Roman Polański in München: Zwischen Weltruhm und Drama
Noch vor Ende der Spielzeit folgt im März 1977 die nächste große Krise seines Privatlebens: Roman Polański wird angeklagt, weil er ein 13-jähriges Mädchen in Los Angeles vergewaltigt hat. Um einer Verurteilung wegen Vergewaltigung zu entgehen, bekennt er sich im Einvernehmen mit der Klägerseite vor dem zuständigen US-Gericht schuldig. So soll er stattdessen einen Schuldspruch wegen „außerehelichen Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen“ und eine geringere Haftstrafe in Kauf nehmen. Nach einem sechswöchigen Aufenthalt in einem Psychiatriegefängnis kommt er schließlich auf Kaution frei. In Absprache mit dem Richter reist Polański noch vor der endgültigen Urteilverkündung nach Europa, um eine Filmproduktion zu Ende zu bringen. Zurück in München lässt er sich im September 1977 auf dem Oktoberfest im Kreise junger Frauen fotografieren.[8] Das zunächst harmlos wirkende und in der US-Presse veröffentlichte Foto von Polański mit den augenscheinlich noch minderjährigen Mädchen veranlasst den Richter dazu, den vorherigen Deal platzen zu lassen. Er fordert stattdessen 50 Jahre Gefängnis für den polnisch-französischen Regisseur. Aus Angst vor der drohenden Haftstrafe kehrt Polański nicht mehr in die USA zurück und setzt sich nach Europa ab. Seitdem lebt er in Frankreich, der Schweiz und in Polen.
Trotz des Skandals ist Roman Polańskis Karriere in den nächsten Jahren von produktiver Kontinuität und internationalen Erfolgen bestimmt. Mit Amadeus, Franz Kafkas Die Verwandlung und Tanz der Vampire inszeniert er auch wieder Bühnenstücke. Seine letzte Operninszenierung soll aber bis heute Rigoletto in München bleiben.
Katarzyna Salski, April 2018
Literatur:
Paul Werner: Polanski, München 2013.
Thomas Koebner: Roman Polanski. Der Blick der Verfolgten. Eine Biographie, Stuttgart 2013.
James Greenberg: Roman Polanski. Seine Filme, sein Leben, München 2013.
Audio:
Mittagsjournal des Österrreichischer Rundfunks (ORF) vom 30. Oktober 1976: Beitrag "Rigoletto" unter Roman Polanski in München mit O-Tönen Polańskis von der Pressekonferenz
[8] https://www.newyorker.com/magazine/2009/12/14/the-celebrity-defense (aufgerufen am: 30.03.2018)