Jan Kiepura (1902–1966)
Übrigens, bei den Dreharbeiten zum Film „Mein Herz ruft nach Dir“ traf er auf die Frau, die von nun an nicht mehr von seiner Seite weichen würde - die große ungarische Sängerschauspielerin Marta Eggerth. Sie heirateten 1936 und blieben ein Leben lang zusammen. Sie galten als das Traumpaar. Sie sangen zusammen auf den größten Bühnen der Welt und drehten gemeinsam die erfolgreichsten Filme der damaligen Zeit. Den größten gemeinsamen Erfolg feierten Jan Kiepura und Marta Eggerth mit dem Film „Zauber der Bohème“.
Da sich Jan Kiepura Ende der dreissiger Jahre mehrmals negativ über Nazi-Deutschland in den polnischen Medien äußerte, wurden alle Filme des Ehepaars Kiepura - Eggerth ab Mitte 1938 in Deutschland verboten.
Die Nachricht vom Ausbruch des II. Weltkrieges am 1. September 1939 erreichte Marta Eggerth und Jan Kiepura während der Dreharbeiten an einer Verfilmung des Romans „Manon“ in Frankreich. Nach einem kurzen Intermezzo bei der polnischen Exilarmee, entschied sich Jan Kiepura über Südfrankreich in die USA zu reisen. Diese Entscheidung dürfte ihm nicht leicht gefallen sein. Stets betonte er seine polnische Herkunft, seine Liebe zur polnischen Heimat. Kiepura engagierte sich dennoch auf seine Weise stark für die polnische Bevölkerung. Er sang auf vielen Benefizkonzerten und sammelte so Geld für die Polen in Not, so z. B. für den „Fundusz Pomocy Polsce“ (Hilfsfond für Polen). Zusammen mit seiner Frau unterstützte er europäische Flüchtlinge bei ihrer Immigration in die USA. Zahlreiche Menschen erhielten so von ihnen große Hilfe in schwierigen Zeiten.
In Amerika übernahm Jan Kiepura ein Engagement an der Metropolitan Opera in New York. Ab diesem Zeitpunkt wirkte er vor allem in Amerika, 1953 nahm er sogar die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Er lebte nun in den USA, bis auf seinen sechsjährigen Aufenthalt in Paris (1948 - 1954). Von Paris aus organisierte er seine Europatournee,und besuchte gerne auch Deutschland, so z.B. als Stargast bei den Berliner Filmfestspielen 1952. 1958 kam Jan Kiepura nach 19 Jahren endlich auch wieder nach Polen. In seinem Heimatland gab er gleich 15 Konzerte. Bei allen wurde er von begeisterten Menschenmassen gefeiert. Das war für ihn und seine Anhänger auch besonders wichtig, denn die kommunistische Propaganda versuchte immer wieder Kiepura als Vaterlandsverräter zu diskreditieren.
Auch wenn Jan Kiepura seine Hauptbeschäftigung im Film fand, war er bis zum seinem Tod auch ein erfolgreicher Opernsänger. Noch im Juni 1966 unterschrieb er einen neuen Vertrag mit der Metropolitan Opera in New York. Am 15. August 1966 starb er nach einem Herzinfarkt in seinem Haus in Harrison (USA). Sein Begräbnis fand in Warschau statt. Dem Trauerzug auf dem prominentesten Warschauer Friedhof „Powązki“ schlossen sich 100 000 Menschen an.
Adam Gusowski, März 2016