen der Front durchgeführt wurde. Er wurde am 22. Januar 1945 erschossen, als er versuchte, seine Familie und seine Nachbarn vor den sowjetischen Soldaten zu schützen, die das Dorf besetzt hatten. Er wurde in einem Massengrab auf dem Friedhof im benachbarten Wallendorf (heute: Włochy) beigesetzt, zusammen mit mehreren anderen, die bei diesem Vorfall getötet wurden. Seine Frau und seine Tochter verließen Erbenfeld (heute: Dziedzice) Ende 1945 in Richtung Deutschland.
Dank der Bemühungen des Vereins der Namslauer Heimatfreunde und des Bundes Lausitzer Sorben „Domowina“ wird das Andenken an Jan Skala gepflegt. So wurde 1965 ein ihm gewidmetes, durch den Bautzener Bildhauer Rudolf Enderlein geschaffenes Denkmal in Namysłów enthüllt – auch der Platz mit dem Denkmal trägt seit 1979 seinen Namen. Dank der Zusammenarbeit beider Organisationen wurde auf dem Gemeindefriedhof im Dorf Wallendorf (heute: Włochy) ein ihm gewidmeter symbolischer Grabstein errichtet (eine Exhumierung hat noch nicht stattgefunden). Anlässlich des 120. Geburtstages Skalas wurde 2009 eine wissenschaftliche Konferenz mit dem Titel „Jan Skala (1889-1945) nationaler Aktivist, Publizist und Künstler“ organisiert, und auf einer Säule des Friedhofstors in Włochy wurde eine Informationstafel mit nachstehendem Wortlaut angebracht:
„Hier ruht Jan Skala, sorbischer Nationalaktivist, Publizist, Politiker, Verfechter der polnisch-sorbischen Zusammenarbeit, Dichter und Prosaist.
Jan Skala wurde am 17. Juni 1889 in Nebelschütz (sorb. Njebjelčicy) in der Oberlausitz geboren. Im Jahr 1919 war er Mitbegründer der Lausitzer Volkspartei. Er war Redakteur des „Sorbischen Tageblattes“ (sorb. „Serbski Dźenik“), der „Sorbischen Nachrichten” (sorb. „Serbske Nowiny“) und der „Prager Presse“". Von 1925 bis 1936 war er Chefredakteur des theoretisch-ideologischen Organs des Verbandes der nationalen Minderheiten Deutschlands, das zunächst unter dem Titel „Kulturwille“ und später „Kulturwehr“ erschien. In dieser Zeit war er Mitgestalter der ideologischen Plattform dieser Organisation, nahm aktiv an den Genfer Kongressen der europäischen nationalen Minderheiten teil und arbeitete eng mit dem Bund der Polen in Deutschland zusammen. Sein Debüt als Schriftsteller gab er 1910 in der Zeitschrift „Lausitz” (sorb. „Łužica“). Im Jahr 1920 veröffentlichte er einen Gedichtband mit dem Titel „Krümel” (sorb. „Srjódki“). Im Jahr 1923 erschien ein weiterer Gedichtband von ihm mit dem Titel „Funken“ (sorb. „Škrě“). Er war auch der Autor der Novelle „Der alte Šymko“ (sorb. „Stary Šymko“). Dieses Werk wurde 1936 zum ersten Mal in polnischer Übersetzung veröffentlicht. Ab 1933 stand er unter verstärkter Beobachtung durch die deutschen Behörden, die ihm 1936 das Recht entzogen, als Journalist tätig zu sein. Im Jahr 1938 wurde er verhaftet und verbrachte acht Monate in einem Nazi-Gefängnis. Im Jahr 1944 zog er nach Erbenfeld (heute: Dziedzice) und nahm eine Tätigkeit in Namslau (heute: Namysłów) auf. Während dieser Zeit knüpfte er Kontakte zu den Strukturen der Heimatarmee, die in der Gegend von Namysłów operierten. Am 22. Januar 1945 kam er auf tragische Weise durch die Hand von Soldaten der Roten Armee ums Leben.
Die Gedenktafel wurde anlässlich des 120. Geburtstages des Dichters am 27. Mai 2009 von den Einwohnern der Gemeinde Domaszowice Dziedzice gestiftet".
Krzysztof Ruchniewicz, Juli 2023
Ausgewählte Literatur:
Dan Gawrecki: Jan Skala a Czesi. Przyczynek do biografii, https://www.prolusatia.pl/ksiaznica/artykuly/244-jan-skala-a-czesi-przyczynek-do-biografii.html (letzter Zugriff: 2.08.2023);
Leszek Kuberski: Zarys biografii politycznej, Opole 1993;
Michael Nuck: Jan Skala (Johann Skala), https://saebi.isgv.de/biografie/Johann_Skala_(1889-1945) (letzter Zugriff: 2.08.2023);
Dietrich Scholze-Šołta: Śmierć na Dolnym Śląsku. Tragizm serbołużyckiego pisarza Jana Skali (1889-1945), https://www.prolusatia.pl/ksiaznica/artykuly/245-mier-na-dolnym-lsku-tragizm-serbouyckiego-pisarza-jana-skali-1889-1945.html (letzter Zugriff: 2.08.2023).