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Józef Brandt

Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910. Öl auf Leinwand, 162 x 112 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 961

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Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910.
Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910. Öl auf Leinwand, 162 x 112 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 961

In den Sommerferien reist Brandt regelmäßig nach Polen und besucht seine Familie in Warschau und Konary, wo sich Helbich 1867 mit seiner Familie niedergelassen hat. Seinen Freund Aleksander Pruszak besucht er zunächst in Galizien, wohin dieser nach dem Januaraufstand 1863 geflohen ist und dort seine künftige Ehefrau, Helena von Woyciechowski, kennen gelernt hat. Helena und Pruszak heiraten 1866 und lassen sich auf Gut Orońsko nieder. Wenn er jemals eine Frau heiraten würde, soll Brandt unter Freunden gesagt haben, dann wäre es Helena gewesen. Pruszaks Mutter, Amelia, liebt die Gegenwart von Künstlern und führt auf Orońsko einen künstlerischen und literarischen Salon, in dem neben Gesprächen auch Theateraufführungen und Konzerte abgehalten werden. Nicht nur die Onkel, Helbich und Lesser, sind hier regelmäßig zu Gast, auch Brandt bleibt jeweils für mehrere Tage. 1866 soll er sich erstmals in Orońsko ein Atelier eingerichtet haben, in dem er von nun an Malschüler unterrichtet. 1867 stirbt Amelia Pruszak, 1873 stirbt Aleksander im Alter von nur 36 Jahren. Nach einer angemessenen Trauerzeit heiratet Brandt Helena, die Witwe seines Freundes und Besitzerin von Gut Orońsko, im Juni 1877.[38]

Künstlerisch scheinen in Brandts Werk bei weitem die Genremotive zu überwiegen. „Abschied“ (1867),[39] bei dem ein Kosake am Dorfrand seiner Frau Lebewohl sagt, „Weidende Pferde“ (1869, Abb. 10) mit einem musizierenden Knaben und seiner Schwester, „Rast in einem Städtchen“ (um 1870, Abb. 12) und „Am Wirtshaus“ (Abb. 13), beides Szenen mit einem Pferdetross an einer Straßenschenke, „Warten auf das Boot“ (1871, Abb. 15) mit lagernden Bauern und Händlern mit ihren Wagen und Pferden vor dem Übersetzen über den Fluss, „Rast in der Steppe“ (undat., Abb. 20), „Kosake mit einem Mädchen am Brunnen“ (1875),[40] „Markt in Balta“ (1875),[41] „Pferdezucht“ (1876, Abb. 22) und „Polnischer Reiter mit seinem Pferd vor dem Zollhaus“ (1877, Abb. 23) sind die Themen. Die heute vorhandenen Gemälde und gezeichneten Entwürfe sind jedoch nur eine Auswahl aus zahlreichen ähnlichen und immer wieder variierten Motiven, wie aus zeitgenössischen Fotografien und Reproduktionen zu erkennen ist. Auf keinem Bild fehlen Pferde. Die meisten Szenen zeigen einen Aufbruch, eine Reise durch die Steppe, auf den Markt, in die nächste Stadt oder die Rast auf dem Weg dorthin. Nicht immer ist zu erkennen, ob es sich um Bauern oder um heimkehrende oder versprengte Soldaten, um Kosaken im Frieden oder beim Kriegseinsatz handelt.

 

[38] Pruszak 2015 (siehe Anmerkung 24), Seite 59-61

[39] Pożegnanie, 1867. Öl auf Leinwand, 39 x 61,5 cm, Nationale Kunstgalerie, Lviv. Eine große Zahl an Gemälden von Józef Brandt ist chronologisch auf dem Webportal http://www.pinakoteka.zascianek.pl (aufgerufen am 18.11.2017) abgebildet und mit korrekten Werkangaben versehen.

[40] Kozak z dziewczyną przy studni, 1875. Öl auf Leinwand, 51 x 99 cm, Nationalmuseum Kielce/Muzeum Narodowe w Kielcach

[41] Jarmark w Bałcie, 1875. Öl auf Leinwand, 150 x 302 cm, verschollen. Schwarzweißaufnahme im Ausstellungs-Katalog Orońsko 2015 (siehe Literatur), Seite 12