Waplitzer Patrioten. Stanisław Sierakowski und seine Frau, Helena.

Helena und Stanisław Sierakowski, Hochzeitsfoto, 1910
Helena und Stanisław Sierakowski, Hochzeitsfoto, 1910

Helena hat ihren Ehemann aktiv unterstützt, in dem sie im Ermland und in der Weichselniederung wohltätige Aufgaben im Bildungswesen übernahm. Dabei galt ihr besonderes Augenmerk dem Polnischunterricht für Kinder und Jugendliche. Sie zählte zu den Gründern und Mitgliedern zahlreicher Organisationen, unter anderem des Towarzystwo Kobiet Chrześcijańskich pod wezwaniem świętej Kingi (Verein Christlicher Frauen unter dem Patronat der Heiligen Kunigunde) und des Polsko-Katolickie Towarzystwo Szkolne na Powiślu (Polnisch-Katholischer Schulverein für die Weichselniederung in Westpreußen).

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs setzte sich Stanisław Sierakowski für die Angliederung dieser Gebiete an Polen und trat in diesem Zusammenhang in verschiedenen Funktionen auf. Um die Jahreswende 1918/19 war er Vorsitzender des Polnischen Volksrats (Rada Ludowa) in Stuhm sowie Mitglied im Unterkommissariat des Obersten Volksrats für die Regionen Königlich Preußen, Ermland und Masuren mit Sitz in Danzig (Gdańsk). Im Dezember 1918 wurde er in den Provinziallandtag in Posen delegiert. Alle diese Aufgaben erfüllte er vorbildlich und erlangte dadurch das Vertrauen der Regierung in Warschau, die ihm in den Folgejahren weitere Aufgaben übertrug. 1919 leitete er im Auftrag der polnischen Regierung die Volksabstimmung in Ermland und Masuren. 1920 und 1921 war er Generalkonsul der Republik Polen in Marienwerder (Kwidzyn). 1919 nahm er als einer von drei polnischen Experten an der Versailler Konferenz zur Vorbereitung der Volksabstimmung in Ermland, Masuren und in der Weichselniederung teil. In dieser Zeit empfing er in Waplitz bedeutende Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland, unter anderem den Apostolischen Nuntius in Warschau, Achille Ratti, die Schriftsteller Jan Kasprowicz und Stefan Żeromski sowie den Komponisten Feliks Nowowiejski. 1922 empfingen Stanisław und Helena Sierakowski den Orden „Polonia Restituta“ für ihr Engagement in der Volksabstimmungskampagne.

Das für Polen ungünstige Abstimmungsergebnis bedeutete, dass Waplitz bei Deutschland verbleiben sollte. Die Familie Sierakowski erhielt zwar (im Zuge eines Landtauschs) wie auch andere Gutsbesitzer in der Weichselniederung die Möglichkeit, nach Polen auszureisen, tat es aber nicht. Im Gegenteil, sie entwickelte noch mehr Elan in den Bereichen Kultur und Bildung und setzte sich für die Verbesserung der Lage der Polen in Deutschland ein. Helena Sierakowska gehörte zu den Mitbegründern des Bundes der Polen in Ostpreußen (Związek Polaków w Prusach Wschodnich), der am 30. November 1920 in Allenstein (Olsztyn) ins Leben gerufen wurde. Die neue Organisation, die bald rund 3.000 Mitglieder hatte (davon rund 1.800 aus der Weichselniederung), verfolgte unter anderem diese Ziele:

Schutz der Interessen der polnischen Minderheit, Bemühungen zur Steigerung des Wohlstands des polnischen Volkes (…) insbesondere wird der Bund der Polen die Durchsetzung aller berechtigten Forderungen der polnischen Bevölkerung einfordern (…). Der Bund der Polen ist Vertreter aller Polen, ohne Unterscheidung der gesellschaftlichen Klassen.

Schließlich wurde der Ruf polnischer Kreise in Deutschland nach einer Dachorganisation immer lauter. In diesem Zusammenhang wurden ab Mitte 1921 Gespräche mit diversen Organisationen in Deutschland geführt. Am 5. Juni dieses Jahres fand eine Konferenz der Vertreter dieser Organisationen statt, bei der die Polen in Ostpreußen von Jan Baczewski und Stanisław Sierakowski vertreten wurden. Nach diesem Treffen wuchs das Ansehen von Sierakowski weiter, so dass ihn die Teilnehmer damit betrauten, mit weiteren Organisationen zu sprechen. Diese Unterredungen dauerten einige Monate und endeten mit wichtigen Vereinbarungen. Daraufhin wurde der BdPiD anlässlich einer Versammlung am 27. August 1922 in Berlin gegründet: Eine zentrale Vereinigung polnischer Organisationen, die in ganz Deutschland ansässig waren. Erster Vorsitzender des Bundes wurde Stanisław Sierakowski, der dieses Amt bis 1927 innehatte.

 

Mediathek
  • Helena und Stanisław Sierakowski

    Hochzeitsfoto
  • Schulfoto der Geschwister Sierakowski

  • Groß Waplitz (Waplewo)

    Frontansicht, 1920er Jahre.
  • Groß Waplitz (Waplewo)

    Ansicht von der Gartenseite, 1920er Jahre.
  • Groß Waplitz (Waplewo)

    Seitliche Ansicht, 1920er Jahre
  • Helena Sierakowska mit den Kindern

    Auf einer Bank vor dem Haus.
  • Die Sierakowskis verlassen Waplewo

  • Panoramaansicht

    Zufahrt zum Anwesen
  • Innenansicht 1

  • Salonansicht

  • Treppenhaus

  • Teetisch

  • Sitzgruppe

  • Treppenhaus mit Jagdtrophäen und Bronzefigur

  • Stanisław und Helena Sierakowski - Hörspiel von "COSMO Radio po polsku" auf Deutsch

    In Zusammenarbeit mit "COSMO Radio po polsku" präsentieren wir Hörspiele zu ausgewählten Themen unseres Portals.