Barbara Kwiatkowska-Lass (1940–1995)
Nach der Scheidung von ihrem Mann fand sie sich in einer neuen Rolle wieder. Nach der Ausrufung des Kriegszustands in Polen beschloss Kwiatkowska, die gegen das kommunistische Regime aufbegehrende Opposition zu unterstützen. Sie organisierte Hilfe für die Solidarność und schickte Pakete nach Polen. In ihrem Haus in Bayern hielten sich polnische Oppositionelle auf und es kam auch vor, dass Menschen dort Zuflucht suchten. Eine einzigartige Freundschaft verband die Schauspielerin mit Jacek Kaczmarski, dem bekannten Barden der Gewerkschaftsbewegung. Zu ihren Besuchern zählten auch Andrzej Wajda und Agnieszka Osiecka. In den 1980er Jahren begann ihre Zusammenarbeit mit dem Sender Radio Free Europe in München, wo sie sich auch im freiheitlichen Klub Niezależnej Myśli Politycznej im. Juliusza Mieroszewskiego (Juliusz Mieroszewski-Klub für freies politisches Denken) engagierte. Gemeinsam mit ihrem neuen Lebenspartner, dem Jazzmusiker Leszek Zadlo (poln. Schreibweise Leszek Żądło) rief Barbara Kwiatkowska hier den Verein Stowarzyszenie na Rzecz Porozumienia Niemiecko-Polskiego (Verein zur Förderung der Deutsch-Polnischen Verständigung) ins Leben und leitete ihn auch. Das Paar zog sogar einen Ortswechsel nach Kraków (Krakau) in Erwägung, wo es ein Haus erwarb. Doch dieser Plan blieb unerfüllt, da sie just, als alles in ihrem Leben gut zu laufen schien, die Diagnose ihrer schweren Krankheit erhielt, die auf virale Leberentzündung Typ C lautete. Die Ärzte gaben der Schauspielerin nur noch maximal zehn Jahre Lebenszeit. Ihr Tod kam dann jedoch plötzlich. Sie starb im März 1995 an einer Hirnblutung, die sie in einem Konzert des berühmten Jazztrompeters Al Porcino in Baldham bei München erlitt. Die Beerdigung, die von einem Skandal überschattet wurde, fand auf dem Rakowicki-Friedhof in Kraków statt. Kurz vor der Trauerfeier fiel auf, dass die Urne mit den sterblichen Überresten der Schauspielerin abhanden gekommen war. Diese wurde erst nach einer umfangreichen Suchaktion, an der auch der polnische Staatsschutz beteiligt war, in Bytom (Beuthen) wieder aufgefunden, so dass die Beisetzung mit einiger Verspätung nachgeholt werden konnte. Auf der Grabplatte wurden Noten eines ihr gewidmeten Musikstücks von Leszek Zadlo in Stein gemeißelt, außerdem eine Inschrift aus der Feder von Jacek Kaczmarski, dem guten Freund der Schauspielerin, die da lautet: „Ewa will schlafen... Basia lebte, liebte. Jetzt schläft Sie.“
Monika Stefanek, November 2021
Ich danke Leszek Zadlo und dem Archiv der Forschungsstelle Osteuropa der Universität Bremen für die Überlassung der Fotos für diesen Beitrag.