Barbara Kwiatkowska-Lass (1940–1995)
Barbara Kwiatkowska (geboren am 1. Juni 1940 in Patrowo in Kujawien) war kaum 17 Jahre alt, als sie durch die Titelrolle in Tadeusz Chmielewskis Film „Eva will schlafen“ (1957) über Nacht berühmt werden sollte. Die junge, damals völlig unbekannte Frau spielte an der Seite von Stanisław Mikulski eine Schülerin, die am Tag vor dem Schulbeginn einen Platz zum Schlafen sucht, da sie ihr Internat nicht aufnehmen will. In diesem Streifen wirkten viele große Schauspieler des polnischen Kinos wie Roman Kłosowski, Kalina Jędrusik, Jan Kobuszewski und Ludwik Benoit mit. Die Dialoge stammten von Jeremi Przybora. Kwiatkowska, die keinerlei Erfahrung als Darstellerin hatte, wurde aufgrund eines Wettbewerbs der Wochenzeitschrift „Film“ besetzt. Erst Jahre später stellte sich heraus, dass dieses Casting nur pro forma erfolgte, da Mitarbeiter von Regisseur Tadeusz Chmielewski die auffallend hübsche Erscheinung bereits bei den Tanzaufnahmen zum Kurzfilm „Epizod“ (Episode) von Bronisław Brok entdeckt hatten. Kwiatkowska besuchte damals die Ballettschule in Warszawa (Warschau) und träumte von einer Karriere als Tänzerin. Wäre es nicht zu dieser zufälligen Begegnung am Set gekommen, hätte sie vielleicht nie als Schauspielerin vor der Kamera gestanden. „Die Irreführung in der Auswahl der Darstellerin der Eva bestand darin, dass ich Basia[1] Kwiatkowska schon viel früher ausgesucht hatte. Es gab sogar schon Kostüme für sie. Sie wusste von Anfang an, dass sie gewinnen würde. Ich habe dem Wettbewerb zugestimmt, weil er eine tolle kostenlose Werbung für meinen Film gewesen ist. Basia war ein außergewöhnlich schönes, ganz natürliches, unschuldig wirkendes Mädchen, das sofort einen interessanten Kontrast zu den Übeltätern stand. Dabei war sie schauspielerisch begabt“[2], erinnerte sich Jahre später Tadeusz Chmielewski, für den der Film „Eva will schlafen“ sein Regiedebüt war.
Die Wahl der unbekannten Tänzerin aus einem Dorf in Kujawien für die Titelrolle der Eva erwies sich als ideal. Der Erfolg der Komödie im Stil einer Hinterhofballade war enorm. Barbara Kwiatkowska stieg rasch in die erste Liga der Filmschauspielerinnen auf. Man bewunderte ihre bemerkenswerte Ausstrahlung und rühmte sie für ihren Charme sowie für ihr schauspielerisches Talent. Tausende polnische Männer schwärmten für die junge Frau. Auch Roman Polański, damals Regiestudent an der Filmhochschule in Lodz (Łódź), war von ihr begeistert. Als er ihr 1957 zum ersten Mal im Foyer des Grand Hotels in Lodz begegnete, verschlug es ihm die Sprache wie er Jahre später bekannte: „Sie war das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe. Dunkelhaarig, fast brünett, mit ovalem Gesicht, wunderschönen langen Wimpern, einem Stupsnäschen und einem elastischen, straffen Körper. Für eine achtzehnjährige Schönheit war sie ziemlich prüde und introvertiert, so dass ich zunächst kein ernsthafter Kandidat für ihre Zuneigung war.“[3] Als er dann seinen Kommilitonen Janusz Morgenstern nach ihr befragte, antwortete der: „Sie spielt in ‚Ewa chce spać‘ und heißt Barbara sonst noch was.“[4]
[1] Verkleinerungsform von Barbara – Anm. d. Übers.
[2] Święcicka, Agnieszka: Pierwszemu mężowi zostawiła kabriolet, dla drugiego zakończyła karierę. Oto historia polskiej Brigitte Bardot, in: onet.pl, 02.03.2021, URL: https://plejada.pl/newsy/barbara-kwiatkowska-lass-zazdrosny-drugi-maz-zakonczyl-jej-kariere/b0h1hrj (zuletzt aufgerufen am 13.09.2021).
[3] Gańczak, Filip: Taka była pierwsza żona Polańskiego, in: Newsweek.pl, 06.03.2010, URL: https://web.archive.org/web/20130421040506/http://kultura.newsweek.pl/taka-byla-pierwsza-zona-polanskiego,54738,1,1.html (zuletzt aufgerufen am 13.09.2021).
[4] Ebenda.