Johannes Paul II. im Parkstadion Gelsenkirchen
Später kam Johannes Paul auf die Zuwanderungsgeschichte des Ruhrgebiets zu sprechen, um dann die verschiedenen Ausländergruppen im Stadion, teils in deren Heimatsprache, zu begrüßen. Die Angesprochenen reagierten natürlich mit großem Jubel, vor allem seine rund 2.000 polnischen Landsleute, die damals noch vor der politischen Wende in ihrem Heimatland standen und für die der Papst einige Worte der Ermutigung fand. Anschließend dankte Johannes Paul dem Ruhrbischof für die Gastfreundschaft des Bistums gegenüber den Menschen in Polen, und zwar auf Polnisch. Der Papst wendete sich auch noch an die Jugend, bei der er in einer kleinen Ansprache mit markanten Sätzen wie „Mit Christus gibt es kein Verlustgeschäft“ und „Reicht ihm nicht nur euren kleinen Finger“ leidenschaftlich für den christlichen Glauben warb.
Vor dem Schlusssegen, für den es, wie der Papst nun unter freundlichem Gelächter bemerkte, inzwischen höchste Zeit war, bedankte er sich für die Einladung, für die Vorbereitung und die Teilnahme an der Eucharistiefeier. Allen Teilnehmern versicherte er, dass sie „so schön gebetet und so wunderbar gesungen“ hätten. „So spontan war der Papst nur in seiner Heimat Polen“, wird hierzu der Kommentar eines Fernsehsprechers wiedergegeben.[17] Das Stadion war jetzt von tosendem Beifall erfüllt, die 5.000 Chormitglieder winkten mit ihren Heften.
Pünktlich um 20.30 Uhr folgte das Rosenkranzgebet, das Radio Vatikan, wie an jedem ersten Samstag im Monat, live in 32 Länder übertrug. Hierzu entzündeten die Gläubigen Kerzen, wodurch sich in der Abendsonne ein stimmungsvolles Bild ergab. „Ein starkes Symbol für eine Stadt, die sich einmal zu den Hochzeiten der rauchenden Hochöfen und Fabrikschlote stolz die Stadt der tausend Feuer nannte“ wird hierzu ein Journalist zitiert[18].
Schließlich ging der Papst noch zu den Plätzen der behinderten Menschen, nahm ihre Hände, umarmte und segnete sie.
Um 21.30 Uhr wurde er zurück nach Essen geflogen.
Zuvor, noch während des Rosenkranzgebetes, hatte ein Feuerwehrmann die Aschebahn für den Abflug der Hubschrauber gewässert.[19] Für diesen Tag hatte Johannes Paul genug Staub aufgewirbelt.
Christopher Schmitt, Januar 2020
Literatur:
Christopher Schmitt, Der Papst im Parkstadion. Johannes Paul II. in Gelsenkirchen.
Klartext, 2020
Christopher Schmitt zeichnet in seinem Buch den Besuch des Kirchenoberhaupts nach. Er lässt Zeitzeugen zu Wort kommen, die ihre ganz persönliche Sicht auf das Ereignis schildern. Schmitt stellt den Besuch in einen zeit- und regionalgeschichtlichen Kontext und liefert viele Hintergrundinformationen, u.a. auch dazu, wie der Papst zum Ehrenmitglied bei Schalke 04 wurde.
[17] Schlagheck, Michael: „Glut statt Asche“, in: „Ich teile eure Sorge“ Papst Johannes Paul II. im Ruhrgebiet, Bistum Essen (Hg.), Essen 1987, S. 64, (72).
[18] Schlagheck, Michael: „Glut statt Asche“, in: „Ich teile eure Sorge“ Papst Johannes Paul II. im Ruhrgebiet, Bistum Essen (Hg.), Essen 1987, S. 64, (72).
[19] Vgl. Schlagheck, Michael: „Glut statt Asche“, in: „Ich teile eure Sorge“ Papst Johannes Paul II. im Ruhrgebiet, Bistum Essen (Hg.), Essen 1987, S. 64 – 73; Ein Papst, der Staub aufwirbelt, „Heimspiel“ im Gelsenkirchener Parkstadion, RuhrWort, 9.5.1987.