Johannes Paul II. im Parkstadion Gelsenkirchen
Am 2. Mai 1987 feierte der später heiliggesprochene Papst Johannes Paul II.[1] im Parkstadion Gelsenkirchen vor und mit rund 90.000 Menschen[2] eine Messe. Sie war Teil des zweiten seiner insgesamt drei Deutschlandbesuche.[3] Auch wenn das allgemeine Interesse seit seinem ersten Besuch im Jahr 1980 bereits erkennbar nachgelassen hatte, war das erneute Gastspiel des Kirchenoberhauptes immer noch ein herausragendes Ereignis.
Immerhin hatte man sich vor seinem Pontifikat fast zwei Jahrhunderte lang gedulden müssen, bis „deutsches“ Territorium wieder auf die päpstliche Reiselandkarte gesetzt wurde.[4] Für das Ruhrgebiet, wo er am 2. und 3. Mai 1987 auch in Bottrop, in Essen und in Mülheim an der Ruhr Station machte, ist es bislang der einzige Besuch eines Papstes geblieben. Weitere Ziele der vom 30. April bis zum 4. Mai 1987 absolvierten Pastoralreise waren Köln, Bonn, Münster, Kevelaer, München, Augsburg und Speyer. Für das in erster Linie als Heimspielstätte des FC Schalke 04 konzipierte Parkstadion war die Papstmesse nicht die letzte Zweckentfremdung. Im Jahr darauf fiel der Startschuss für den Stadionrock im Berger Feld. Aber weder Michael Jackson noch die Rolling Stones oder irgendein anderer der vielen Protagonisten dieser Ära konnte dem Ereignis des Papstbesuchs, zumindest was Größe und Beachtung angeht, bis heute seinen Rang ablaufen. Die damalige Stadtspitze sprach sogar von einem „Jahrhundertereignis für Gelsenkirchen“.[5]
Ein wichtiges Motiv für den Besuch wurde am Ende des Gottesdienstes im Parkstadion deutlich, als der Papst dem Ruhrbischof spontan seinen Dank für die freundliche Behandlung und Aufnahme seiner polnischen Landsleute im Bistum Essen aussprach, die in großer Zahl im Parkstadion vertreten waren.[6] Hengsbach hatte sich bereits in frühen Priesterjahren bei den aus Polen zugewanderten Bergarbeiterfamilien seelsorgerisch engagiert und hierzu auch die polnische Sprache erlernt. Aus dieser Nähe entwickelte sich im Laufe der Zeit eine enge Beziehung zwischen dem Bistum Essen und dem polnischen Erzbistum Kattowitz, die nach Hengsbachs Tod sogar durch einen Partnerschaftsvertrag beider Diözesen formal besiegelt wurde.[7] Damit einher ging ein freundschaftliches Verhältnis zwischen dem Ruhrbischof und dem Papst aus Polen,[8] der ihm kurz vor seiner Wahl zum Pontifex noch als Kardinal und als Erzbischof von Krakau einen Besuch in Essen abgestattet hatte.[9] Ein Jahr nach der Papstmesse im Parkstadion verlieh Johannes Paul II. dem dann bereits 77-jährigen Hengsbach die Kardinalswürde.
[1] Seine Heiligsprechung erfolgte am 27.4.2014 durch Papst Franziskus in Rom.
[2] Vgl. dazu unten S. 15 f.
[3] Seine erste Deutschlandreise unternahm er in der Zeit vom 15.11. bis zum 19.11.1980, die dritte vom 21.6. bis zum 23.6.1996. Dieser Deutschlandbesuch war die 34. Pastoralreise von Papst Johannes Paul II., vgl. Grave, Franz: Ein schöner, unvergesslicher Besuch, in: „Ich teile eure Sorge“ Papst Johannes Paul II. im Ruhrgebiet, Bistum Essen (Hg.), Essen 1987, S. 119.
[4] Der letzte der 11 Papstbesuche vor Johannes Paul II. auf „deutschem“ Gebiet war der von Pius VI. im Jahr 1782.
[5] Ein Jahrhundertereignis erlebt, in: Ruhr-Nachrichten 4.5.1987.
[6] Vgl. Bistum Essen (Hg.): „Ich teile eure Sorge“ Papst Johannes Paul II. im Ruhrgebiet, Essen 1987, S. 129.
[7] Vgl. Löffelsend, Berthold; Rose, Rudi, „Das Erzbistum Kattowitz“, in: https://www.bistum-essen.de/info/bistum/dioezesanpartnerschaften/kattowitz/ , zuletzt geprüft: 8.1.2019.
[8] Vgl. Dohmen, Heinz: Der Papst im Revier, Samstag, 2. Mai 1987, 8/87, S. 2, StA Ge.
[9] Vgl. Neysters, Peter: Neun Jahre später – die Zeit blieb nicht stehen, in: „Ich teile eure Sorge“ Papst Johannes Paul II. im Ruhrgebiet, Bistum Essen (Hg.), Essen 1987, S. 48.