Polnische Apotheke in Berlin

„Polnische Apotheke“ in Berlin um 1900
„Polnische Apotheke“ in Berlin um 1900

Ein Adler schaut auf die Passanten der belebten Straße herab, seine Flügel weit geöffnet, zum Abheben bereit. Darunter der Schriftzug „Polnische Apotheke“. Es gibt hier aber heute weder eine Apotheke, noch etwas Polnisches zu sehen. Wir befinden uns im Zentrum der deutschen Hauptstadt, vor dem Haus Friedrich, Ecke Mittelstraße in Berlin-Mitte. Wahrscheinlich sind wir aber auch Zeugen einer folgenschweren Verwechslung, bei der bei einem preußischen Adler polnische Gesichtszüge erkannt wurden.

Sie würde heute den Titel Managerin des Jahres tragen und diesen wahrscheinlich schon über viele Jahre. Die preußische Kurfürstin Dorothea ist eine geschäftstüchtige Frau. Davon profitieren auch Leute, die ihre Zukunft in der sich neu definierenden Residenzstadt Berlin suchen. Zwischen den Handwerkern, Goldschmieden, Ärzten, Perückenmachern, Schneidern und Schlossern zieht es auch einen fleißigen Apotheker aus Königsberg in die „Dorotheenstadt“ an die Spree. Man schreibt das Jahr 1706, als die kleine Klingel an der Eingangstür den ersten Kunden der „Dotheenstädtische Apotheke“ mit einem sanften Ton ankündigt. Der stolze Apotheker Samuel Woelcke begrüßt ihn persönlich mit einem kräftigen Händedruck.

Doch seine Kunden sind nicht gerade zahlungskräftig. Das Geschäft läuft nicht gut genug. Um die Gläubiger zu besänftigen, verkauft Samuel Woelcke das Gebäude. Ein klarer Fehlstart für die Apotheke. Doch die Apotheker sind zu der damaligen Zeit vor allem Geschäftsleute und die nächsten Besitzer der Apotheke hatten mehr Geschäftssinn als Samuel Woelcke jemals zu träumen wagte. Eine geradezu geniale Marketingmeisterleistung gelang einem der späteren Besitzer – Wilhelm Werneberg. Auf sein Engagement hin heißt die Apotheke nun wieder „Königlich Preußische priviligierte Apotheke – Ratsapotheke in der Dorotheenstrasse“. Wenn das kein Qualitätsmerkmal ist. Gleichzeitig wird ihm erlaubt, über das Schild an der Fassade einen preußischen Adler anzubringen. Preußischer Adler!? Ja, das steht wohl außer Zweifel. 

Wann genau und vor allem wem der preußische Adler seine „polnischen“ Gesichtszüge offenbarte und die historische Verwechslung perfekt machte, ist heute nicht mehr eindeutig zu klären. Fest steht jedoch, dass nach dem umfangreichen Umbau des Gebäudes im Jahre 1898 durch Alfred Breslauer, einem Berliner Stararchitekten, der Schriftzug „Polnische Apotheke“ neben dem Adler zu sehen war. Den Namen „Polnische Apotheke“ trug das Ladengeschäft noch bis 1933, bis die Nationalsozialisten die Apotheke wieder in „Dorotheenstädtische Apotheke“  umbenennen ließen. Erst nach der Sanierung des Hauses 1998 heißt die Apotheke dann wieder „Polnische Apotheke“.

Doch egal ob preußisch oder polnisch, der stolze Adler an der Fassade des Hauses an der Friedrichstraße zieht nicht nur die Blicke der Touristen, sondern auch die Berliner magisch an und lässt sie von den geheimnisvollen Geschichten des polnischen Lebens im Zentrum der deutschen Hauptstadt träumen.


Adam Gusowski, Dezember 2013

 


Quellen:

Landesarchiv Berlin:

B Rep. 012 Nr. 435

A Rep. 010-02 Nr. 2632, 2633

E Rep. 200-96 Nr. 42

Verein für die Geschichte Berlins / Martin Mende (Interview 30.10. 2013)

Erika Schachinger: Die Dorotheenstadt 1673-1708. Eine Berliner Vorstadt. Köln 2001

 

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  • „Polnische Apotheke“

    Adler an der Fassade der „Polnischen Apotheke“ in Berlin
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    „Polnischen Apotheke“ in Berlin
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