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Polnische Technische Hochschule Esslingen (1945–1949)

Gebäude in der Kanalstrasse 33 in Esslingen
Gebäude in der Kanalstrasse 33 in Esslingen

Kurzer Abriss der Geschichte
 

Die Entstehung und die Arbeit der polnischen Hochschule gingen auf das Lager für Displaced Persons (DPs) in Esslingen zurück. Die Gründungsinitiative verdankte sich Ing. Stanisław Nowicki und seinen Mitstreitern, zu denen Kapitän Józef Jastrzębski, der Leiter des Lagers, Dr. Tadeusz Janusz sowie die Ingenieure Jerzy Kuryłenko, Roman Tkacz, Paweł Widera und Myron Lepkaluk zählten. Sie alle hatten im Sinn, auf dem Lagergelände eine polnische Hochschule zu errichten, um der erdrückenden Hoffnungslosigkeit und der fortschreitenden Demoralisierung der polnischen Jugendlichen entgegenzuwirken. In der Bewerbungsphase für die ersten Studierenden, die damals noch mit Hilfe der Polnischen Wachkompanien und der Lagerverwaltung durchgeführt wurde, meldeten sich 49 Kandidaten an, von denen jedoch nur 15 die Aufnahmeprüfung bestanden, während die übrigen Aspiranten zur Teilnahme an Vorbereitungskursen verpflichtet wurden. Kopf der Hochschule mit einem Lehrauftrag für Mechanik und Physik wurde Myron Lepkaluk. Zum Lehrkörper gehörten für Mathematik und Technologie Roman Tkacz, für Elektrotechnik Ing. Burdajewicz, für technisches Zeichnen Jerzy Kuryłenko und Ing. Kazimierz Wierzchołowski, für Statik Karol Widera sowie für die polnische Sprache Mikołaj Lepkaluk (Myrons Bruder). Die englische Sprache vermittelte M. Urbaniak. Pfarrer Baloniak unterrichtete Religion. Die Hochschule nahm ihre Arbeit bereits am 15. Mai 1945, also sehr früh, auf und blieb unter prekären Umständen zunächst ein gutes halbes Jahr an diesem Standort, dem es an geeigneten Räumlichkeiten sowie an der Grundausstattung für den Unterricht, vor allem an technischen Geräten, Laboren und Lehrmaterial, fehlte.

Auf Grund dieser schlechten Infrastruktur konnte es so nicht weitergehen. Die Lösung des Problems zeichnete sich schließlich dadurch ab, dass das heute noch existierende Gebäude der Staatlichen Ingenieurschule Esslingen in der Kanalstraße 33 zur neuen Heimstatt wurde. Da die Schule der amerikanischen Militärverwaltung unterstand, nahm Myron Lepkaluk Kontakt zu dem für solche Angelegenheiten zuständigen Offizier, Major Paul Bodenman, auf. Dank dessen Fürsprache wurde dann das ganze Haus samt seiner Einrichtung zur Verfügung gestellt. Damit begann die nächste Etappe in der Geschichte der Polnischen Hochschule in Esslingen, wobei die besseren Bedingungen die weitere Entwicklung sehr begünstigt haben. Der Leiter der Einrichtung machte sich mit den Lehrkräften daran, das Kollegium zu vervollständigen und einen neuen Lehrplan auszuarbeiten, der teilweise auf dem Curriculum der deutschen Ingenieurschule basierte. Der neuerliche Aufruf, sich einzuschreiben, übertraf alle Erwartungen. Jetzt (Ende 1945) meldeten sich 300 Personen an, so dass es nach den Aufnahmeprüfungen und nach der leistungsgerechten Einordnung der Kandidaten in die entsprechenden Semester gelang, die erste strukturelle Einheit einzurichten. Dabei handelte es sich um die Fakultät für Mechanik, die anfangs dies Lehrkräfte hatte: Ing. Antoni Kaczyński (Physik und Chemie), Ing. Władysław Snarski (Mechanik und Statik), Ing. Witold Skuba (darstellende Geometrie und Metallverarbeitung), Ing. Józef Greczek (Elektrotechnik, Thermodynamik und Dampfkesseltechnik), Ing. Antoni Boglewski (Maschinenteile und Werkstoffkunde), Ing. Jan Lilienstern (Metallurgie, Metallografie, Mathematik, Physik und Chemie), Ing. Konstanty Okoń-Okólski (Mathematik), Magister Witold Bieżański (Polnisch), Elżbieta Bejgrowicz (Englisch), Pfarrer Jan Pamuła (Religion und Geographie) sowie Bolesław Wiśniewski (Geschichte). Und selbst wenn es nicht viele Lehrkräfte waren, schaute man nun hoffnungsvoll in die Zukunft.

Ein weiteres Problem bestand darin, dass nach der Auflösung des Esslinger Lagers für Displaced Persons (DPs) Ende 1945 dringend Unterkünfte für die Studierenden und für das Personal benötigt wurden. Nach vielen Bemühungen des Schulleiters Lepkaluk, zu denen unter anderem auch die Einrichtung eines Ausbildungszentrums auf dem Gelände des ehemaligen Lagers gehörte, beschloss die „Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen“ (UNRRA), der neuen Einrichtung in Esslingen den Status eines eigenständigen Lagers zu verleihen, so dass das Schreckgespenst der Schließung abgewandt und weitere Entwicklungen in Betracht gezogen werden konnten. Der Sitz des neuen „Campus“ wurde in die heute noch vorhandenen Betriebsgebäude der Firma Stiefelmayer in der Schelztorstrasse 54 verlegt, wobei die Überlassung weiterer Liegenschaften für akademische Zwecke den Betrieb der Hochschule wesentlich vorangebracht hat, da sich auf dem Werksgelände außer einer Küche auch eine Kantine, Duschen, eine Zentralheizung, ein Lebensmittellager und eine Poliklinik befanden. Die ehemaligen Fabrikhallen wurden in den oberen Etagen zu Zimmern umgebaut, so dass die ersten Studierenden dort schon im Januar 1946 einziehen konnten. Der Umbau der Fabrikhallen zu Wohnzwecken war mit enormen Anstrengungen der Schulleitung verbunden und gelang nur mit tatkräftiger Unterstützung der UNRRA, des Bürgermeisters von Esslingen und des Unternehmers Eberspächer, dem Eigentümer des Gebäudes in der Kanalstraße 33. Diese vereinten Bemühungen führten dazu, dass alle Mitarbeitenden und Studierenden untergebracht werden konnten. Die feierliche Eröffnung des ersten akademischen Jahres an der Polnischen Technischen Hochschule (PTH) in Esslingen (Polska Wyższa Szkoła Techniczna, kurz PWST) fand am 26. Januar 1946 in Anwesenheit von Vertretern der UNRRA und der Besatzungsmacht sowie der Studierenden statt, die häufig den Polnischen Wachkompanien oder den Einheiten der Polnischen Streitkräfte im Westen (Polskie Siły Zbrojne na Zachodzie, kurz PSZ) angehörten. Die rasche Entwicklung der PTH und die große Zahl der Studierenden machte es nach dem ersten offiziellen Semester im September 1946 möglich, die nächste strukturelle Einheit als Fakultät für Bauwesen zu begründen. Zudem gab es eine informelle Abteilung für Geisteswissenschaften, die das technische Studienprogramm mit ihrem Fächerangebot ergänzte.

Im März 1946 verließ der Spiritus movens des Hochschulprojekts in Esslingen, Ing. Lepkaluk, Deutschland. An seine Stelle trat für kurze Zeit Ing. Witold Skuba, der die Einrichtung bis Dezember 1946 leitete und damit ihr Fortbestehen sicherte. Die neue Fakultät für Bauwesen, deren Entstehung sich in erster Linie der Initiative von Oberst Wejtko verdankte, nahm ihre Arbeit mit Beginn des zweiten Semesters 1946 auf. Ihre Gründung fiel zeitlich mit der Auflösung der Polnischen Technischen Schule (Polska Szkoła Techniczna) in Aschaffenburg zusammen, die Ing. Alfred Ruebenbauer (1894-1977) errichtet hatte, der vor dem Krieg Stadtarchitekt von Lwów (dt. Lemberg, heute Lwiw) und akademischer Lehrer an der dortigen Nationalen Polytechnischen Universität (Politechnika Lwowska) gewesen war. Die Leitung der Fakultät lag in den Händen von Prof. Ing. Stanisław Marcinkowski, eines vormaligen Direktors einer Bauschule. Zum damaligen Lehrkörper gehörten: Ing. Alfred Ruebenbauer (Geometrie), Ing. Stefan Waldorf (Stahl- und Eisenbeton-Konstruktionen), Ing. Kazimierz Błaszczyński (technisches Zeichnen und Vermessungswesen). Aber auch die Fakultät für Mechanik hatte neue Lehrkräfte gewonnen. Kaplan der Schule wurde Pfarrer Henryk Kaliszan. Polnisch und die anderen geisteswissenschaftlichen Fächer unterrichtete fortan Magister Józef Moos.

Mitte 1946, als die UNRRA zunehmenden Druck ausübte, die DPs rascher in ihre Heimatländer zurückzuführen, zogen schwarze Wolken über der PTH auf, indem sich Tendenzen zeigten, die Arbeit der Hochschule mit der Mission der Repatriierung zu verknüpfen. In diesem Zusammenhang spielte der damalige Leiter der Einrichtung, Kapitän Florian Szczepański, eine besondere Rolle. Die disparaten Meinungen im Hinblick auf die Rückführung nach Polen liefen schließlich darauf hinaus, dass die meisten Lehrkräfte im besetzten Deutschland bleiben wollten, womit sie zum Ausdruck brachten, dass sie mit der Lage in Polen nicht einverstanden waren und der legalen Exilregierung in London nahestanden. Die drohende Schließung der Hochschule wurde dann im Herbst 1946 durch die Berufung eines neuen Leiters der Einrichtung einstweilen abgewandt. In dieser Auseinandersetzung ging es für die meisten DPs ganz grundsätzlich um die offene brennende Frage: zurückkehren oder bleiben? Ungeachtet dessen stand am 23. Oktober 1946 erneut das Ende der Einrichtung im Raum, da die Verwaltung der UNRRA ihre Schließung angeordnet hatte. Diese Entscheidung führte dazu, dass der Unterricht eine Woche lang ausgesetzt und die Ausgabe der Lebensmittelrationen an die Mitarbeitenden eingestellt wurden. Der Betrieb ging erst weiter als Karol Rozmark, der Vorsitzende des Kongresses der amerikanischen Polonia (Kongres Polonii Amerykańskiej), und Oberst Antoni Wiłejko von der Polnischen Militäreinheit (Polska Sekcja Wojskowa) bei der amerikanischen Besatzungsmacht in Frankfurt am Main gegen diesen Beschluss intervenierten.

Daraufhin wurde die Leitung der PTH im Januar 1947 abermals mit der Auflösung der Einrichtung zur Jahresmitte konfrontiert. Dieser Termin hatte mit der Beendigung der Arbeit der UNRRA [in Deutschland – Anm. d. Übers.] zu tun. Die Mitteilung erhielt die Hochschule vom Direktor der lokalen Dienstelle der UNRRA, einem gewissen Pinczon du Sel (sic!). Das laufende Semester sollte bis zum 15. Mai 1947 abgewickelt werden. Inzwischen hatte die Hochschule im Februar 1947 nach der Auflösung der Polnischen Streitkräfte im Westen (Polska Sekcja Wojskowa PSZ) auch ihre Finanzierung verloren. Der weitere Betrieb wurde daraufhin durch die erfolgreichen Bemühungen der Schulleitung, die nötigen Mittel aus dem Kultur- und Bildungsfonds (Fundusz Kulturalno-Oświatowy) der Polnischen Wachkompagnien bei der US-Army darzustellen, gesichert. 1947 wurde auf dem Campus der Hochschule der Tag der polnischen Verfassung vom 3. Mai 1791 feierlich begangen und anschließend eine Ausstellung der Fakultäten für Mechanik und Bauwesen gezeigt, um die Leistungen der Lehrenden und der Studierenden zu dokumentieren.

Gleichwohl hat die Verwaltung der UNRRA trotz der Einschaltung von Karol Rozmark, Prof. W. Folkierski und des Abgeordneten Karol Burke im amerikanischen Kongress, von Gen. Lucius Clay, des Präsidenten der Vereinigten Staaten und von Oberst Gardner aus Stuttgart die Hochschule am 30. Juni 1947, was auch die Proteste der Lehrenden und Studierenden nicht verhindern konnten, und den Campus in Esslingen mit seinen Bewohnern 25 km weiter nach Ludwigsburg verlegt. Die Betroffenen wurden unter sehr schlechten Lebensbedingungen im Lager Mikołaj Kopernik (Nikolaus Kopernikus) auf dem Gelände der Karlskaserne einquartiert, wo vier Familien der Lehrenden in einem Raum und 22 Studierenden in einem Saal untergebracht waren.

Aufgrund des Umzugs in dieses andere Lager, der tägliche Anfahrten nach Esslingen nach sich zog, beschloss die Schulleitung, den Unterricht auf sechs Stunden am Tag zu reduzieren, ihn jedoch konsequent sowie allen Widrigkeiten zum Trotz fortzusetzen. Einige Monate später, am 5. November 1947, überließ die International Refugee Organization (IRO) der Hochschule dann in Ludwigsburg ein Gebäude auf dem Gelände der Arsenalkaserne, in dem die Leitung der Hochschule erneut einen Campus, den College Camp, eingerichtet hat. Dieses Objekt erfüllte nicht nur die Erwartungen der Leitung, sondern es stellte auch eine gute Bleibe für alle dar. Zudem gab es einen Lesesaal und einen Gemeinschaftsraum. Die Leitung dieser Einrichtung übernahm der Führer der Polnischen Wachkompanie in Esslingen, Kapitän Stefan Władyka (1918-2015). In Anbetracht der neuen Gegebenheiten nahm die Schulleitung Kontakt mit Dr. Szczepan Zimmer (1903-1984) auf, dem Leiter des Zentralkomitees für Schul- und Bildungsangelegenheiten in Deutschland (Centralny Komitet dla Spraw Szkolnych i Oświatowych w Niemczech), der größten polnischen Schulbehörde im Deutschland der Nachkriegszeit, ohne aber ihre Perspektiven dadurch zu verbessern. Als dann Mitte 1948 die Währungsreform erfolgte, verschärfte sich die finanzielle Situation der PTH erneut sehr, so dass sich die Leitung der Schule gezwungen sah, ihr altes Gebäude in der Kanalstrasse 33 in Esslingen (in dem inzwischen nur noch die Schullabore genutzt wurden) trotz der Unterstützung aus dem Kultur- und Bildungsfond aufzugeben. Außerdem wurde der Sitz der Hochschule in das Ausbildungszentrum nach Ludwigsburg und anschließend in das Ignacy Paderewski-Lager auf dem Gelände der Karlskaserne verlegt. Die Lernbedingungen dort waren alles andere als förderlich.

Als dann Mitte 1948 viele Kommilitonen beschlossen, nach Australien auszuwandern, nahmen nur noch gut 100 Studierende das letzte, sechste Semester auf, so dass Schreckgespenst der endgültigen Schließung immer größer wurde. Die fehlende Infrastruktur, der starke Rückgang der Zahl der Studierenden und des Lehrerpersonals brachten den Schulbetrieb langsam ins Stocken. Ende Juni 1949 wurde er dann tatsächlich eingestellt und am 3. Juli 1949 offiziell beendet.

 

Studienorganisation und -programm
 

Als die Hochschule ihre Arbeit aufnahm, bot sie auf dem Leistungsniveau einer Mittelschule einen Kurs in Mechanik an, der auch Technisches Zeichnen vermittelte. Da sich jedoch herausstellte, dass die Bildung der polnischen Jugendlichen im Krieg und in der Besatzungszeit gelitten hatte, wurden dann auch allgemeine, also geisteswissenschaftliche Fächer angeboten. Der erste Lehrplan der Hochschule orientierte sich an den unteren technischen Schulen in Deutschland bzw. an den polnischen Vorkriegsschulen wie der Wawelberg- und Rotwand-Schule für Mechanik und Technik in Warschau (Szkoła Mechaniczno-Techniczna Hipolita Wawelberga i Stanisława Rotwanda w Warszawie) sowie der Schule für Maschinenbau in Posen (Szkoła Budowy Maszyn w Poznaniu). Das Programm der Hochschule sah ein auf fünf Semester angelegtes Studium vor, wobei die Semesterwochenstunden von Montag bis Freitag 50 Stunden und am Samstag fünf Stunden zu betragen hatten. Die Zulassung für das erste Semester erfolgte nach den Richtlinien der Hochschule mit einem Abitur zum Abschluss einer Mittelschule oder wenn als Äquivalent für das Abitur eine Aufnahmeprüfung in den Fächern Mathematik, Physik und in Polnisch bestanden worden war. Zur Teilnahme am Einführungssemester (Propädeutikum) genügte das „kleine Abitur“.

An der Fakultät für Mechanik wurden vor allem künftige Konstrukteure im Maschinenbau, in der Metallverarbeitung, im Stahlbau sowie für den Bau von Härteanlagen und Hebezeugen ausgebildet. An der Fakultät für Bauwesen lernten künftige Architekt:innen und Ingenieur:innen, Straßen, Brücken und Rohrleitungen zu planen und zu errichten. Zu den allgemeinen Fächern, die an beiden Fakultäten unterrichtet wurden, gehörten Mathematik, Physik, Chemie, Hydraulik, Elektrotechnik, Werkstoffkunde und darstellende Geometrie. Die geisteswissenschaftlichen Fächer bestanden aus Polnisch, Geschichte, Geographie, Religion und Englisch, wobei diese Angebote auch dazu dienten, sich auf Abiturprüfungen vorzubereiten.

Ende 1946 hatte die PTH 278 eingeschriebene Hörer, davon 142 in den drei Semestern an der Fakultät für Mechanik, 69 an der Fakultät für Bauwesen und 67 im Einführungssemester. Im März 1947 gab es an der Hochschule 235 Studierende (darunter neun jüdischen Glaubens, zwei Bulgaren und einen Weißrussen), davon 160 an der Fakultät für Mechanik, 63 an der Fakultät für Bauwesen und zwölf im Propädeutikum. Im Oktober 1947 begann das fünfte Semester an der Fakultät für Mechanik und das dritte an der Fakultät für Bauwesen. Zu dem Zeitpunkt wurden einschließlich des Einführungssemesters und des Vorbereitungssemesters 228 Hörer gezählt. Im letzten Jahr der Hochschule ging die Zahl der Studierenden infolge von Emigrationen, vor allem nach Australien, deutlich auf rund 100 Personen zurück.

Bei alledem war von Anfang an ein Problem, in welcher Form die Schulleitung die erworbenen Qualifikationen durch die Verleihung von Diplomen bescheinigen konnte. Eine entsprechende Regelung wurde vor allem von den Studierenden verlangt, die ihre Ausbildung fortsetzen wollten. 1948 wurde der Punkt dann zumindest teilweise geklärt, als die Hochschule in die Zuständigkeit von Dr. Szczepan Zimmer fiel, obwohl sich die von ihm geleitete zentrale Schulbehörde auf die Verwaltung von Mittelschulen beschränkte, die naturgemäß keine Hochschul-Diplome erteilten. Dabei befand die mit Universitätsprofessoren und wissenschaftlichen Assistenten besetzte Kommission, die diese Angelegenheit auf Veranlassung polnischer Behörden untersuchte, dass die Einrichtung in Esslingen eine Hochschule sei. Zu derselben Auffassung kam dann auch die Leitung der deutschen Ingenieurschule, nachdem sie das Programm ihres polnischen Pendants gewürdigt hatte. Gleichwohl aber gelang es bedauerlicherweise weder der Leitung der PTH noch den Exilbehörden in London, die Thematik mit den Diplomen endgültig zu lösen. Die Diskussionen endeten schließlich damit, dass die Fakultät für Mechanik den Titel eines „Technischen Mechanikers“ und die Fakultät für Bauwesen die Berufsbezeichnung „Architekt“ verlieh, ohne dies formal zu regeln. Manche Studierenden erhielten auch wie Stanisław Jarmakowicz ein Diplom als Bautechniker oder wie Bolesław Budzyń ein Diplom als Techniker-Mechaniker. Zu guter Letzt aber wurden die an der PTH abgelegten Kurse von vielen polnischen und ausländischen Hochschulen anerkannt, während man den Absolventen der gesamten Ausbildung gestattete, ihren erworbenen Titel zu führen.

Bemerkenswert ist auch, dass die PTH ihren Hörern die Möglichkeit bot, Abiturprüfungen abzulegen. Der Vorbereitungskurs auf diese Prüfung fand unabhängig vom Unterricht in Esslingen statt. 1947 erwarben auf diesem Weg 48 Aspiranten ihre Hochschulreife, 1948 waren es 41. In Summe erreichte die Einrichtung in der Zeit ihres Bestehens über 500 Hörer, wobei es nur wenigen Kandidaten gelang, ihre ganze Ausbildung in Esslingen bzw. in Ludwigsburg zu durchlaufen. Diejenigen, die unterdessen nach Australien, Kanada oder in die Vereinigten Staaten ausgewandert oder nach Polen zurückgekehrt waren, setzten ihre begonnenen Studien in den technischen Fachgebieten fort. Ein solcher ehemaliger Student der Esslinger Hochschule ist der in Polen lebende Major Professor Leszek Żukowski, der seinerzeit am Warschauer Aufstand teilgenommen hatte und als früherer Soldat der Heimatarmee lange Jahre Präsident des Weltverbandes der Heimatarmee (Światowy Związek Żołnierzy Armii Krajowej) war.

 

Studierendenschaft
 

Die Studierenden an der Polnischen Technischen Hochschule wurden von der „Brüderlichen Studentenhilfe“ (Bratnia Pomoc Studentów) unterstützt, die unter anderem für die Verpflegung Bedürftiger sorgte, die Spendenaktionen „Dar Narodowy 3-go Maja“ (Volksgabe am dritten Mai) durchführte und eine eigene Zeitschrift namens „Bratniak“ (Bruder) publizierte. Finanziert wurden die studentischen Aktivitäten aus den Mitteln des Bildungsfonds der [Polnischen] Wachkompanien (Fundusz Oświatowy Kompanii Wartowniczych), durch die National Catholic Welfare Conference (NCWC) sowie durch viele andere Hilfsorganisationen. Der erste Herausgeber des „Bratniak“ war Bolesław Budzyń, der Verfasser einer Monografie über die Geschichte der Polnischen Technischen Hochschule. Seine Stellvertreter waren Stanisław Jasiński, Sekretär Julian Waszyński und Rechnungsführer Tadeusz Bielak, neben denen noch Jerzy Huppenthal und die Mitglieder des Revisionsausschusses, Jerzy Klepek, Bolesław Szostak und Antonii Bartkowiak, im Vorstand waren. Bolesław Budzyń hat die Zeitschrift bis zu ihrer Einstellung geleitet. Seine Stellvertreter waren später Aleksander Cmielewski und Stefan Wójcik, während Edward Placek als Sekretär und Józef Kołodziej als Rechnungsprüfer fungierten. Das Verlagsprogram der „Brüderlichen Studentenhilfe“ lag in den Händen von Stanisław Węgielewski. Wiktor Mejnartowicz war für die Veranstaltungen zuständig, Adam Pośpieszny für die wirtschaftlichen Fragen, Bolesław Muszyński für die Sportsektion und Jan Szała für die Pressearbeit. Vorsitzende der Auswahl-Kommission war Zdzisław Traczyk, dem Revisionsausschuss gehörten Stanisław Czaczuń, Jerzy Klepek und Tadeusz Rakowski an. Das Schiedsgericht bildeten Tadeusz Sawaszkiewicz, Jan Wampuszyc und Wincenty Tomala.

In der Zeit, in der das Hilfswerk bestand, begingen die Studierenden nicht nur nationale Feiertage, sondern sie engagierten sich auch für die kulturellen Belange der DPs. Ja, sie waren sogar beim Radiosender Stuttgart aktiv. Die erste Sendung, die sie dort gestalteten, wurde am 2. Januar 1949 ausgestrahlt, die zweite zu Ostern desselben Jahres. Nach der Auflösung der Schule wurde die Sendung dann von Benon Bartel mit großer Hingabe fortgesetzt.

Darüber hinaus hat das Studierendenwerk umfangreiche soziale Arbeit geleistet, die vor allem bedürftigen und benachteiligten Studierenden zugutekam, die von der Auswahl-Kommission benannt wurden und dann beispielsweise Unterrichtsmittel erhielten. Außerdem gab es eine Verlagsabteilung, um die von den Lehrenden verfassten Vorlesungsskripte in gedruckter Form verfügbar zu machen, darunter Publikationen wie „Maszyny parowe I i II“ (Dampfmaschinen I und II), „Mechanika-statyka“ (Mechanik – Statik), „Kinematyka-dynamika“ (Kinematik – Dynamik), „Metalografia“ (Metallografie), „Od rudy żelaza do gotowego wyrobu“ (Vom Eisenerz zum fertigen Produkt), „Wytrzymałość tworzyw“ (Widerstandsfähigkeit von Werkstoffen). Das Standardwerk des „Bratniak“-Verlags war die „Geometria analityczna“ (Analytische Geometrie). Zudem hat die Verlagsabteilung auch Werkschauen bestückt. Die wichtigste dieser Ausstellungen war Arbeiten von Studierenden der beiden Fakultäten gewidmet und fand vom 2. bis zum 24. Mai 1947 statt. Sie hat damals nicht nur das Können des Lehrerpersonals, sondern vor allem den Stand der Studierenden der Hochschule dokumentiert.

Im Übrigen unterhielt die PTH auch einen Chor, sie förderte sportliche Aktivitäten und sie hatte eine Presseabteilung, die von den Studierenden betreut wurde, was die administrative Leitung der Hochschule entlastet hat. Die Veröffentlichungen erschienen meist in Presseorganen wie „Kronika“, „DP Express“, „Słowo Katolickie“, „Tęcza“, „Przegląd Literacki“, „Lech“, „Ostatnie Wiadomości“. Hin und wieder wurden sie auch von den Redaktionen der Zeitungen „Orzeł Biały“ und „Dziennik Żołnierza“ akzeptiert. Außer der „Brüderlichen Studentenhilfe“ wurden die Studierenden auch von einer Nebenstelle des YMCA sozial unterstützt. Unter der Federführung dieser Organisation fanden 25 Vorlesungen, fünf Ausflüge, drei Schach-Turniere und 24 Volleyball-Wettkämpfe statt und im Winter gab es sogar zwei Skifreizeiten in der Gegend von Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen, so dass sich die Aktivitäten der beiden Organisationen überschnitten haben.

 

Lehrkörper
 

Als wichtig festzuhalten ist, dass die meisten Lehrkräfte der PTH vor dem Krieg in technischen Berufen tätig waren und mit der Ausbildung junger Menschen an technischen Mittel- und Hochschulen befasst gewesen sind. Zum Lehrkörper der Hochschule gehörten unter anderem Pfarrer Baloniak, Ing. Tadeusz Bauml, Ing. Elżbieta Bejgrowicz, Magister Witold Bieżański, Ing. Kazimierz Błaszczyński, Ing. Antoni Bogolewski, Ing. Jan Borowiec, Ing. E. Burdajewicz, Ing. Józef Greczek, Ing. Antoni Kaczyński, Pfarrer Henryk Kaliszan, Ing. Tadeusz Karasiński, Instruktor M. Kowalski, Ing. Stanisław Kral, Ing. Jerzy Kuryłenko, Prof. J. Krzyżanowski, Ing. Zygmunt Kuźniarski, Magister Mikołaj Lepkaluk, Ing. Myron Lepkaluk, Ing. Jan Lilienstern, Prof. Ing. Stanisław Marcinkowski, Pfarrer Dr. Jan Manthey, Ing. Paweł Michel, Instruktor Stefan Modliborski, Magister Józef Moss, Instruktor H. Nędzyński, Instruktor L. Nowiński, Ing. Jan Obrębski, Ing. Konstanty Okólski, Kapellmeister Jan Ordon, Pfarrer Jan Pamuła, Ing. Alfred Ruebenbauer, Ing. Julian Skowroński, Ing. Witold Skuba, Ing. Władysław Snarski, Magister Jan Sprzednicki, Ing. Stanisław Stolle, Ing. Roman Tkacz, Ing. Zygmunt Turliński, Instruktor M. Urbaniak, Ing. Jan Wagner, Ing. Stefan Waldorf, Ing. Tadeusz Waldorf, Magister A. Wiącek, Ing. Paweł Widera, Instruktor Kazimierz Wierzchołowski, Instruktor Bolesław Wiśniewski, Instruktor Franciszek Zając.

Alle Dozenten gebührend zu erwähnen, würde hier den Rahmen sprengen. Hervorzuheben ist Ing. Marcinkowski, ein Absolventen der Technischen Hochschule München, der nach seinem Studium Bauprojekte in Russland realisierte und nach 1945 an der Münchner Universität der UNRRA einen Lehrauftrag im Fach Bauwesen erfüllte. Später ist er dann mit einer Gruppe von Studierenden der PTH nach Chicago emigriert. Der zweite Hinweis gilt Ing. Alfred Ruebenbauer, einem Absolventen der Technischen Hochschule in Lemberg, der vielerorts die Aufsicht über Baumaßnahmen führte. Unter anderem hat er den Ausbau des Kurortes Krynica und die Restaurierung der Lemberger Zitadelle geleitet. Nach dem Ende des Krieges setzte er sich für den Aufbau und die Entwicklung des technischen Schulwesens in der amerikanischen Besatzungszone in Deutschland ein. Auch der Philologe Magister Moos kam aus Lemberg und stand bis zur seiner Emigration in die USA im Dienst der PTH. Ing. Jan Obrębski wiederum hatte an der Technischen Hochschule in Warschau (Politechnika Warszawska) studiert. Er verfasste einige Bücher, Broschüren und Artikel, die nach dem Krieg in Deutschland veröffentlicht wurden. Sein wichtigstes Werk befasste sich mit der Metallographie und erschien 1947 im Verlag „Dom Książki Polskiej“ (Haus des polnischen Buches) in Stuttgart. Der Schulbetrieb der PTH wurde auch von polnischen Priestern unterstützt, darunter Jan Pamuła (1911 – o.A.), Henryk Kaliszan (1911 – o.A.) und Dr. Jan Manthey (1906 – o.A.). Mit der Schulverwaltung waren Krystyna Schulman, Zofia Okoń-Okólska, Zofia Hauck und Irena Obrębska betraut. Seit Mitte 1947 gehörten die Ingenieure Stanisław Stolle, Tadeusz Karasiński, Julian Skowroński, Tadeusz Waldorf, Zygmunt Turliński und Magister Jan Srzednicki dem Lehrkörper der Hochschule an.

 

Epilog
 

Die Absolvent:innen und Student:innen der Polnischen Technischen Hochschule verteilten sich über die ganze Welt, pflegten jedoch ihre in der Hochschule geknüpften Beziehungen auch nach dem Verlassen der amerikanischen Besatzungszone weiter. Die Bande zwischen ihnen waren so stark, dass sie sich 1949 zu einem Kreis Ehemaliger Angehöriger der PTH (Koło Byłych Członków PWST) zusammengeschlossen haben. Ihr erstes Treffen fand allerdings erst Ende 1978 im Haus der Eheleute Adam und Johana Zielinski in Plainfield im amerikanischen Connecticut statt. In den darauffolgenden Jahren gab es dann relativ regelmäßige Zusammenkünfte. Das zweite Mal traf man sich 1981 im Sedgefield Country Club im Haus von Bolesław Szostak in Greensboro; das dritte Mal 1983 in der polnisch-amerikanischen Pension von Józef Bękarciak im Bundesstaat New York und das vierte Mal 1985 unweit der Niagarafälle im Motel Montrose Motor Inn in Kanada. 1986 wurde die PWST Alumni Association gegründet. 1987 kam man in Orchard Lake zum fünften Mal und 1989 im Techny Towers in Chicago zum sechsten Mal zusammen.

 

Łukasz Wolak, April 2018

 

Archivalien aus den Beständen:

  • Archiwum Instytutu Polskiego i Muzeum im. gen. W. Sikorskiego w Londynie (Archiv des Polnischen Instituts und des General Sikorski Museums in London)
  • Stadtarchiv Ludwigsburg
  • Pracownia Badań nad Polską Emigracją w Niemczech po 1945 r. w Instytucie Historycznym Uniwersytetu Wrocławskiego (Abteilung für Studien über polnische Emigranten in Deutschland nach 1945 am Historischen Institut der Universität Wrocław)

 

Literatur:

B. Budzyń, Z dziejów Polskiej Wyższej Szkoły Technicznej w Esslingen/Niemcy 1945-1949, Nowy Jork - Kraków 1990.

W. Hładkiewicz, Meandry polityki. Życie polityczne emigracji polskiej w zachodnich strefach okupacyjnych Niemiec 1945-1949. Liderzy-organizacje-poglądy, Zielona Góra 2011, S. 298 [Lebenslauf: Dr. Szczepan Zimmer].

Ł. Wolak, Leksykon członków i działaczy Zjednoczenia Polskich Uchodźców w RFN 1951-1993, [Lebenslauf: Alfred Ruebenbauer, unveröffentlichte Fragmente, Oficyna Wydawnicza ATUT].

Ł. Wolak, Zapomniana polska szkoła w Esslingen, [in:] „Moje Miasto – Czasopismo polonijne dla Ciebie“, Nr. 02/59, März-April 2017, S. 5.

J. Żaryn, Taniec na linie, nad przepaścią. Organizacja Polska na wychodźstwie i jej łączność z Krajem w latach 1945–1955, Warszawa 2011, S. 215-311 [Tagebuch Stefan Władyka].

Media library
  • Karlskaserne

    Karlskaserne
  • Pfarrer Dr. Jan Manthey

    Pfarrer Dr. Jan Manthey
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    Oberst Franciszek Sobolta
  • Gebäude in der Kanalstrasse 33 in Esslingen

    Gebäude in der Kanalstrasse 33 in Esslingen
  • Ankündigung der Einschreibung an der PTH, Anzeige vom 21.02.1947

    Ankündigung der Einschreibung an der PTH, Anzeige vom 21.02.1947
  • Abschlusszeugnis der PTH Esslingen

    Abschlusszeugnis der PTH Esslingen
  • Unterricht an der Fakultät für Mechanik

    Unterricht an der Fakultät für Mechanik
  • Unterricht an der Fakultät für Mechanik

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  • Labor für Werkstoffprüfung

    Labor für Werkstoffprüfung
  • Die Lehrenden der PTH

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  • Statik-Vorlesung von Władysław Snarski

    Statik-Vorlesung von Władysław Snarski
  • Unterricht mit A. Boglewski

    Unterricht mit A. Boglewski
  • Labor für Metallverarbeitung

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  • Abschlussdiplom der PTH

    Abschlussdiplom der PTH
  • Flugblatt anlässlich des polnischen Verfassungstags am 3. Mai

    Flugblatt anlässlich des polnischen Verfassungstags am 3. Mai
  • Anerkennungsurkunde für die PTH Esslingen

    Anerkennungsurkunde für die PTH Esslingen
  • Fahnenweihe der Wachkompanie

    Fahnenweihe der Wachkompanie
  • Studentenliste der PTH Esslingen

    Studentenliste der PTH Esslingen (Quelle: B.Budzyń)