Anna Piasecka

Anna Piasecka, Autorin des Buches „BIGOS, ZOB und JOB. Eine Polin in Deutschland“, 2017
Anna Piasecka, Autorin des Buches „BIGOS, ZOB und JOB. Eine Polin in Deutschland“, 2017

Autobiographie, Realsatire und Sachbuch zugleich
 

Wir gehören zu den Wenigen, die den Titel des Buches von Anna Piasecka, „BIGOS, ZOB und JOB“, auf Anhieb verstehen. Die regionale Deutsch-Polnische Gesellschaft hat die Autorin für eine Lesung aus ihrem ersten Buch eingeladen. Neben den Mitgliedern sind Annas Freunde und ehemalige Kommilitonen gekommen. Der Vorsitzende der Gesellschaft ist ihr schon seit einem vorangegangenen Schüleraustausch freundschaftlich verbunden. Vor allem aber hat sie in der Hafenstadt im äußersten Norden Deutschlands studiert. Davon und von dem Beginn ihrer beruflichen Karriere zwischen Deutschland und Polen handelt das Buch. In unserer Stadt leben Menschen aus 149 Nationen, darunter fast eintausend Polen, friedlich zusammen. Die Stadt gilt als weltoffen, auch wegen der nahen Grenze zu Dänemark. Sie ist Partnerstadt des polnischen Słupsk, wo Piasecka aufgewachsen ist. In ihrem Buch bleibt der Name unserer Stadt geheim. Die Erlebnisse der Autorin auch in anderen ungenannten Orten in Deutschland und Polen werden dadurch allgemein übertragbar und auch dem Datenschutz wird Genüge getan.

Bigos, das ist natürlich die polnische Nationalspeise aus gedünstetem Sauerkraut mit Wurst, verschiedenen Fleischsorten und Pflaumen, die mit Wein abgeschmeckt werden kann. Wenn es in der Fremde kein polnisches Restaurant gibt oder man sich den Besuch nicht leisten kann, bringt man das Gericht eben aus Polen mit, um sich ein Stück Heimat zu erhalten. Der ZOB ist der Zentrale Omnibusbahnhof in unserer Stadt, an dem sich alle Stadtbusse treffen und die Überlandbusse in die Nachbargemeinden und die Fernbusse nach Dänemark und Polen abfahren oder von dort ankommen. Er ist der zentrale Platz in dieser Stadt, den man überquert, wenn man vom Westen in die östlichen Stadtteile oder an den Hafen will und an dem täglich Tausende von Schülern und Studenten der Universität und der Fachhochschule umsteigen müssen. ZOB ist einer der ersten Begriffe, die Anna in Deutschland zu lernen hatte. Einen Job braucht jeder. Glaubt man Piasecka, dann zehrt er bis zum Umfallen an den Kräften oder man findet keinen. Für viele potentielle Leser sind die ersten beiden Begriffe des Buchtitels unbekannt und sollen neugierig machen. Den Buchhändlern erschweren sie aber, den Inhalt der Publikation einzuschätzen, was die Autorin nach einem Selbstversuch im Buchladen eindrucksvoll zu berichten weiß.

Um die Jahrtausendwende kommt Piasecka nach Deutschland. Es ist die Zeit des Post-Sozialismus, in der in Polen eingefahrene Mentalitäten und Traditionen noch die Ausbildung und das Berufsleben bestimmen und Mangelwirtschaft den Alltag erschwert. Das Land ist noch nicht Mitglied der Europäischen Union. Eine schwere Kindheit und Jugend haben die junge Frau abgehärtet. Viel zu früh hat sie Verantwortung für die kranke Schwester, die ganze Familie und sich selbst übernehmen müssen. Eigentlich hat sie in Polen Jura studieren wollen, doch trotz bester Schulnoten und einer hohen Punktzahl im Zulassungsverfahren keinen Studienplatz erhalten. Andere Bewerberinnen, deren Eltern Juristen sind, haben dies bei geringerer Qualifikation mühelos geschafft. Eine Anzeige in einer Zeitschrift, in der für ein Studium in Deutschland geworben wird, und eine positive E-Mail vom Dekan der Fachhochschule im hohen Norden machen ihr Mut ins Ausland zu gehen. Sie hat die Hoffnung, dem „vergifteten“ heimatlichen Umfeld zu entfliehen und in Deutschland eine neue Zukunft zu finden. 

Mediathek
  • Anna Piasecka

    Autorin des Buches „BIGOS, ZOB und JOB. Eine Polin in Deutschland“, 2017
  • Das Buch

    Anna Piasecka: BIGOS, ZOB und JOB, Oberhausen/Obb. 2017
  • Lesung, März 2018

    in der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Region Schleswig e.V
  • Lesung, März 2018

    in der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Region Schleswig e.V.