Wojciech Kossak: Schlacht bei Zorndorf (1758), 1899

Wojciech Kossak: Schlacht bei Zorndorf, 1899, Öl auf Leinwand, 270 x 600 cm, Potsdam Museum.
Wojciech Kossak: Schlacht bei Zorndorf, 1899, Öl auf Leinwand, 270 x 600 cm, Potsdam Museum.

Das Wohlwollen der polnischen Presse schlägt allerdings bald in offene Kritik um. Angesichts der polenfeindlicher werdenden deutschen Politik seit dem Amtsantritt von Reichskanzler Bernhard von Bülow im Jahr 1900 wird Kossaks allzu große Nähe zum Kaiserhaus zunehmend als unpassend empfunden. Er selbst fühlt sich in Berlin nicht mehr wohl, zumal auch unter den Intellektuellen eine zunehmend antipolnische Stimmung zu spüren ist,[15] und beschäftigt sich verstärkt mit national-polnischen Themen. Als Wilhelm II. im Frühjahr 1902 auf der Marienburg vor den in Deutschordensmänteln gekleideten preußischen Johannitern eine markige Rede gegen die polnische Nationalbewegung hält („Jetzt ist es wieder soweit! Polnischer Übermut will dem Deutschtum zu nahe treten.“[16]), geht Kossak nach Krakau zurück. In den folgenden Jahren widmet er sich auch preußenkritischen Themen wie einem 1909 gemalten Gemäldezyklus „Preußischer Geist“, zu dem das bekannte Ölbild „Ausweisung der Polen aus Preußen“ gehört.[17] In seinen 1913 erschienen „Erinnerungen“ versucht er, die Überhöhung des Preußentums in seinen während der Berliner Zeit entstandenen Gemälden und die Nähe zu den Hohenzollern zu relativieren. Der Makel eines preußischen Hofmalers haftet ihm in Polen jedoch bis zu seinem Lebensende an. Dennoch genießt er bis heute in Polen als Maler von Themen der nationalen Geschichte und bedeutender Porträts große Popularität.[18]

Das Gemälde „Schlacht bei Zorndorf“ wird 1923 aus dem Regimentskasino in das Potsdamer Garnisonmuseum im ehemaligen Marstall am Lustgarten überführt.[19] Bei dessen Zerstörung und Plünderung wird es 1945 aufgerollt, 1966 von Mitarbeitern des Potsdam Museums stark beschädigt im Depot aufgefunden, aber erst 1996 in Ausstellungen der Öffentlichkeit wieder vorgestellt. Ab 2004 wird es im Auftrag des Energieunternehmens E.ON edis AG, dessen Firmenzentrale sich im wiederhergestellten ehemaligen Regimentskasino befindet, restauriert. Dort hängt es heute als Leihgabe des Potsdam Museums.

 

Axel Feuß, September 2015

 

[15] Peter Oliver Loew: Wir Unsichtbaren. Geschichte der Polen in Deutschland, München 2014, S. 99.

[16] Die Ostmark, 7. Jg., Juli/August 1902, S. 41, zitiert nach Tzu-hsin Tu: Die deutsche Ostsiedlung als Ideologie bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, Dissertation Universität Kassel, 2009, S. 151

[17] Zum Zyklus „Preußischer Geist“ gehören die Bilder „Das Apostolat des Deutschen Ordens (Jagd der Menschen)“, „Der räuberische Lehnsmann (Preußischer Eid von 1641)“, „Noch ist Polen nicht verloren (Gravelotte 1879)“ und „Ausweisung der Polen aus Preußen“ (abgebildet im Ausstellungs-Katalog Tür an Tür. Polen - Deutschland. 1000 Jahre Kunst und Geschichte, hrsg. von Małgorzata Omilanowska, S. 507).

[18] Troebst 2013, S. 9 f.

[19] Klaus Büstrin: Knickfalten in der „Schlacht“, Potsdamer Neueste Nachrichten vom 18.6.2004

Mediathek
  • Wojciech Kossak

    Abbildung aus: Kazimierz Olszański: Wojciech Kossak, Breslau/Wrocław 1982.
  • Besuch Kaiser Wilhelms II. im Atelier von Wojciech Kossak in Berlin

    In: Berliner Leben. Zeitschrift für Schönheit und Kunst, Berlin 1899, S. 39.
  • Kaiser Wilhelm II. und Adolf v. Menzel im Atelier des Malers Wojciech Kossak

    Berliner Leben. Zeitschrift für Schönheit und Kunst, Berlin 1899, S. 41.
  • Wojciech Kossak: Kaiser Wilhelm II. und Menzel in Kossaks Atelier

    Öl auf Holz, 43,5 x 35,5 cm.
  • Wojciech Kossak - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku"

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.