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Arka Bożek – Aktivist der polnischen Minderheit in Schlesien, Politiker und Publizist

Arkadiusz Bożek, Abgeordneter zum Nationalrat – Porträtfoto (zw. 1940 u. 1944)
Arkadiusz Bożek, Abgeordneter zum Nationalrat – Porträtfoto (zw. 1940 u. 1944)

Im Juni 1939 beschloss Bożek, Deutschland illegal zu verlassen. Er gelangte nach Warschau und von dort nach Kattowitz, wo er dank der Bemühungen seiner Freunde eine Stelle im Büro der Minen von Pless / Pszczyna des Fürsten von Hochberg erhielt. Er machte sich große Sorgen um seine Frau und seine Kinder, die vielen Schikanen ausgesetzt waren. Es war eine sehr schwierige Zeit für Bożek, der sein ganzes Erwachsenenleben lang für die Sache der Polen in Schlesien gekämpft hatte und der trotz seiner umfangreichen Erfahrungen – wie viele Polen im Ausland – ein eher idealisiertes Bild von Polen hatte. Seine Gesprächspartner in den Bergwerken von Pless informierten ihn über den niedrigen Lebensstandard der Bergleute sowie über die, ihrer Meinung nach, schlechte Verwaltung des polnischen Schlesiens und die Diskriminierung der Schlesier. Bożek war davon sehr betroffen, aber er versuchte, die Notwendigkeit der nationalen Einheit angesichts der immer deutlicher werdenden Kriegsgefahr mit Deutschland zu betonen. Die Überlegungen, die er in dieser Zeit anstellte, sollten jedoch seine Ansichten und seine Haltung zu politischen Fragen in den folgenden Jahren beeinflussen. 

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges fand er sich in Lemberg / Lwów wieder, wo Tausende von polnischen Flüchtlingen angekommen waren. Die schnelle Niederlage Polens erschütterte Bożek. Nach der sowjetischen Aggression beschloss er, nach Rumänien zu gehen, von wo aus er im November 1939 über Jugoslawien und Griechenland Frankreich erreichte. Zu dieser Zeit wurde sein Hof beschlagnahmt. Jadwiga Bożek und ihre Töchter wurden zu Zwangsarbeiterinnen auf ihrem eigenen Bauernhof. Sie unterstanden der Aufsicht der Polizei und der örtlichen Verwaltung. 

In der Zeit der Emigration war Bożek ebenfalls sehr aktiv. Er wurde Mitglied einer polnischen Delegation, die in die USA entsandt wurde, um sich um finanzielle Unterstützung zu bemühen und Mitglieder der polnischen Emigration zu ermutigen, sich der entstehenden polnischen Armee anzuschließen. Nach der de facto Kapitulation Frankreichs 1940 kam er in London an. Der Nationalrat (Rada Narodowa), eine Art Exilparlament, wurde zum wichtigsten Forum für seine politische Tätigkeit. Er gehörte dem Rat bis 1945 als parteiloses Mitglied an. Da er nicht zur polnischen politischen Elite der Vorkriegszeit gehörte, blieb Bożek trotz der allmählichen Ausweitung seiner Kontakte ein Außenseiter. Gerne betonte er nicht nur seine schlesische, sondern seine bäuerliche Herkunft. Ideologisch stand er den im Rat vertretenen Sozialisten und Bauern nahe. Er befürwortete die Agrarreform, die Entwicklung der Genossenschaften und die Verstaatlichung bestimmter Wirtschaftszweige. Er sah in den Sozialreformen eine Chance, den Schlesiern selbst einen angemessenen Platz in der polnischen Gesellschaft nach dem Krieg zu verschaffen. Das Schicksal der schlesischen Kriegsgefangenen und Deserteure aus der deutschen Armee lag ihm sehr am Herzen. Er sprach sich für ihre rasche Einberufung in die polnischen Streitkräfte und ihre Gleichbehandlung aus. 

Im Nationalrat meldete er sich häufig zu Wort und sprach über die Änderung der Westgrenze zugunsten Polens oder über das künftige Modell der schlesischen Verwaltung. Wie andere schlesische Aktivisten ging er davon aus, die ethnischen Beziehungen in dem Gebiet nach dem Krieg würden sich durch das Verschwinden der deutschen Bevölkerung ändern. Seine Vorkriegserfahrungen, aber genauso Informationen über deutsche Verbrechen in Polen trugen sicherlich zu solchen Ansichten bei. Bożek war einer der aktivsten schlesischen wie auch allgemein polnischen Aktivisten im Exil und einer der Mitinitiatoren der Gründung des Arbeitskreises der Schlesier in Großbritannien. Ende 1942 schlug dieser Kreis in einer Denkschrift an die polnischen Machtzentren im Exil vor, die polnische Grenze an der Oder und der Lausitzer Neiße zu errichten. Dieser Standpunkt ging weiter als die territorialen Forderungen der damaligen polnischen Regierung. Bożek war zugleich ein Befürworter einer Konföderation von Polen und der Tschechoslowakei. Er betonte die Notwendigkeit der slawischen Einheit. Die Ziele der sowjetischen Politik sowie die Merkmale des sowjetischen Kommunismus selbst scheinen ihm aufgrund mangelnder persönlicher Erfahrungen nicht bekannt gewesen zu sein. Seine Ansichten wurden vor allem durch seine Erfahrungen mit Schikanen und Repressionen in Deutschland geprägt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Bożek noch lauter in seinen Forderungen nach großen Gebietserwerbungen für das territorial verkleinerte Polen auf Kosten Deutschlands. Die Distanz zwischen Bożek und dem Mainstream der polnischen Emigration, der jegliche politischen Zugeständnisse ablehnte, wurde immer deutlicher.

Media library
  • Arkadiusz Bożek, Vizepräsident des 1. Distrikts des Bundes der Polen in Deutschland, polnischer Aktivist im Oppelner Schlesien

    Ilustrowany Kurier Codzienny, Nr. 322 vom 20.11.1932
  • Vorgehen der deutschen Behörden gegen die polnische Minderheit

    St. Lgb. f. Juni/Juli v. 11.8.1937, Geheime Staatspolizei, Staatspolizeistelle Oppeln
  • Einstellung der polnischen Minderheit zum Reich

    Geheime Staatspolizei, Staatspolizeistelle Oppeln, 1938
  • Arkadiusz Bożek, Vizepräsident des 1. Distrikts des Bundes der Polen in Deutschland, wartet an der Grenze Słubice-Brandenburg auf die Durchfahrt des Sarges mit dem Leichnam von Pater Bolesław Domański

    Ilustrowany Kurier Codzienny, Nr. 119 vom 1.5.1939
  • Denkmal für Arka Bożek von 1980

    Im Roth-Park in Ratibor (Racibórz)