Barbara Kwiatkowska-Lass (1940–1995)
Zu der Zeit unterhielt Barbara Kwiatkowska ein Techtelmechtel mit Tadeusz Chmielewski. Da die Beziehung zu dem verheiraten, um ein Dutzend Jahre älteren Regisseur unweigerlich zum Scheitern verurteilt war, vertraute sich die junge, von Zweifeln geplagte Frau Roman Polański oft an. Schließlich wurden die beiden ein Paar, wobei man ihre Beziehung als liberal bezeichnen kann, da beide noch andere Partner hatten. Mehr noch: Zeitweilig war Barbara auch mit dem Graphiker Lech Zahorski liiert, was Polański nicht davon abhielt, um ihre Hand anzuhalten. Sie willigte ein und das Paar heiratete im September 1959, wobei die Hochzeit so ausgelassen gefeiert worden sein soll, dass die Nachbarn die Polizei rufen mussten. Allerdings zogen die Beamten unverrichteter Dinge wieder ab, als sie in der Braut die berühmte Schauspielerin erkannten.
Ihre Karriere in Frankreich begann durch Protektion von Polański. Da Barbara Kwiatkowska kein Französisch sprach, stellte ihr Mann die Kontakte zu Regisseuren her und wählte auch die Rollen aus. Ihre Texte musste sie phonetisch auswendig lernen. Polańskis Verbindungen trugen ihr die Hauptrolle in dem Film „La 1000eme fenêtre“ (Das Haus der 1000 Fenster) des französischen Regisseurs Robert Ménégoz ein. Ein Jahr später, 1960, spielte sie an der Seite von Alain Delon in der italienisch-französischen Produktion „Halt mal die Bombe, Liebling“ (Originaltitel: Che gioia vivere). Auf Zureden der Produzenten nahm sie damals auch den leichter auszusprechenden Künstlernamen „Lass“ an. Roman Polański gab die Gage seiner Ehefrau für ein rotes Mercedes-Cabrio aus. Bald darauf stellte sich heraus, dass dieses auffällige Auto die einzige Erinnerung an seine Ehe mit der Schauspielerin werden würde.
1961 reist Barbara Kwiatkowska-Lass nach Rom und lernt dort bei den Dreharbeiten zu „Rififi in Tokio“ den österreichischen Schauspieler Karlheinz Böhm kennen, der 1955 als junger Kaiser Franz Joseph in „Sissi“ zur Ikone des Kinos in Deutschland und in Österreich geworden war. Der blendend aussehende Liebhaberdarsteller ist ein Frauenschwarm, dessen Charme auch Kwiatkowska verfällt. Bald darauf wird sie seine dritte Ehefrau. Das Paar lässt sich in Bayern nieder. Die Schauspielerin, die in Polen und im Ausland große Erfolge gefeiert hatte, führt nun ein Leben an der Seite ihres berühmten Gatten. 1964 bringt sie Tochter Katharina zur Welt und führt ihr Leben als Hausfrau und Mutter. Doch die Idylle wird durch Böhms Eifersucht getrübt, der ihr verbietet, weitere Filme zu drehen. Die Schauspielerin unterwirft sich dem Willen ihres Mannes und lässt es zu, dass er ihrer Agentin schreibt, sie solle keine Rollenangebote mehr schicken. „Ich benahm mich wie eine Idiotin. Ich bedauere es, weil meine Entscheidung von meiner Schwäche zeugte“ [4], gestand sie Jahre später in einem Interview.
1967 war Barbara Kwiatkowska dann noch einmal an der Seite von Daniel Olbrychski und Zbigniew Cybulski in der Titelrolle von „Jowita“ zu sehen. Danach verschwand sie fast ganz von der Leinwand und trat nur noch sporadisch in deutschen Film- und TV-Produktionen wie in „Der Pfarrer von St. Pauli“ (1970) sowie in Rainer Werner Fassbinders „Effi Briest“ (1974) auf. Im Wesentlichen widmete sie sich ihrem Haus und der Erziehung der Tochter, die sich als junge Erwachsene ebenfalls für die Schauspielerei entschied. Die Ehe der Eltern zerbrach schließlich 1980. Kwiatkowska wollte wieder auf die Leinwand zurück, doch dies war nicht leicht für sie, da sie nach der langen Pause von der Filmwelt vergessen worden war. Gleichwohl reichte es noch für einige weitere Filme, wobei ihre bekannteste Rolle in dieser Zeit die der Mutter in „Rosa Luxemburg“ (1986) war.
[4] Miniewicz, Sonia: Barbara Kwiatkowska-Lass: kochała, żyła, teraz śpi, in: onet.pl, 12.06. 2021, URL: https://kultura.onet.pl/film/wywiady-i-artykuly/barbara-kwiatkowska-lass-kochala-zyla-teraz-spi/rfbqs3f (zuletzt aufgerufen am 13.09.2021).