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Arka Bożek – Aktivist der polnischen Minderheit in Schlesien, Politiker und Publizist

Arkadiusz Bożek, Abgeordneter zum Nationalrat – Porträtfoto (zw. 1940 u. 1944)
Arkadiusz Bożek, Abgeordneter zum Nationalrat – Porträtfoto (zw. 1940 u. 1944)

Arka Bożek wurde am 12. Januar 1899 in Markowitz / Markowice (heute ein Stadtteil von Ratibor / Racibórz) geboren. Seine Eltern waren Karol Bożek, Besitzer eines mittelgroßen Bauernhofs, und Bernardyna geb. Sławik, Tochter eines Müllers. Die Familie Bożek lebte mindestens seit der Mitte des 16. Jahrhunderts in Markowitz. Im Elternhaus wurden der schlesische Dialekt und die polnische Sprache gesprochen. Arka begann in der Grundschule Deutsch zu lernen. Arkas Eltern waren an gesellschaftlichen Angelegenheiten interessiert und empfingen oft polnische Aktivisten. Als Kind besuchte Bożek mit seinem Vater Krakau und Jasna Góra (Częstochowa / Tschenstochau). Allerdings wurde er zu dieser Zeit von der deutschen Kultur und der Propaganda der Großmächte beeinflusst. Gegen die Haltung seiner Eltern trat er im Frühjahr 1915 in die kaiserliche Armee ein. Aufgrund seiner Herkunft erfuhr er in der Armee Diskriminierung. Dies trug dazu bei, dass er ein polnisches Nationalbewusstsein entwickelte. In der unmittelbaren Nachkriegszeit näherte sich Bożek vorübergehend der deutschen Linken an, infolgedessen er jahrelang des Kommunismus bezichtigt werden sollte. Die Parolen der sozialen Gerechtigkeit blieben für ihn dennoch zeitlebens von Bedeutung. Er verband sie mit der nationalen Frage. Das ausgebeutete Volk waren für ihn die polnischsprachigen Schlesier, die den deutschen Kapitalisten und der Verwaltung untergeordnet waren. 

Bevor er sich der in seiner Region politisch engagiert hatte, widmete er sich seinem Privatleben. Ende 1918 übernahm er den Hof seines Vaters und heiratete Jadwiga Komor (1900–1992), die Tochter wohlhabender Bauern. Seine bescheidene, fleißige und aufopferungsvolle Frau wurde zu einem echten Felsen in der Brandung und eine große Stütze für Arka. Das Paar bekam drei Töchter (die erste wurde 1922 geboren) und einen Sohn, der im Säuglingsalter starb. 

Bożek engagierte sich öffentlich während der Zeit des Kampfes um die Zukunft Schlesiens, der die Beziehungen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen verschärfte. Seine Mitwirkung in der deutschen Linken (Spartakusbund), die für die Zugehörigkeit Schlesiens zu Deutschland eintrat, gab er schnell auf. Nachdem er sich schließlich für die polnische Seite entschieden hatte, schloss sich Arka der Polnischen Bauern-/Volkspartei (Polska Partia Ludowa, PPL) an, die 1922 durch den ZPwN gegründet wurde. Bei den Kommunalwahlen errang er einen Sitz im Gemeinderat von Markowitz. Er wurde als guter Redner bekannt, der es verstand, Kontakte zu den einfachen Menschen herzustellen. Wie viele polnische Veteranen trat Bożek der Polnischen Militärorganisation Oberschlesiens bei. An den direkten Kämpfen während des Ersten Aufstands im August 1919 nahm er nicht teil. Er beteiligte sich aber an der Sprengung einer Brücke bei Ratibor (Racibórz). In der Zeit vor der Volksabstimmung warb er bei den polnischsprachigen schlesischen Katholiken dafür, für Polen zu stimmen. Während des Dritten Aufstands im Jahr 1921 kämpfte Bożek in den Reihen des in Racibórz aufgestellten 4. Infanterieregiments. Er befehligte eine Kompanie und organisierte den Sanitätsdienst. Zudem versuchte er, die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung oder Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Deutschen und Polen zu kontrollieren. Nach der Demarkation der deutsch-polnischen Grenze im Jahr 1922 befand sich der Hof der Bożeks direkt an der Grenze auf deutscher Seite. Trotz persönlicher Gefährdung beschloss Bożek, in Deutschland zu bleiben und sich für die Interessen der polnischen Minderheit einzusetzen. Er wurde Mitglied des Wahlausschusses der PPL und setzte sich für polnische Kandidaten zu preußischen und deutschen Parlamenten ein. 

Darüber hinaus beteiligte er sich an den Aktivitäten des Bundes der Polen in Deutschland (Związek Polaków w Niemczech, ZPwN), der im Sommer 1922 gegründet wurde. Bożek initiierte die Aufstellung einer Ortsgruppe in seinem Heimatort Markowitz und unterstützte auch die Gründung von weiteren Ortsgruppen. 1924 wurde er Mitglied des Rates des Bezirkes I des ZPwN. Außerdem wurde er im Sommer desselben Jahres zum ZPwN-Kongress nach Berlin delegiert. Trotz seines jungen Alters und einiger Kontroversen über sein jugendliches Engagement in der linksextremen Bewegung festigte sich seine Position nach und nach. Er wurde für seinen Wagemut, seine Beharrlichkeit, seine Zivilcourage und seine Fähigkeit, mit Menschen in Kontakt zu treten, geschätzt. Zwischen 1927 und 1930 war Bożek stellvertretender Vorsitzender des Bezirks I des ZPwN, ab 1930 Sekretär des Vorstands. Er bemühte sich um direkten Kontakt mit den Mitgliedern vor Ort, wofür er zahlreiche Reisen in die Region unternahm. Er engagierte sich überdies in der Pfadfinderbewegung, im Bildungswesen (er war Vorsitzender der Union der polnischen Schulvereine in der Region Oppeln), in landwirtschaftlichen Kreisen und in vielen anderen kulturellen und wirtschaftlichen Initiativen, wie im Oberschlesischen Landwirtschaftsverband. Die hohe Wertschätzung Bożeks in polnischen Kreisen zeigte sich darin, dass er sogar einer der beiden Vertreter der polnischen Minderheit in der Gemischten Kommission für Oberschlesien wurde. Diese Kommission wurde von der Genfer Konvention (auch: Deutsch-Polnisches Abkommen über Oberschlesien vom 15. Mai. 1922) eingesetzt und tagte in Kattowitz / Katowice. Seine Reden und Interventionen waren oft wirkungsvoll, obwohl er keine formale Ausbildung, insbesondere nicht in Jura, hatte. Er war jedoch ein begabter Autodidakt, der sich ständig weiterbilden wollte. Bożek veröffentlichte bald zahlreiche journalistische Texte, die in polnischen Zeitschriften in Deutschland gedruckt wurden.

In den 1920er Jahren nahm er weiterhin aktiv an Wahlkämpfen teil, als Mitglied polnischer Wahlausschüsse. Außerdem kandidierte er, wenn auch erfolglos, als Vertreter der Bauernschaft bei den Wahlen zum Preußischen Landtag. Nach den Kommunalwahlen von 1924 wurde Bożek Gemeindevorsteher in Markowitz. Die deutschen Behörden hinderten ihn (und andere gewählte Polen) jedoch daran, sein Amt schnell anzutreten. Dies geschah erst nach einem Kampf vor den Gerichten und Beschwerden bei der Gemischten Kommission für Oberschlesien. Ab 1928 war er zudem Mitglied des Provinziallandtages in Oppeln und des Kreistags in Ratibor (Racibórz), und bis 1933 bekleidete er das Amt des Gemeindevorstehers. Während der Weltwirtschaftskrise bemühte er sich um die Senkung der Steuern für die bäuerliche Bevölkerung und der Preise für die Stromversorgung auf dem Lande. 

Sein hohes Maß an Aktivität, seine Kühnheit, seine Neigung, nicht nur die nationalen Verhältnisse, sondern ebenso soziale Fragen zu kritisieren, erregten zuweilen Kontroversen und wurden von deutscher Seite für persönliche Angriffe und Diskreditierungsversuche, unter anderem in den Medien genutzt. Mitunter veranlassten Propaganda-Vorwürfe sogar einige polnische Aktivisten, insbesondere solche mit konservativen sozialen Ansichten, sich von Bożek zu distanzieren. Die scharfe Sprache, die er vor allem bei politischen Kundgebungen benutzte, führte zu Beschwerden und brachte ihn 1932 sogar vor das Gericht in Kreuzburg (Kluczbork). Es ging dabei darum, ob er den deutschen Präsidenten Paul von Hindenburg beleidigt hatte – Bożek wurde freigesprochen. Er hatte den Ruf vertrauenswürdig, persönlich ehrlich, unbestechlich und mutig zu sein, was für Politiker jener Zeit nicht üblich war. Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre, als die politischen Differenzen in polnischen Kreisen vor dem Hintergrund der Haltung zur politischen Rivalität in Polen zwischen den Anhängern von Wojciech Korfanty und der Sanacja (dt. Heilung, umgangssprachliche Bezeichnung für das regierende Lager in der Zweiten Republik von 1926 bis 1939) deutlich wurden, bezog Bożek konsequent eine verbandstreue Position und rief wiederholt zur Wahrung der Einheit der polnischen Gemeinschaft in Schlesien und ganz Deutschland auf. 

Zu Beginn der 1930er Jahre verschärfte sich die politische Lage in Deutschland. Während des Wahlkampfs im März 1932, bei dem Bożek erneut für den Preußischen Landtag kandidierte, wurde sein Hof wegen angeblichen Waffenbesitzes durchsucht. Die polnische Liste erhielt erneut nicht genügend Unterstützung, um wenigstens einen Sitz zu erringen. Die Wähler, insbesondere die jüngere Generation, fühlten sich nicht mehr so sehr von der katholischen Zentrumspartei angezogen, sondern eher von rechtsextremen Bewegungen, darunter die NSDAP. Bei den Parlaments- und Kommunalwahlen im März 1933, die unter den Bedingungen der erstarkenden nationalsozialistischen Diktatur und Repression stattfanden, schaffte Bożek nicht einmal den Einzug in den Provinziallandtag, was angesichts der Auflösung der politischen Parteien und der Ungültigkeitserklärung der Sitze ohnehin keine Rolle mehr spielte. 

In den folgenden Jahren wurden die Arbeitsmöglichkeiten polnischer Organisationen und Institutionen eingeschränkt, Kinder und Jugendliche wurden nationalsozialistisch indoktriniert, Einschüchterungen durch die SA und SS sowie die Diskriminierung derjenigen, die sich zur polnischen Identität bekannten, waren an der Tagesordnung. Dagegen protestierten, leider ohne Erfolg, Arka Bożek und andere polnische Aktivisten in der Gemischten Kommission, die zwischen 1922 und 1937 bestand. Daran änderte auch die zeitweilige Verbesserung der offiziellen deutsch-polnischen Beziehungen nach 1934 im Oppelner Gebiet nichts. Die persönliche Situation von Bożek wurde immer schwieriger. Im August 1937 kam es zu einer Reihe von Verhaftungen und Durchsuchungen in polnischen Einrichtungen und Privatwohnungen, so auch bei den Bożeks. 

Trotz dieser ernsthaften Probleme liefen die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum 15-jährigen Bestehen des ZPwN. Bożek war auf dem Polenkongress, der Anfang März 1938 in Berlin stattfand, sehr aktiv. Sein öffentliches Auftreten und seine journalistische Tätigkeit lenkten die Aufmerksamkeit der Gestapo auf ihn. Am letzten Dezembertag des Jahres 1938 ordneten die Behörden Bożeks Ausweisung aus der Provinz Schlesien an und erließen gleichzeitig ein Aufenthaltsverbot für andere Ostprovinzen sowie für Westfalen und das Rheinland, dem größten Ballungsgebiet der Pol:innen in Deutschland. Es wurde ihm verboten, öffentliche Reden zu halten. Sowohl für Bożek als auch für seine Familie war dies ein Schock. Nachdem er sich von seiner Frau und seinen Kindern verabschiedet hatte, reiste er im Januar 1939 nach Berlin. Dort geriet er unter die Aufsicht der Gestapo. 

Im Juni 1939 beschloss Bożek, Deutschland illegal zu verlassen. Er gelangte nach Warschau und von dort nach Kattowitz, wo er dank der Bemühungen seiner Freunde eine Stelle im Büro der Minen von Pless / Pszczyna des Fürsten von Hochberg erhielt. Er machte sich große Sorgen um seine Frau und seine Kinder, die vielen Schikanen ausgesetzt waren. Es war eine sehr schwierige Zeit für Bożek, der sein ganzes Erwachsenenleben lang für die Sache der Polen in Schlesien gekämpft hatte und der trotz seiner umfangreichen Erfahrungen – wie viele Polen im Ausland – ein eher idealisiertes Bild von Polen hatte. Seine Gesprächspartner in den Bergwerken von Pless informierten ihn über den niedrigen Lebensstandard der Bergleute sowie über die, ihrer Meinung nach, schlechte Verwaltung des polnischen Schlesiens und die Diskriminierung der Schlesier. Bożek war davon sehr betroffen, aber er versuchte, die Notwendigkeit der nationalen Einheit angesichts der immer deutlicher werdenden Kriegsgefahr mit Deutschland zu betonen. Die Überlegungen, die er in dieser Zeit anstellte, sollten jedoch seine Ansichten und seine Haltung zu politischen Fragen in den folgenden Jahren beeinflussen. 

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges fand er sich in Lemberg / Lwów wieder, wo Tausende von polnischen Flüchtlingen angekommen waren. Die schnelle Niederlage Polens erschütterte Bożek. Nach der sowjetischen Aggression beschloss er, nach Rumänien zu gehen, von wo aus er im November 1939 über Jugoslawien und Griechenland Frankreich erreichte. Zu dieser Zeit wurde sein Hof beschlagnahmt. Jadwiga Bożek und ihre Töchter wurden zu Zwangsarbeiterinnen auf ihrem eigenen Bauernhof. Sie unterstanden der Aufsicht der Polizei und der örtlichen Verwaltung. 

In der Zeit der Emigration war Bożek ebenfalls sehr aktiv. Er wurde Mitglied einer polnischen Delegation, die in die USA entsandt wurde, um sich um finanzielle Unterstützung zu bemühen und Mitglieder der polnischen Emigration zu ermutigen, sich der entstehenden polnischen Armee anzuschließen. Nach der de facto Kapitulation Frankreichs 1940 kam er in London an. Der Nationalrat (Rada Narodowa), eine Art Exilparlament, wurde zum wichtigsten Forum für seine politische Tätigkeit. Er gehörte dem Rat bis 1945 als parteiloses Mitglied an. Da er nicht zur polnischen politischen Elite der Vorkriegszeit gehörte, blieb Bożek trotz der allmählichen Ausweitung seiner Kontakte ein Außenseiter. Gerne betonte er nicht nur seine schlesische, sondern seine bäuerliche Herkunft. Ideologisch stand er den im Rat vertretenen Sozialisten und Bauern nahe. Er befürwortete die Agrarreform, die Entwicklung der Genossenschaften und die Verstaatlichung bestimmter Wirtschaftszweige. Er sah in den Sozialreformen eine Chance, den Schlesiern selbst einen angemessenen Platz in der polnischen Gesellschaft nach dem Krieg zu verschaffen. Das Schicksal der schlesischen Kriegsgefangenen und Deserteure aus der deutschen Armee lag ihm sehr am Herzen. Er sprach sich für ihre rasche Einberufung in die polnischen Streitkräfte und ihre Gleichbehandlung aus. 

Im Nationalrat meldete er sich häufig zu Wort und sprach über die Änderung der Westgrenze zugunsten Polens oder über das künftige Modell der schlesischen Verwaltung. Wie andere schlesische Aktivisten ging er davon aus, die ethnischen Beziehungen in dem Gebiet nach dem Krieg würden sich durch das Verschwinden der deutschen Bevölkerung ändern. Seine Vorkriegserfahrungen, aber genauso Informationen über deutsche Verbrechen in Polen trugen sicherlich zu solchen Ansichten bei. Bożek war einer der aktivsten schlesischen wie auch allgemein polnischen Aktivisten im Exil und einer der Mitinitiatoren der Gründung des Arbeitskreises der Schlesier in Großbritannien. Ende 1942 schlug dieser Kreis in einer Denkschrift an die polnischen Machtzentren im Exil vor, die polnische Grenze an der Oder und der Lausitzer Neiße zu errichten. Dieser Standpunkt ging weiter als die territorialen Forderungen der damaligen polnischen Regierung. Bożek war zugleich ein Befürworter einer Konföderation von Polen und der Tschechoslowakei. Er betonte die Notwendigkeit der slawischen Einheit. Die Ziele der sowjetischen Politik sowie die Merkmale des sowjetischen Kommunismus selbst scheinen ihm aufgrund mangelnder persönlicher Erfahrungen nicht bekannt gewesen zu sein. Seine Ansichten wurden vor allem durch seine Erfahrungen mit Schikanen und Repressionen in Deutschland geprägt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Bożek noch lauter in seinen Forderungen nach großen Gebietserwerbungen für das territorial verkleinerte Polen auf Kosten Deutschlands. Die Distanz zwischen Bożek und dem Mainstream der polnischen Emigration, der jegliche politischen Zugeständnisse ablehnte, wurde immer deutlicher.

Arka Bożek sah keinen Grund, nach dem Ende des Krieges im Exil zu bleiben. Er vermisste seine Familie und seine Heimat ungemein und wollte sich am Prozess der Eingliederung der schlesischen Gebiete in das neue Polen beteiligen. Nach der Bildung einer polnischen Regierung unter der Schirmherrschaft der „Großen Drei“ (Sowjetunion, USA, Großbritannien) und unter Beteiligung des ehemaligen Ministerpräsidenten im Exil, Stanisław Mikołajczyk, beschloss Bożek Anfang Juli 1945 zurückzukehren. Er trat in Mikołajczyks Partei, die Polnische Bauernpartei (Polskie Stronnictwo Ludowe, PSL), ein. Mitte August wurde er zum stellvertretenden Woiwoden von Schlesien ernannt. Die schlesischen Aktivisten befürworteten die Ernennung und die Bevölkerung des Oppelner Landes begrüßte ihn mit großen Hoffnungen. Bożek war für wichtige Ressorts zuständig: Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Verpflegung, Kommunikation und Schätzung der Kriegsverluste. Sein besonderes Interesse galt dem Verlauf der nationalen Überprüfung und der Siedlungsaktion. Er wollte dafür sorgen, diese gerecht durchzuführen; trotzdem sprach er sich für die absolute Ausweisung der Deutschen aus. Er war der Ansicht, die bloße Mitgliedschaft in nationalsozialistischen Organisationen aufgrund des teilweise erzwungenen Beitritts dürfe kein Grund sein, einen Antrag auf Anerkennung der polnischen Staatsangehörigkeit von Schlesier:innen abzulehnen. Er selbst stellte wiederholt Bescheinigungen über die polnische Staatsangehörigkeit für Personen aus, die er schon vor dem Krieg gekannt hatte, und unternahm eine Reihe von Interventionen zugunsten der einheimischen Bevölkerung. Diese Aktionen missfielen den Kommunisten, die Bożek und anderen schlesischen Aktivisten sogar vorwarfen, das Deutschtum zu verteidigen. 

Das wichtigste Thema für Bożek war die Integration Schlesiens in Polen. Er war von der Notwendigkeit überzeugt, Polen müsse die „wiedergewonnenen Gebiete“ entwickeln und erhalten. Er sah dies als einen Akt der historischen Gerechtigkeit. Andere politische Themen der Zeit interessierten ihn weniger oder er unterschätzte ihre Bedeutung. Schnell distanzierte er sich von der Politik der PSL und engagierte sich in der Bauernpartei (Stronnictwo Ludowe, SL ), die den Kommunisten untergeordnet war. Er beteiligte sich an Propagandaaktivitäten in Bezug auf die westlichen Gebiete und den Verlauf der Grenze. Bei den von den Behörden gefälschten Parlamentswahlen im Januar 1947 errang er einen Sitz als Abgeordneter. Nach der sogenannten „Vereinigung der Bauernbewegung“ fand sich Bożek 1949 in der Vereinigten Bauernpartei (Zjednoczone Stronnictwo Ludowe, ZSL) wieder. Immer wieder betonte er die Bedeutung der eingeleiteten Sozialreformen, die für ihn eine Demokratisierung des Lebens und einen Weg zur Emanzipation aller Volksschichten darstellten. Es scheint, als ob Bożek aufrichtig an diese Parolen glaubte, und die kritischen Einschätzungen der polnischen Elite, die er aus dem Exil mitbrachte, bestärkten ihn sogar in seiner Entscheidung, mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten. Er war davon überzeugt, Deutschland stelle weiterhin eine Bedrohung für Polen dar. 

Gegen Ende der 1940er Jahre verstärkten sich die Angriffe der Kommunisten auf Bożek. Sie hatten bereits damit begonnen, schlesische Aktivisten, die vor dem Krieg aktiv waren, aus der Partei zu entfernen oder an den Rand zu drängen. Der Sicherheitsapparat hatte sie, darunter auch Bożek, von Anfang an überwacht. Nach dem Mechanismus der stalinistischen Kritik wurde Bożek zu einem maskierten Feind, zu einem Störfaktor beim Aufbau des Sozialismus. Ende August 1950 wurde er von seinem Posten als stellvertretender Woiwode entlassen. Für Bożek, der gesundheitlich angeschlagen war, war dies eine bittere Zeit. Auch enttäuschten ihn die Auswirkungen der Eingliederung der schlesischen Gebiete und die ungerechte Behandlung der autochthonen Bevölkerung. Er blieb bis 1952 Abgeordneter, konnte aber nicht mehr so aktiv in der Öffentlichkeit auftreten wie früher. In der Presse wurde er angegriffen. Da er krankheitsbedingt nicht arbeiten konnte und von seinen Kindern abhängig war, wurde ihm erst 1953 eine kleine Rente gewährt. Er starb am 28. November 1954. 

In der Zeit der Entstalinisierung begann man – auch dank Edmund Osmańczyk – sich an Bożek zu erinnern. Bożeks Memoiren wurden veröffentlicht. Im Jahr 1958 wurde in Markowitz eine Gedenktafel enthüllt. Es entstanden nach ihm benannte Straßen und Schulen, der Radiosender in Opole / Oppeln wurde nach ihm benannt. 1963 erschien die erste Biografie über Bożek von Ryszard Hajduk. Bożek wurde besonders häufig in den 1970er Jahren als Beispiel herangezogen, als die kommunistischen Behörden nach Helden außerhalb des kommunistischen Pantheons suchten und schlesische Themen in ihrer Propaganda verwendeten. In Markowitz wurde ein ihm gewidmeter Gedenkraum (izba pamięci) eingerichtet. Im Jahr 1980 wurde in Ratibor (Racibórz) ein Denkmal für ihn eingeweiht. Auf dem Sockel wurde ein Fragment aus seiner Rede nach der Heimkehr 1945 angebracht: „Unsere Stärke liegt in uns selbst“. Nach dem politischen Umbruch von 1989 wurde Bożek beschuldigt, die Kommunisten unterstützt zu haben und ein Karrierist gewesen zu sein. Gleichzeitig wurden aber seine Person und seine Leistungen gewürdigt, unter anderem durch eine Gedenktafel in Beuthen (Bytom) im Jahr 2022. Neue Bücher wurden geschrieben. 1941, im Londoner Exil, charakterisierte Bożek selbst seinen Lebensweg wie folgt: 

„Ich war weder ein Heiliger, noch war ich ein Mistkerl. Ich war ein einfacher Sterblicher mit einem einfachen bäuerlichen Gemüt, der das Pech hatte, in so verrückten Zeiten auf der Welt zu leben. Der Himmel und das Schicksal trieben mich, wie es ihnen gefiel, und deshalb wurde von mir gesprochen. Nur eines habe ich mir vorzuwerfen, nämlich dass ich mich meinem Schicksal nicht widersetzt habe.“ 

 

Małgorzata Ruchniewicz, August 2023

Übersetzung: Krzysztof Ruchniewicz

 

Literatur (Auswahl)

- Gmitruk, Janusz / Ratyński, Mateusz: Arka Bożek (1899-1954) i jego czasy, Warszawa 2022.

- Hajduk, Ryszard: Arka Bożek, Warszawa 1963.

- Kisielewicz, Danuta: Arka Bożek (1899-1954). Działacz społeczno-polityczny Śląska Opolskiego, Opole 2006. 

- Masnyk, Marek: Dzielnica I Związku Polaków w Niemczech 1923-1939, Opole 1994.

- Nowak, Alfred: Działalność Arki Bożka w latach 1945-1954, Racibórz 2001.

Media library
  • Arkadiusz Bożek, Vizepräsident des 1. Distrikts des Bundes der Polen in Deutschland, polnischer Aktivist im Oppelner Schlesien

    Ilustrowany Kurier Codzienny, Nr. 322 vom 20.11.1932
  • Vorgehen der deutschen Behörden gegen die polnische Minderheit

    St. Lgb. f. Juni/Juli v. 11.8.1937, Geheime Staatspolizei, Staatspolizeistelle Oppeln
  • Einstellung der polnischen Minderheit zum Reich

    Geheime Staatspolizei, Staatspolizeistelle Oppeln, 1938
  • Arkadiusz Bożek, Vizepräsident des 1. Distrikts des Bundes der Polen in Deutschland, wartet an der Grenze Słubice-Brandenburg auf die Durchfahrt des Sarges mit dem Leichnam von Pater Bolesław Domański

    Ilustrowany Kurier Codzienny, Nr. 119 vom 1.5.1939
  • Denkmal für Arka Bożek von 1980

    Im Roth-Park in Ratibor (Racibórz)