Gemeinschaftsgrab der KZ-Häftlinge des KZ Katzbach in den Adlerwerken
Die Gestalt der Grabstätte
Mit dem zunehmendem Wissen über die im KZ Katzbach begangenen Verbrechen und mit dem zunehmenden Bedürfnis, seiner Opfer zu gedenken, hat sich das Gemeinschaftsgrab der 528 Lagerinsassen im Laufe der Jahre verändert. Anfangs wurde die Grabstätte von Polen gepflegt, die nach dem Krieg in Deutschland geblieben waren. Seit den 1970er Jahren nahmen dann immer mehr Frankfurter Bürgerinnen und Bürger an der Bewahrung der Erinnerung teil, bis die Pflege der Anlage Mitte der 1990er Jahre von der lokalen NGO Leben und Arbeiten in Gallus und Griesheim e.V. (LAAG) übernommen wurde. Die Gedenkstätte wurden um neue Elemente erweitert, so dass an ihrem Beispiel die jahrzehntelange Bemühung um die Opfer nachvollzogen werden kann – eine wahre Archäologie des Erinnerns.
1948 wurden die sterblichen Überreste der Häftlinge des KZ Katzbach in die jetzige Grabstätte auf dem Hauptfriedhof umgebettet.[4] Die Polnische Katholische Mission errichtete dort ein Steinkreuz mit einem Relief des gekreuzigten Christus, das im Sockel die Inschrift „Ofiarom niemieckich obozów koncentracyjnych 1948 – Rodacy“ (Den Opfern der deutschen Konzentrationslagern 1948 – Die Landsleute) trägt. Auf einen direkten Hinweis auf den Ort der Gefangenschaft der Toten, das Lager Katzbach in den Adlewerken, wurde dabei verzichtet. Auf dem Plan des Friedhofs wurde dieses Massengrab als „polnische Kriegsgräber“ ausgewiesen. Die gemeinnützige Arbeit an der frisch angelegten Grabstätte haben seinerzeit fünf Polen verrichtet, die dafür von der Berufsschule für Baugewerbe in Frankfurt für einige Tage freigestellt worden waren. 1972 ließ das hessische Innenministerium die Ruhestätte mit Steinplatten einfassen, auf denen alle Vor- und Nachname der 528 Opfern des KZ Katzbach eingraviert wurden. Die meisten Namen sind polnischer Herkunft. Seither sind die Opfer nicht mehr anonym. Die Angabe des Ortes, an dem sie gestorben sind, fehlte allerdings immer noch. Die Steinplatten wurden so verlegt, dass sie das Grabquartier rechteckig begrenzen. 1974 wurden umfangreiche Grünarbeiten ausgeführt.
1986 kam noch eine Gedenktafel vor dem Steinkreuz mit polnisch-deutscher Inschrift hinzu, die von der Frankfurter Sektion des Bundes der Polen Zgoda e. V. gestiftet worden war. Die universelle Inschrift lautet: „Ofiarom niemieckich obozów koncentracyjnych. Den Opfern des Faschismus“, wobei sich diese deutsche Übersetzung wesentlich von der Inschrift des Jahres 1948 unterschied. Der ausdrückliche Hinweis auf das Lager fehlte weiterhin. Nachdem die umfangreiche Monographie von Ernst Kaiser und Michael Knorn unter dem Titel „‚Wir lebten und schliefen zwischen den Toten‘. Rüstungsproduktion, Zwangsarbeit und Vernichtung in den Frankfurter Adlerwerken“ 1994 erschienen war, die auf jahrelanger wissenschaftlicher Forschungsarbeit beruhte, übernahm der Verein Leben und Arbeiten in Gallus und Griesheim e. V. (LAGG) 1995 die Pflege der Grabstätte. Die beiden unabhängigen Frankfurter Historiker hatten ihre Quellen gründlich studiert und ausgewertet, wodurch sie die Erinnerung an das KZ Katzbach wiederbelebten, indem sie auf das Gemeinschaftsgrab der 528 Häftlinge hinwiesen.
Auf Initiative des Vereins LAGG wurde die Grabanlage im Jahr 1997 neu benannt. Sie heißt nun „Grabstätte der Opfer des KZ-Außenlagers Katzbach/Adlerwerke“. Außerdem hat der Verein einen Gedenkstein gestiftet. Der Wettbewerb für den Entwurf wurde 1996 mit der Initiative gegen das Vergessen ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt der Frankfurter Künstler Dirk Wilhelm Bührmann, dessen Entwurf im griechischen Humanismus und in jüdischen Traditionen wurzelt, in dem er eine Symbolik wählte, die an die Lagersklaverei gemahnte. Die Einweihung dieses Gedenksteins fand 1997 in Anwesenheit aus Warschau angereister ehemaliger Häftlinge des KZ Katzbach statt.
[4] Siehe: https://kz-adlerwerke.de/de/orte/grab/einleitung.html (letzter Zugriff: 22.05.2018).