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Józef Brandt

Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910. Öl auf Leinwand, 162 x 112 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 961

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Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910.
Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910. Öl auf Leinwand, 162 x 112 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 961

Auch bei jenen Bildern, die eindeutig militärischen Charakter haben, interessiert sich Brandt nicht für die heroische Tat oder die Verklärung des historischen Geschehens, wie es bei den deutschen Historienmalern der Fall ist. Ihn beschäftigt neben der detailreichen Schilderung der Landschaft (Abb. 21) vor allem der Alltag der Soldaten: die mühselige Reise eines Reitertross auf der Rückkehr von der Schlacht bei Wien (1869, Abb. 11), die Rast am Lagerfeuer (1873, Abb. 16), der Spähtrupp am Fluss (1873)[42] und die einsame Nachtwache der Kosaken (1878, Abb. 24), das kleine Scharmützel mit den Schweden in dramatischer Waldlandschaft (1878)[43], aber auch die pittoreske Szenerie, wie sie beim „Beutezug am Fluss“ (1874, Abb. 18) mit bunten Uniformen und Kopfbedeckungen zu sehen ist. Dazu gehören jede Art von Pferden, ein bepackter Wagen, der im Flussbett steckengeblieben ist und befreit werden muss und die atemberaubende Perspektive. Bei einem Willkommenszug von Kosaken auf der Steppe (1874, Abb. 19) beleben Fahnen, Lanzen und wild geschlagene Musikinstrumente die Szene. Brandts Interesse an pittoresken Details geht dabei weit über das von seinen deutschen Malerkollegen gepflegte volkskundliche Genre hinaus.

Neben diesen klein- oder mittelformatigen Bildern malt Brandt in der Nachfolge der „Schlacht von Chocim“ (Abb. 8) in größeren Abständen wandfüllende Monumentalgemälde wie die Schlachtenbilder „Czarniecki in der Schlacht bei Kolding“ (1870), die „Schlacht bei Wien“ (1873) und die „Befreiung der Gefangenen“ (1878)  sowie das heute verschollene, ebenfalls wandfüllende Gemälde „Markt in Balta“ (1875), wobei sich der Maler von Mal zu Mal um einen Meter auf schließlich vier Meter in der Breite steigert. Die „Schlacht bei Kolding“ (Abb. 14) schildert eine Begebenheit aus dem Zweiten Nordischen Krieg, bei der polnische Truppen unter der Führung des Feldherrn Stefan Czarniecki (1599-1665) den von Schweden angegriffenen Dänen zu Hilfe kommen und im Dezember 1658 die Insel Alsen und schließlich die Burg Kolding erobern. Auch hier gibt Brandt nicht eine heroische Siegesszene wieder, sondern die Mühsal der Soldaten, die von ihren im Koldingfjord ankommenden Schiffen auf das verschneite Ufer zu gelangen versuchen, um dann mit ihren Pferden den Burghügel zu erklimmen. Hintergrund für die pittoreske Szenerie mit vorwiegend rotfarbigen Uniformen, Fahnen und Pferdedecken bildet die stimmungsvolle Schnee- und Fjordlandschaft an einem eiskalten, dunstigen Wintermorgen mit der Burg im Hintergrund.

Die „Schlacht bei Wien“ (1873, Abb. 17) berichtet vom Angriff der alliierten deutsch-polnischen Armee unter Führung des polnischen Königs Johann III. Sobieski/Jan III Sobieski (1629-1696) auf die Türken am 12. September 1683, nachdem die österreichische Hauptstadt monatelang belagert worden ist und vor dem Fall steht. Dramatisch beleuchtet der Maler den rechten Teil der Szene, wo Türken in bunten Kostümen vor den anstürmenden polnischen Husaren fliehen und ihre Zelte überrannt werden. Das Gemälde ist im Entstehungsjahr auf der Wiener Weltausstellung 1873[44] und anschließend im Münchner Kunstverein zu sehen, wo es ausführliche und begeisterte Kritiken erhält. Die Deutsche Kunst-Zeitung Die Dioskuren, das Mitteilungsblatt der deutschen Kunstvereine, schreibt, der Maler habe schon früher durch sein Gemälde „Übergang polnischer Truppen unter Wojewod Stephan Czarnetzki auf die Insel Alsen“ auf sich aufmerksam gemacht, das sich seitdem im Besitz der Akademie der bildenden Künste zu Wien befinde. Jetzt übe „Die Schlacht bei Wien“ „auf Künstler und Laien […] eine Anziehungskraft, wie sie seit Makart’s Ausstellungen kaum dagewesen und wie sie nur ein epochemachendes Werk auszuüben im Stande ist. Und zu einem solchen zählen wir es; es ist ein Werk für alle Zeiten.“[45] (siehe PDF)

 

[42] Zwiad Kosacki, 1873. Öl auf Leinwand, 42 x 83 cm, Oberschlesisches Museum, Bytom/Muzeum Górnośląskie w Bytomiu

[43] Potyczka ze Szwedami, 1878. Öl auf Leinwand, 90,8 x 171 cm, Nationalmuseum Breslau/Muzeum Narodowe w Wrocławiu

[44] Welt-Ausstellung 1873 in Wien. Officieller Kunst-Catalog, Wien 1873, Seite 154; Digitalisat: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/weltausstellung1873/0158 (aufgerufen am 20.11.2017)

[45] Unbekannt: Kunstkritik. Die Schlacht bei Wien 1683. Oelgemälde von Joseph Brandt in München, in: Deutsche Kunst-Zeitung Die Dioskuren, Jahrgang 18, Nr. 10, Berlin 1873, Seite 78; Digitalisat: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/dioskuren1873/0091 (aufgerufen am 20.11.2017)