Waplitzer Patrioten. Stanisław Sierakowski und seine Frau, Helena.
Die zweite Hälfte der zwanziger Jahre leitete den Verfall des Gutes Groß Waplitz ein. Einer der Gründe für den Niedergang war, dass es schlecht verwaltet wurde. Stanisław Sierakowski wurde gezwungen, Kredite aufzunehmen, die er später nicht zurückzahlen konnte. 1932 wurde er von der Berliner Zentral-Boden-Kreditbank aufgefordert, die Verbindlichkeiten in Höhe von fast einer Million Mark umgehend zurückzuführen. Daraufhin wurde Sierakowskis Landbesitz letztlich von der polnischen Regierung, die ihm das Geld damals lieh, vor der Zwangsversteigerung gerettet. Dennoch war dies der Anfang vom Ende. Die Deutschen setzten eine kommissarische Verwaltung ein und Sierakowski durfte nur einen Teil der Ländereien behalten, die er schließlich verpachtete. Er selbst ließ sich auf Gut Osiek bei Strasburg nieder, das auf der polnischen Seite lag.
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der Einnahme Pommerellens durch die Deutschen musste die Familie Sierakowski Osiek verlassen und zog zu ihrer Tochter und ihrem Mann Tadeusz Gniazdowski. Am 20. Oktober wurde Sierakowski von der Gestapo verhaftet und im Gefängnis in Rypin festgesetzt. Bald darauf ereilte seine Frau, ihre Tochter und ihr Schwiegersohn dasselbe Schicksal. Ende Oktober, Anfang November 1939 wurden sie erschossen. Der Ort ihrer Bestattung ist unbekannt. Die Epitaphe der Eheleute Sierakowski befinden sich in der Kirche in Osiek sowie in der ehemaligen Kapelle der Familiengruft in der Kirche von Waplitz. Das gesamte Vermögen der Sierakowskis ging in den Besitz des Reiches über. Die Kunstsammlung, darunter alle Werke der europäischen Malerei, und der Buchbestand wurden in alle Winde zerstreut.
Jan Baczewski, ein enger Mitarbeiter von Stanisław Sierakowski und auch sein Freund, hat sich nach Jahren in diesen Worten an ihn erinnert:
(…) Von den gemeinen Polen wurde er geschätzt und geehrt. Er kannte alle Sorgen der Angehörigen der polnischen Gemeinschaft, war verständnisvoll, gerecht und bei Bedarf auch sehr resolut.
Krzysztof Ruchniewicz, Februar 2017
Quellen (Auswahl):
Polen und Deutsche zwischen den Krieg. Minderheitenstatus und „Volkstumskampf“ im Grenzgebiet. Amtliche Berichterstattung aus beiden Ländern 1920-1939, hrsg. im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte und der Generaldirektion der Polnischen Staatsarchive von Rudolf Jaworski und Marian Wojciechowski, 1. Halbband, München 1997.
Magdalena Grzebałkowska, Należy postępować, jak należy, [ein Gespräch mit Izabella Sierakowska-Tomaszewska, in:] „Gazeta Wyborcza“ vom 18.02.2008. Digitale Ausgabe unter http://www.wysokieobcasy.pl/wysokie-obcasy/1,96856,4924397.html (Zugriff am: 27.11.2016).
Janusz Hochleitner und Piotr Szwedowski (Hg.), Ród Sierakowskich na ziemi malborskiej, Malbork o.J.
Tadeusz Oracki, Sierakowski Stanisław, Polski Słownik Biograficzny [Polnisches biographisches Wörterbuch], Bd. XXXVII, Heft 2/153, S. 303-305. Digitale Ausgabe unter http://www.ipsb.nina.gov.pl/a/biografia/stanislaw-sierakowski (Zugriff am: 27.11.2016).