Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern Radziwiłł: 1688 Luise Charlotte Radziwill
Das spätere, nach ihrer Hochzeit mit Karl Philipp von der Pfalz gemalte Bildnis der Luise Charlotte Radziwill (Titelbild) ist ein Werk des von der Familie Pfalz-Neuburg am Düsseldorfer Hof angestellten niederländischen Porträtmalers Jan Frans van Douven (1656-1727). Es gehört zu einer Serie von 52 Bildnissen aus dem Besitz von Anna Maria Luisa de’ Medici (1667-1743), Kurfürstin von der Pfalz, Ehefrau von Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz (1658-1716), dem älteren Bruder von Karl Philipp. Die Serie zeigt Mitglieder der Familien Medici und Pfalz-Neuburg und wird erstmals 1743 im Palazzo Pitti in Florenz als Nachlass der verstorbenen Anna Maria de’ Medici inventarisiert. 1912 befindet es sich im Vasarikorridor, der den Palazzo Vecchio mit dem Palazzo Pitti verbindet, und wird erstmals im Katalog der Uffizien publiziert. Es befindet sich heute in einer ehemaligen Medici-Villa, der Villa del Poggio Imperiale auf dem Hügel von Arcetri in Florenz, die heute als Internat dient. Zur selben Serie gehört auch das Bildnis von Karl Philipps zweiter Ehefrau, Theresa Katharina Lubomirska (Abbildung unten).
In der Schatzkammer der Münchner Residenz befindet sich eine goldene, mit Email, Diamanten, Rubinen und Smaragden geschmückte Weinschale aus dem Besitz von Janusz (VI. dem Älteren) Radziwiłł aus der Zeit um 1600, die vermutlich über Luise Charlotte in den Schatz von Pfalz-Neuburg und durch die Erbfolge im Hause Wittelsbach nach München gelangt ist (Abbildung unten).
Axel Feuß, November 2021
Literatur:
Henning Murmann: Die Herrschaft über das Ganze. Die kurpfälzische Konfessionspolitik zwischen 1685 und 1728 als Schauplatz rechtlicher und institutioneller Konflikte, Dissertation Heidelberg, 2014
Nina Kozlowski / Ewa Krasińska-Klaputh / Aleksander Menhard: Bayerische Löwen – Polnische Adler. Auf gemeinsamen historischen Spuren, München 2008, Seite 55
Friedrich Wielgus: Radziwill, Luise Charlotte, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band 7, Herzberg 1994, Spalte 1234 f.
Hans Schmidt: Das Haus Pfalz-Neuburg in der europäischen Politik des 17. Jahrhunderts, in: Mannheimer Hefte, 2, 1992, Seite 106-120
Tadeusz Wasilewski: Ludwika Karolina (z domu Radziwiłł), in: Polski Słownik Biograficzny, Band 18, 1973, Seite 110
Hans Schmidt: Kurfürst Karl Philipp von der Pfalz als Reichsfürst, Mannheim 1963
Hans Schmidt: Kurfürst Karl Philipp von der Pfalz, in: Mannheimer Hefte, 2, 1960, Seite 26-38
Antoni Zygmunt Helcel: O dwukrotném zamężciu Xiężniczki Ludwiki Karoliny Radziwiłłownéj, i wynikłych ztąd w Polsce zamieszkach. Przyczynek do dziejów panowania Jana III., Krakau 1857, Online-Ressource: https://polona.pl/item/o-dwukrotnem-zamezciu-xiezniczki-ludwiki-karoliny-radziwillownej-i-wyniklych-ztad-w,Njc4NjA0Mzk/0/#info:metadata
Online:
Tadeusz Wasilewski, auf Internetowy Polski Słownik Biograficzny, https://www.ipsb.nina.gov.pl/a/biografia/ludwika-karolina-z-domu-radziwill
Hans Schmidt: Karl (III.) Philipp, in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 250-252 [Online-Version], https://www.deutsche-biographie.de/pnd118720953.html
Arthur Kleinschmidt: Karl (III.) Philipp, Kurfürst von der Pfalz, in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882), S. 331-336 [Online-Version], https://www.deutsche-biographie.de/pnd118720953.html#adbcontent
(Alle Links wurden zuletzt im November 2021 aufgerufen.)