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Józef Brandt

Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910. Öl auf Leinwand, 162 x 112 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 961

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Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910.
Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910. Öl auf Leinwand, 162 x 112 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 961

Zum engeren Kreis um Brandt gehören verteilt über viele Jahre Ludomir Benedyktowicz, Olga Boznańska, Szymon Buchbinder, Franciszek Ejsmond, Julian Fałat, die Brüder Gierymski, Bohdan Kleczyński, Ludwik Kurella, Władysław Malecki, Jan Rosen, Stanisław Szembek und viele mehr. Etliche wie Maksymilian Gierymski, Roubaud oder Wierusz-Kowalski begeistern sich unter seinem Einfluss ebenfalls für Bildthemen aus der polnischen Volkskultur und Geschichte. Man verbringt viel Zeit miteinander, diskutiert über Kunst, singt zum Klavier, feiert Feste und geht zusammen mit Adam ins Café. Gelegentlich sind sie, wie Brandt 1874 und in den Folgejahren, allein oder gemeinsam wie Wierusz-Kowalski, Rosen und Władysław Czachórski, bei Luitpold von Bayern und der königlichen Familie zum Essen eingeladen.[54] Die Künstler leben in denselben Straßen,  Maksymilian Gierymski, Benedyktowicz, Wierusz-Kowalski und Kossak wie Brandt in der Schiller­‑, der Landwehr‑ und der Schwanthalerstraße, andere wie Fałat und Lucjan Kochanowski in der angrenzenden Maxvorstadt und in Schwabing.[55] Eng mit diesem Kreis verbunden gewesen sind offenbar die Tier-, Landschafts- und Genremaler Anton Braith (1836-1905) und Christian Mali (1832-1906), deren Atelier in der Landwehrstraße 46 lag und in deren Nachlass sich, möglicherweise als gegenseitige Geschenke, kleinformatige Gemälde von Brandt, Maksymilian Gierymski und Czachórski erhalten haben.[56]

Auch von außen wird diese Gruppe bald als geschlossene „Schule“ empfunden. Pecht schreibt 1888 in seiner „Geschichte der Münchener Kunst im neunzehnten Jahrhundert“: „So bildeten bald die sich von allen übrigen Künstlern gründlich unterscheidenden, dafür aber bestimmte gemeinsame, mit dem Nationalcharakter eng zusammenhängende Züge offenbarenden Polen eine ganz besondere Abteilung. Dieselben sind in München allmählich immer häufiger aufgetreten, bis sie sich zuletzt zu einer förmlichen Schule gestalteten.“[57] Im Jahr zuvor hat die Münchner Zeitschrift Kunst für alle eine von polnischen Künstlern bemalte Palette abgebildet, auf der Brandt sich mit einem in der Steppe rastenden Kosaken verewigt und ebenfalls als „Józef Brandt z Warszawy“ signiert hat.[58] (Abb. 40) In der Sammlung von Prinzregent Luitpold befinden sich bei dessen Tod 1912 Werke von sechs polnischen Künstlern: Brandt, Chełmiński, Czachórski, Gorstkin-Wywiórski, Stanisław Grocholski und Wierusz-Kowalski.[59]

 

[54] Ptaszyńska 2008 (siehe Anmerkung 32), Seite XIII. Vergleiche auch Adalbert von Kossak: Erinnerungen, Berlin 1913, Seite 41

[55] Ptaszyńska 2008 (siehe Anmerkung 32), Seite XI

[56] Die sechs Ölbilder befinden sich im Nachlass von Braith und Mali im Museum Biberach, Braith-Mali-Museum, Biberach an der Riß; von Brandt siehe Abb. 10, 13, 24. Vergleiche Irena Olchowska-Schmidt: Bilder polnischer Maler im Biberacher Museum, in: BC-Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach, 13. Jahrgang, Heft 1, 22. Juni 1990; Digitalisat: http://www.gfh-biberach.de/publication/bc-heimatkundliche-blaetter-13-jahrgang-heft-1-22-juni-1990/ (aufgerufen am 25.11.2017)

[57] Pecht 1888 (siehe Literatur), Seite 420

[58] Die Zeitschrift berichtet dazu: „Von der zahlreichen Kolonie polnischer Künstler, die wir in München beherbergen, haben sich einige der hervorragenderen zusammengetan, um sich mit artigen Scherzen auf einer Palette zu verewigen, deren Abbild wir hier bringen. Aus der Harmonie des Ganzen kann man leicht sehen, wie diese Künstler eine gemeinsame Schule bilden, die allerdings durch das Genie J. von Brandts ihren Charakter aufgeprägt erhalten hat, der die Einzelnen mehr oder weniger beeinflusste.“ Die Kunst für alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur, Bd. 3, München 1887/88, Seite 62, Bild nach Seite 60; Digitalisat: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kfa1887_1888/0089  (aufgerufen am 22.11.2017)

[59] Ptaszyńska 2008 (siehe Anmerkung 32), Seite XIII