Tłumaczenie na ten język nie jest niestety w tej chwili dostępne.

Flexibel in allen Systemen. Die vielen Leben des Konrad Gruda

Konrad Gruda, aus: IPN, Komenda Główna Milicji Obywatelskiej w Warszawie, Akta osobowe funkcjonariusza MO: Konrad Gruda vel Glüksmann / Glücksmann, imię ojca: Zygmunt, ur. 25-10-1915 r., Bd. 2: 1944–1948
Konrad Gruda, ca. 1945

Emigration nach Westdeutschland und zweite Karriere im Fernsehen und als Buchautor
 

Infolge der antisemitischen Kampagne der Jahre 1967/68 entschloss er sich dazu, Polen zu verlassen. Er selbst war ebenfalls zur Zielscheibe diesbezüglicher Kritik geworden. Ihm wurde intern vorgeworfen, er habe sich euphorisch über die militärischen Erfolge Israels im Sechstagekrieg und herablassend über die „arabischen Freunde“ geäußert[43]. Seit Februar 1969 war er praktisch vom Bildschirm verbannt. Infolgedessen wurden seine Bezüge um 60% gekürzt. Ende August reichte er daraufhin seine Kündigung ein und beantragte die Emigration[44]. Schon zuvor war gegen seine Tochter Katarzyna geheimdienstlich vorgegangen worden, woraufhin sie mit ihrem Lebensgefährten Polen verlassen hatte[45]. An Weihnachten 1969 traf Gruda – offiziell nach Israel ausreisend – mit seiner Frau Zofia – in Frankfurt am Main ein. Das Visum für Israel hatte ihnen die niederländische Botschaft in Warschau ausgestellt[46]. Im polnischen Fernsehen löste der Schritt eine gewisse Überraschung aus, wobei man Grudas Möglichkeiten im Westen überschätzte[47]. Er nahm seine alten journalistischen Kontakte wieder auf, etwa zum FAZ-Sportjournalisten Karl-Heinz Vogel, der ihm eine Stelle in der ZDF-Hauptredaktion Sport vermittelte, die er vom 1. Oktober 1970 bis zu seiner Pensionierung im Juni 1978 innehatte[48]. Auf dem Bildschirm war er allerdings nie zu sehen. Sein Chef in den Wiesbadener ZDF-Studios Unter den Eichen wurde der aus Siebenbürgen stammende Wintersportexperte Bruno Moravetz[49]. Auch in den folgenden Jahren pflegte er Kontakte zu seinen ehemaligen polnischen Kollegen.

Parallel dazu schrieb er weiter Bücher, zunächst den dystopischen Roman „Zwölf Uhr einundvierzig. Ein Roman aus dem Jahr 2289“, der im Jahre 1975 bei „Jugend und Volk“ in Wien in der Übersetzung seines galizischen Landsmanns Oskar Jan Tauschinski erschien und eine launige Besprechung von Tadeusz Nowakowski in der FAZ fand[50]. Darin entwickelt Gruda die Dystopie von auf dem Meeresgrund lebenden programmierten und kontrollierten Wesen – er hatte offenbar Čapek und Verne gelesen –, deren Liebesbeziehungen durch Computer zustande kommen. Ein Einzelner lehnt sich dagegen auf, die Liebe siegt. Auch in Grudas Kurzprosa ging es vor allem um die prägende Kraft des Sports und seinen großen Einfluss auf das Leben[51].

Etwa ein Jahrzehnt lang verfasste Gruda zudem Glossen für die Wochenendbeilage der „Süddeutschen Zeitung“. Dafür übersetzte er Satiren aus dem Russischen, insbesondere von Arkadij Inin[52]. Ebenso übertrug er das Theaterstück „Juden der Stadt Petersburg“ von Arkadij und Boris Strugackij ins Deutsche[53]. Auf dieser Grundlage fand unter der Regie von Gerhard Hess am 3. Dezember 1995 die deutsche Erstaufführung am Theater Dortmund statt.

Die späteren Sportbücher erschienen im Göttinger Verlag Wilhelm Fischer. Ab 1988 führte er mit Karl-Heinz Behrens den kleinen Wiesbadener Verlag Stundenglas-Bücher[54].

 

[43] IPN BU 0/1221/23: Notiz der Abt. III des Innenministeriums vom Juli 1967, Bl. 20–21.

[44] IPN BU 00/945/559-1: Schreiben vom 31.8.1969 (Abschrift), Bl. 37; IPN BU 00/1268/30165, Bl. 48–49.

[45] Operativer Vorgang der Komenda Wojewódzka Milicji Obywatelskiej w Warszawie 1954–1975 gegen seine Tochter Katarzyna (*17.3.1946), IPN BU 0223/64.

[46] IPN BU 00/1268/30165, Bl. 54.

[47] So wurde ihm eine neue Funktion bei Radio Free Europe ebenso angedichtet wie eine Tätigkeit im Organisationskomitee der Olympischen Spiele 1972 in München. Vgl. IPN BU 00/945/559-1, Meldung Nr. 60 von IM (TW) „Jagoda“ an ihren Führungsoffizier Stanisław Krasulak vom 9.12.1969, Bl. 43.

[48] Mail von Sonia Hamann, GB AID Unternehmensarchiv, vom 15.4.2024.

[49] IPN BU 00/945/559-1, Bericht des IM (TW) „Kruk“ an seinen Führungsoffizier Marian Dymek vom 28.2.1970, Bl. 66.

[50] Tadeusz Nowakowski: Liebe durch Computer verordnet, in: FAZ vom 5.11.1975.

[51] [Ms:] Jej dzień, Gruda, Konrad, in: Gazeta Wyborcza vom 13.3.2002.

[52] Vgl. etwa: Sex als solcher, in: SZ vom 1.6.1991; Zahnarzt, Schwiegermutter, Installateur, in: SZ vom 28.8.1993; Ein Dichter trifft sich selbst, in: SZ vom 7.10.2000.

[53] Wiesbaden: Verlag Die Stundenglas-Bücher, 1995. 68 Bl.

[54] Firmenakten im Hessischen Wirtschaftsarchiv Wiesbaden, HWA Bestand 12 Nr. 14681 (1988–2003).

Mediateka
  • Konrad Gruda, ca. 1945

    aus IPN-Akte: Komenda Główna Milicji Obywatelskiej w Warszawie, Akta osobowe funkcjonariusza MO: Konrad Gruda vel Glüksmann / Glücksmann, imię ojca: Zygmunt, ur. 25-10-1915 r., Bd. 2: 1944–1948
  • Konrad Gruda, ca. 1957

    aus IPN-Akte: Ministerstwo Bezpieczeństwa Publicznego w Warszawie, Akta paszportowe: Gruda, Konrad, imię ojca Zygmunt, data urodzenia: 25-10-1915
  • Zofia Gruda (Winnicka-Bieżeńska), ca. 1957

    aus IPN-Akte: Ministerstwo Bezpieczeństwa Publicznego w Warszawie, Akta paszportowe: Gruda, Konrad, imię ojca Zygmunt, data urodzenia: 25-10-1915
  • Konrad Gruda: 4 x 100 dla Polski, Warszawa 1967

    Buchcover
  • Konrad Gruda: Zwölf Uhr einundvierzig. Wird Jan der tödlichen Gefahr entrinnen?, München 1979 [1975]

    Buchcover
  • Konrad Gruda im Interview mit Joanna Skibińska (auf Polnisch)

    Wiesbaden 2001, für Radio Multikulti, Ausschnitt über Begegnungen mit F. Torberg – gekürzt
  • „80-jähriges SPD-Jubiläum“ von Konrad Gruda, SPD Wiesbaden Nord

    Mitgliederehrung am 31.01.2011, von links nach rechts: Heidemarie Wieczorek-Zeul, Konrad Gruda, Thorsten Schäfer-Gümbel, Arno Goßmann