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Józef Brandt

Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910. Öl auf Leinwand, 162 x 112 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 961

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Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910.
Bolesław Szańkowski (1871/73-1953): Porträt Józef Brandt, 1910. Öl auf Leinwand, 162 x 112 cm, Nationalmuseum Warschau/Muzeum Narodowe w Warszawie, Inv. Nr. MP 961

Durch seinen künstlerischen Erfolg, die gesellschaftliche Stellung und nicht zuletzt mit der Eröffnung seines prachtvollen Ateliers in der Schwanthalerstraße wird Brandt zum Mittelpunkt der Münchner „Polenkolonie“,[51] also jener polnischen Künstler, die seit 1828, vor allem aber nach dem Januaraufstand 1863 als Emigranten nach München gekommen sind und dort an der Akademie der Bildenden Künste oder bei Privatlehrern studieren. Zwischen 1863 und 1875 werden über achtzig Polen an der Münchner Akademie aufgenommen. Brandt erweist sich nicht nur als gesellig, sondern als gastfreundlich und hilfreich gegenüber den jüngeren, gerade aus Polen angekommenen Studenten. Da er auch pädagogisches Talent hat, etabliert er in seinem Atelier bald eine inoffizielle Malschule. Zeitweise gehören Tadeusz Ajdukiewicz, Jan Chełmiński, Józef Chełmoński, Michał Gorstkin-Wywiórski, Alfred Wierusz-Kowalski und der aus Odessa stammende Franz Roubaud, der 1877 von der dortigen Zeichenschule nach München gewechselt ist und später Kaukasien und Usbekistan bereisen wird, zu seinen Schülern. Um Szerner, der ebenfalls am Januaraufstand teilgenommen hat und 1865 völlig verarmt nach München gekommen ist, kümmert Brandt sich besonders und quartiert ihn in seinem Atelier ein.

Wenn die jungen polnischen Malschüler die Neue Pinakothek, also die Sammlung der zeitgenössischen Malerei, besuchen, können sie mit einem Anflug von Patriotismus feststellen, dass dort auch Gemälde von drei polnischen Künstlern, Brandt, Maksymilian Gierymski und Wierusz-Kowalski, aufgenommen worden sind: „Als Polen freute es uns sehr, an exponierter Stelle zwei Gemälde von Brandt zu sehen, die auch polnische Unterschriften trugen: ‚z Warszawy‘ und ‚Monachium‘, nicht München. […] In dieser Toleranz war die Feinfühligkeit und große Kultur der Bayern zu spüren“,[52] schreibt Marian Trzebiński, der 1893 an der Münchner Akademie immatrikuliert worden ist, in einem Brief. Vermutlich schon seit 1885 besitzt die Neue Pinakothek eines von Brandts Bildern, „Kosakenpferde im Schneesturm“ im großen Format von ein mal zwei Metern, das in diesem Jahr entstanden ist. Ein zweites, kleineres Bild, „Verteidigung“, ist undatiert und trägt genau wie das erste die Signatur „Józef Brandt z Warszawy, Monachium“ (dt. aus Warschau, München).[53]

 

[51] Die Polenkolonie: Brandt, Gierymski, Chelminski, Kowalski, Kozakiewicz, in: Rosenberg 1887 (siehe Literatur), Seite 47

[52] Ptaszyńska 2008 (siehe Anmerkung 32), Seite XII

[53] Katalog der Gemäldesammlung der Königl. Neuen Pinakothek in München, München 1902, Seite 25 f.: „KOSAKENPFERDE IM SCHNEESTURM. Unter einem Leiterwagen, dessen kleiner Raum durch eine Leinwand gegen den Sturm geschützt ist, sitzt der Hirte, ausschauend nach den in der Ferne sich zusammendrängenden Pferden. Der Wagen ist bespannt mit drei Sattelpferden; auf einem sitzt ein Spitz. Vorn im Schnee ein Kessel, den Reste eines Feuers wärmen. Ölgemälde-Leinwand. Bez. unten rechts Józef Brandt z Warszawy Monachium 1885. H. 1,12 m Br. 2,05 m. VERTEIDIGUNG. Ein Bauernhof wird von Kavalleristen verteidigt. In der Mitte hält ein Bauer die unruhigen Pferde der abgesessenen Mannschaft. Von dem Dache einer Scheune schiessen zwei auf den Feind. Ölgemälde-Leinwand. Bez. rechts unten: Józef Brandt Monachium. z Warszawy. H. 0,98 m Br. 1,65 m.“– Ein Gemälde „Verteidigung eines Bauernhofes durch Kavalleristen“, Öl auf Leinwand, 98 x 165 cm, befindet sich in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München (Hans F. Schweers, Gemälde in deutschen Museen, I, 1, München u.a. 1994, Seite 203). Eine Auskunft war von dort nicht zu bekommen.