Polnische Technische Hochschule Esslingen (1945–1949)
Studienorganisation und -programm
Als die Hochschule ihre Arbeit aufnahm, bot sie auf dem Leistungsniveau einer Mittelschule einen Kurs in Mechanik an, der auch Technisches Zeichnen vermittelte. Da sich jedoch herausstellte, dass die Bildung der polnischen Jugendlichen im Krieg und in der Besatzungszeit gelitten hatte, wurden dann auch allgemeine, also geisteswissenschaftliche Fächer angeboten. Der erste Lehrplan der Hochschule orientierte sich an den unteren technischen Schulen in Deutschland bzw. an den polnischen Vorkriegsschulen wie der Wawelberg- und Rotwand-Schule für Mechanik und Technik in Warschau (Szkoła Mechaniczno-Techniczna Hipolita Wawelberga i Stanisława Rotwanda w Warszawie) sowie der Schule für Maschinenbau in Posen (Szkoła Budowy Maszyn w Poznaniu). Das Programm der Hochschule sah ein auf fünf Semester angelegtes Studium vor, wobei die Semesterwochenstunden von Montag bis Freitag 50 Stunden und am Samstag fünf Stunden zu betragen hatten. Die Zulassung für das erste Semester erfolgte nach den Richtlinien der Hochschule mit einem Abitur zum Abschluss einer Mittelschule oder wenn als Äquivalent für das Abitur eine Aufnahmeprüfung in den Fächern Mathematik, Physik und in Polnisch bestanden worden war. Zur Teilnahme am Einführungssemester (Propädeutikum) genügte das „kleine Abitur“.
An der Fakultät für Mechanik wurden vor allem künftige Konstrukteure im Maschinenbau, in der Metallverarbeitung, im Stahlbau sowie für den Bau von Härteanlagen und Hebezeugen ausgebildet. An der Fakultät für Bauwesen lernten künftige Architekt:innen und Ingenieur:innen, Straßen, Brücken und Rohrleitungen zu planen und zu errichten. Zu den allgemeinen Fächern, die an beiden Fakultäten unterrichtet wurden, gehörten Mathematik, Physik, Chemie, Hydraulik, Elektrotechnik, Werkstoffkunde und darstellende Geometrie. Die geisteswissenschaftlichen Fächer bestanden aus Polnisch, Geschichte, Geographie, Religion und Englisch, wobei diese Angebote auch dazu dienten, sich auf Abiturprüfungen vorzubereiten.
Ende 1946 hatte die PTH 278 eingeschriebene Hörer, davon 142 in den drei Semestern an der Fakultät für Mechanik, 69 an der Fakultät für Bauwesen und 67 im Einführungssemester. Im März 1947 gab es an der Hochschule 235 Studierende (darunter neun jüdischen Glaubens, zwei Bulgaren und einen Weißrussen), davon 160 an der Fakultät für Mechanik, 63 an der Fakultät für Bauwesen und zwölf im Propädeutikum. Im Oktober 1947 begann das fünfte Semester an der Fakultät für Mechanik und das dritte an der Fakultät für Bauwesen. Zu dem Zeitpunkt wurden einschließlich des Einführungssemesters und des Vorbereitungssemesters 228 Hörer gezählt. Im letzten Jahr der Hochschule ging die Zahl der Studierenden infolge von Emigrationen, vor allem nach Australien, deutlich auf rund 100 Personen zurück.