Die Slawische Bank
Die Bank wurde am 8. Februar 1933 von Kreditgenossenschaften gegründet, die sich im „Verein polnischer Genossenschaften in Deutschland“ (Związek Spółdzielni Polskich w Niemczech) organisierten. Das Gründungskapital betrug 150 000 RM, 1937 wurde es auf 500 000 RM erhöht. Der Schirmherr der Bank war Pfarrer Bolesław Domański. Die Bank tätigte die üblichen Geschäfte eines Finanzinstituts: Kredite gewähren, Tätigen von Finanztransaktionen. Die Kredite wurden zu 90 % von Genossenschaftsbanken und Agrar-Handelsgesellschaften in Anspruch genommen. Die Gesellschaften konnten Saisonkredite zum Ankauf von künstlichem Dünger und Samen vergeben. Die Bank finanzierte auch Tätigkeiten verschiedener polnischer Organisationen in Deutschland. Sie besaß verschiedene Immobilien, u a. das Gebäude des Studenteninternats in Breslau (Wrocław), ein Haus in Oppeln (Opole) an der Nikolaistraße, ein Haus und eine Parzelle auf dem St. Annaberg (Góra św. Anny), Bauland für das Mädchenlyzeum in Ratibor (Racibórz), den Bau des polnischen Gymnasiums in Marienwerder (Kwidzyń). Im Februar 1940 löste die nationalsozialistische Regierung die Slawische Bank auf. Ihr Vermögen wurde beschlagnahmt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es dem „Verein der Polen in Deutschland“ nur einen Teil dieses Vermögens zurückzuerlangen. Bis heute fordert ein Teil der Polen in Deutschland ein Wiederaufnahmeverfahren und einen entsprechenden Schadenersatz.
Die Geschichte der polnischen Banken in Deutschland reicht bis in die Jahre um 1900 zurück. Die ersten Finanzinstitute entstanden in Schlesien und in Ostpreußen. Sie hatten einen genossenschaftlichen Charakter und sollten die polnische Landwirtschaft unterstützen. Zudem sollten sie die Kommunikation zwischen dem polnischen Bauern und dem Kreditwesen verbessern. Somit erfüllten die polnischen Banken in Deutschland zwei Funktionen, die eng miteinander verbunden waren und noch während der nächsten Dekaden galten. Dies waren wirtschaftliche und nationale Funktionen.
Die Entstehung von polnischen Genossenschaftsbanken war in Deutschland von Anfang an eng organisatorisch und wirtschaftlich mit den Posener Banken, der „Bank Przemysłowców“ (Industriebank) und der „Bank Spółek Zarobkowych“, (Erwerbsgesellschaftlichen Bank) verbunden. In Deutschland erfreuten sich vor allem zwei Typen von Banken großer Popularität. Dies waren: Die „Bank Ludowy“ (Volksbank) und der „Rolnik“ (Bauer). Die erste wurde der Industriebank in Posen nachempfunden, die 1861 errichtet wurde und organisatorisch mit ihr in Zusammenhang stand. Der „Rolnik“ wurde in Agrarregionen gegründet. Zu seinen Aufgaben zählte die Betreuung von Bauern, wie der Ankauf von Getreide und der Verkauf von Waren, die für die Agrarproduktion nötig waren (Kunstdünger, Samen, Heizmaterial usw.) Die erste „Rolnik“-Bank wurde 1906 in Flatow (Złotów) gegründet. In Deutschland entstanden noch andere branchengebundene polnische Genossenschaften, z. B. Bau- und Konsumgenossenschaften Allerdings überstanden sie den 1. Weltkrieg nicht.