Wojciech Kossak: Schlacht bei Zorndorf (1758), 1899

Wojciech Kossak: Schlacht bei Zorndorf, 1899, Öl auf Leinwand, 270 x 600 cm, Potsdam Museum.
Wojciech Kossak: Schlacht bei Zorndorf, 1899, Öl auf Leinwand, 270 x 600 cm, Potsdam Museum.

In diesem Atelier entstehen in den folgenden fünf Jahren zwei Reiterporträts des Kaisers sowie sechs Schlachtengemälde, die Szenen aus dem Siebenjährigen Krieg und den Befreiungskriegen Preußens und Russlands gegen die napoleonische Vorherrschaft in Europa zeigen.[5] Zwischen Kossak und dem Kaiserpaar entwickelt sich ein intensiver Austausch, der in privaten Einladungen ins Stadtschloss, spontanen Atelierbesuchen und Lobreden von Wilhelm über Kossaks Schlachtenmalerei gipfelt. Dieser spricht von „Gnadenbeweisen“, großzügigem Mäzenatentum und pünktlichen Zahlungen.[6] In Berlin firmiert er mit österreichisch-galizischem Adelsprädikat unter dem Namen Adalbert Ritter von Kossak.

Nach einem ersten für Wilhelm gemalten Gemälde „Die Königsgrenadiere bei Etoges 1814“ erhält er im März 1898 vom Kaiser den Auftrag für ein Bild, das seinen Platz im Regimentskasino der Gardes du Corps in Potsdam erhalten und die glorreiche Vergangenheit des Regiments widerspiegeln soll. Thema ist die Kavallerieattacke unter der Führung des jungen Generals Friedrich Wilhelm von Seydlitz in der Schlacht bei Zorndorf am 25. August 1758, die während des Siebenjährigen Krieges das Eindringen der russischen Armee in die Mark Brandenburg verhindert hat. An dem heute unter dem Titel „Schlacht bei Zorndorf“ bekannten Gemälde arbeitet Kossak vom September 1898 bis zum April des darauf folgenden Jahres. Das 2,70 x 6 Meter umfassende Monumentalbild zeigt er unmittelbar nach der Fertigstellung von Mai bis September 1899 auf der Großen Berliner Kunstausstellung im Ausstellungsgebäude am Lehrter Bahnhof.[7] Erst danach, im Oktober 1899, wird es im Regimentskasino in Potsdam eingeweiht.[8]

Die Öffentlichkeit erfährt nicht nur durch die „Große Berliner“ von dem Gemälde. Die Unterhaltungs-Illustrierte „Berliner Leben. Zeitschrift für Schönheit und Kunst“ berichtet über die vorangegangenen Besuche des Kaisers in Kossaks Atelier, bei denen auch der Maler Adolf v. Menzel und der russische Botschafter das neu entstandene Bild in Augenschein genommen haben, und veröffentlicht davon zwei Fotografien, die Kossak vorausschauend selbst in Auftrag gegeben hat[9]: „Se. Majestät ist bekanntlich ein sehr eifriger Besucher in den Ateliers der Künstler, die er mit seinen Aufträgen beehrt, denn der Kaiser verfolgt mit teilnahmsvollem Interesse das Werden und Wachsen der Kunstwerke, die er nicht nur bestellt hat, sondern zu denen meist auch die Idee seinem Geiste entsprossen ist. Der Monarch hat aus diesem Grunde in letzter Zeit auch sehr oft bei dem polnischen Maler A. v. Kossak vorgesprochen, dem er im Schloss Monbijou ein besonderes Atelier für seine großen Schlachtenbilder eingeräumt hat. […] Die zwei Kaiserbilder unserer heutigen Nummer sind Originalaufnahmen, die mit Bewilligung Sr. Majestät im Atelier des Herrn v. Kossak gemacht wurden. Bei dem Besuch des Kaisers war auf dessen Wunsch auch Adolf v. Menzel zugegen […] Auf Menzels Gegenwart legte der Kaiser in diesem Falle einen besonderen Wert, weil es sich um ein Bild aus der Zeit des großen Friedrich handelte, dessen genauester Kenner Adolf v. Menzel ist.“[10]

 

[5] Meyers Großes Konversationslexikon, 6. Auflage, 1902-1909, Artikel „Kossak, Adalbert von, poln. Maler“ listet sieben dieser Gemälde auf: „Die Königsgrenadiere bei Etoges 1814“, „Die Attacke des Regiments Gardedukorps bei Zorndorf“, „Die 1. Leibhusaren bei Heilsberg 1807“, „Tod des Prinzen Ludwig Ferdinand bei Saalfeld“, „Die Leibgrenadiere bei Château-Thierry“, „Reiterbildnis des Kaisers in der Uniform der Königsulanen“, „Der Kaiser im Kaisermanöver in Westpreußen 1901“.

[6] Adalbert v. Kossak: Erinnerungen mit 90 Bildern und 9 Tafeln nach Originalgemälden des Künstlers, Berlin 1913; zur Berliner Zeit S. 91-128, erneut in: Berlin. Polnische Perspektiven, 19.–21. Jahrhundert, hrsg. von Dorota Danielewicz-Kerski und Maciej Górny, Berlin 2008, S. 312–323.

[7] Ausstellungs-Katalog Große Berliner Kunstausstellung 1899, S. 34: „Kossak, Adalbert Ritter von, Berlin. Nr. 532: Attaque des Gardes du Corps-Regiments bei Zorndorf “.

[8] Der Entstehungsprozess des Gemäldes lässt sich anhand von nahezu täglichen Briefen Kossaks an seine Frau rekonstruieren. Die Briefe an die Ehefrau und an Freunde sind in Bibliotheken erhalten geblieben und wurden veröffentlicht, Kazimierz Olszański (Hrsg.): Wojciech Kossak. Listy do żony i przyjaciół, Krakau 1985. Anna Baumgartner hat die Briefe ausgewertet und ins Deutsche übersetzt, Anna Baumgartner: Wojciech Kossak. Ein polnischer Schlachtenmaler am preußischen Hof in Berlin (1895-1902) zwischen Wilhelminismus, polnischem Patriotismus und dem Aufkommen der Moderne (unveröffentlichte Magisterarbeit, FU Berlin 2010). Siehe Baumgartner 2011, Anm. 5, 7, 20.

[9] Baumgartner 2011, S. 4.

[10] Max Schoenau: Unsere Bilder, in: Berliner Leben. Zeitschrift für Schönheit und Kunst, Berlin 1899, S. 37-41.

Mediathek
  • Wojciech Kossak

    Abbildung aus: Kazimierz Olszański: Wojciech Kossak, Breslau/Wrocław 1982.
  • Besuch Kaiser Wilhelms II. im Atelier von Wojciech Kossak in Berlin

    In: Berliner Leben. Zeitschrift für Schönheit und Kunst, Berlin 1899, S. 39.
  • Kaiser Wilhelm II. und Adolf v. Menzel im Atelier des Malers Wojciech Kossak

    Berliner Leben. Zeitschrift für Schönheit und Kunst, Berlin 1899, S. 41.
  • Wojciech Kossak: Kaiser Wilhelm II. und Menzel in Kossaks Atelier

    Öl auf Holz, 43,5 x 35,5 cm.
  • Wojciech Kossak - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku"

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.