Gerhard Richter, einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart, schuf 2014 ein abstraktes Bild mit dem Titel Birkenau. In der vierteiligen Arbeit, die aus gleich großen, großformatigen Gemälden besteht, verwendete Richter authentische Fotografien als Vorlagen, die 1944 vom Sonderkommando der jüdischen Häftlinge im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau heimlich aufgenommen wurden. Das Sonderkommando war u.a. für die Verbrennung der Leichen aus den Gaskammern zuständig.
Eine polnische Widerstandsgruppe schmuggelte unter Lebensgefahr einen Fotoapparat mit einem Schwarzweißfilm ins Lager, mit dem später insgesamt sieben Fotos angefertigt wurden. Eine Polin, Helena Datoń, brachte anschließend den Film in einer Zahnpastatube aus dem Lager und ermöglichte damit seine Veröffentlichung. Später wurden diese Fotos u.a. dadurch berühmt, dass man sie als wichtige Beweise für die unsäglichen Verbrechen in Birkenau heranzog.
Durch den Diskurs zur Entstehung von Richters Werk Birkenau wurden diese erschütternden Aufnahmen endgültig zu einem besonderen Teil des öffentlichen Gedächtnisses. Gleichwohl überdeckt der Künstler sie in seiner Arbeit vollständig und macht sie dadurch unsichtbar, was sein Gemälde zu einem bemerkenswerten Erinnerungsort macht.
Gerhard Richter, Birkenau, 2014, Öl auf Leinwand, 260 x 200 cm, Werkverzeichnis: 937-1
Kann es Kunst nach Auschwitz geben? Bei einer gemeinsamen Studienfahrt des IBB und Porta Polonica sind zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Frage nachgegangen.
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