Barbara Kwiatkowska-Lass (1940–1995)

Barbara Kwiatkowska-Lass 1961 bei den Filmfestspielen in Cannes. Zweiter von rechts Alain Delon, links hinter der Schauspielerin Roman Polański
Barbara Kwiatkowska-Lass 1961 bei den Filmfestspielen in Cannes. Zweiter von rechts Alain Delon, links hinter der Schauspielerin Roman Polański

Nach der Scheidung von ihrem Mann fand sie sich in einer neuen Rolle wieder. Nach der Ausrufung des Kriegszustands in Polen beschloss Kwiatkowska, die gegen das kommunistische Regime aufbegehrende Opposition zu unterstützen. Sie organisierte Hilfe für die Solidarność und schickte Pakete nach Polen. In ihrem Haus in Bayern hielten sich polnische Oppositionelle auf und es kam auch vor, dass Menschen dort Zuflucht suchten. Eine einzigartige Freundschaft verband die Schauspielerin mit Jacek Kaczmarski, dem bekannten Barden der Gewerkschaftsbewegung. Zu ihren Besuchern zählten auch Andrzej Wajda und Agnieszka Osiecka. In den 1980er Jahren begann ihre Zusammenarbeit mit dem Sender Radio Free Europe in München, wo sie sich auch im freiheitlichen Klub Niezależnej Myśli Politycznej im. Juliusza Mieroszewskiego (Juliusz Mieroszewski-Klub für freies politisches Denken) engagierte. Gemeinsam mit ihrem neuen Lebenspartner, dem Jazzmusiker Leszek Zadlo (poln. Schreibweise Leszek Żądło) rief Barbara Kwiatkowska hier den Verein Stowarzyszenie na Rzecz Porozumienia Niemiecko-Polskiego (Verein zur Förderung der Deutsch-Polnischen Verständigung) ins Leben und leitete ihn auch. Das Paar zog sogar einen Ortswechsel nach Kraków (Krakau) in Erwägung, wo es ein Haus erwarb. Doch dieser Plan blieb unerfüllt, da sie just, als alles in ihrem Leben gut zu laufen schien, die Diagnose ihrer schweren Krankheit erhielt, die auf virale Leberentzündung Typ C lautete. Die Ärzte gaben der Schauspielerin nur noch maximal zehn Jahre Lebenszeit. Ihr Tod kam dann jedoch plötzlich. Sie starb im März 1995 an einer Hirnblutung, die sie in einem Konzert des berühmten Jazztrompeters Al Porcino in Baldham bei München erlitt. Die Beerdigung, die von einem Skandal überschattet wurde, fand auf dem Rakowicki-Friedhof in Kraków statt. Kurz vor der Trauerfeier fiel auf, dass die Urne mit den sterblichen Überresten der Schauspielerin abhanden gekommen war. Diese wurde erst nach einer umfangreichen Suchaktion, an der auch der polnische Staatsschutz beteiligt war, in Bytom (Beuthen) wieder aufgefunden, so dass die Beisetzung mit einiger Verspätung nachgeholt werden konnte. Auf der Grabplatte wurden Noten eines ihr gewidmeten Musikstücks von Leszek Zadlo in Stein gemeißelt, außerdem eine Inschrift aus der Feder von Jacek Kaczmarski, dem guten Freund der Schauspielerin, die da lautet: „Ewa will schlafen... Basia lebte, liebte. Jetzt schläft Sie.“

 

Monika Stefanek, November 2021

 

Ich danke Leszek Zadlo und dem Archiv der Forschungsstelle Osteuropa der Universität Bremen für die Überlassung der Fotos für diesen Beitrag.

 

Mediathek
  • Barbara Kwiatkowska-Lass

    1959
  • Barbara Kwiatkowska-Lass 1961 bei den Filmfestspielen in Cannes

    Zweiter von rechts Alain Delon, links hinter der Schauspielerin Roman Polański
  • Barbara Kwiatkowska-Lass und Alain Delon

    Im Film „Halt mal die Bombe, Liebling“, 1961
  • Barbara Kwiatkowska-Lass mit ihrem zweiten Ehemann Karlheinz Böhm

    New York, 1962
  • Barbara Kwiatkowska (in der Mitte) in „Halt mal die Bombe, Liebling“

    1961
  • Leszek Zadlo, Barbara Kwiatkowska und ihre Schwester

    Paketaktion im Rahmen der Polenhilfe, München, Februar-März 1982
  • Paketaktion im Rahmen der Polenhilfe während des Kriegszustandes

    München, Februar-März 1982
  • Mitarbeiter:innen des Senders Radio Freies Europa, Februar 1994

    Von links: unbekannt, Jacek Kaczmarski, Leszek Zadlo, Barbara Kwiatkowska, Zbigniew Łapiński
  • Treffen im Konsulat der Republik Polen in München am 12.12.1992

    In der Mitte Leszek Zadlo, rechts Barbara Kwiatkowska
  • Treffen im Konsulat der Republik Polen in München

    Mitarbeiter:innen des Senders Radio Freies Europa, rechts außen Leszek Zadlo, neben ihm Barbara Kwiatkowska, 12.12.1992
  • Im Konsulat der Republik Polen in München, März 1993

    Von links: Pfarrer Tadeusz Kirschke, Barbara Kwiatkowska, unbekannt
  • Jerzy Fedorowicz (links) und Barbara Kwiatkowska

    Foto: Krzysztof Litwin
  • Barbara Kwiatkowska-Lass

    1984
  • Mitarbeiter:innen des Senders Radio Freies Europa

    Treffen in Warschau
  • Barbara Kwiatkowska-Lass bei einem Treffen der Mitarbeiter des Senders Radio Freies Europa

    Warschau
  • Treffen mit Barbara Kwiatkowska

    Krakau, 1990er Jahre
  • Das Grab von Barbara Kwiatkowska-Lass

    Auf dem Rakowicki-Friedhof in Krakau