Dynastische Hochzeiten zwischen polnischen und deutschen Fürstenhäusern Radziwiłł: 1688 Luise Charlotte Radziwill
Karl Philipp ist das siebte von siebzehn Kindern von Philipp Wilhelm (1615-1690), Herzog von Neuburg, ab 1685 Kurfürst von der Pfalz, aus dem Hause Wittelsbach, und dessen zweiter Ehefrau Elisabeth Amalie von Hessen-Darmstadt (1635-1709). In erster Ehe hat Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg selbst 1642 eine polnische Prinzessin, Anna Katharina Konstanze (1619-1651), Tochter des polnischen Königs Sigismund III. Wasa, geheiratet. Die Kinder aus seiner zweiten Ehe verheiratet er in der Folge in ein Netzwerk aus europäischen Fürstenhäusern, unter anderem mit dem Kaiserhaus, nach Bayern, Österreich, Polen, Italien und Spanien. Für Karl Philipp ist als jüngerem Sohn zunächst eine geistliche Laufbahn vorbestimmt. Ohne geistliche Weihen wird er mit vierzehn Jahren Domherr in Köln, zwei Jahre später in Salzburg und 1679 in Mainz. Im selben Jahr wird er zum Ritter des Malteserordens ernannt. 1683 gibt er alle geistlichen Ämter und Pfründen auf und tritt in die Armee Kaiser Leopolds I. ein, der seit 1676 mit Karl Philipps Schwester, Eleonore Magdalene von Pfalz-Neuburg, verheiratet ist. 1685 geht er während des Großen Türkenkriegs mit dem kaiserlichen Heer nach Ungarn, kämpft erfolgreich bei der Belagerung von Ofen/Buda und steigt bis 1694 zum Generalfeldmarschall und Ritter vom Goldenen Vlies auf.
Die Heirat zwischen Luise Charlotte Radziwill, der Witwe des Markgrafen Ludwig von Brandenburg, und Karl Philipp von der Pfalz erregt zu ihrer Zeit weites Aufsehen und gilt als romantisches Ereignis und Resultat einer „Liebe auf den ersten Blick“ – so gut ist das von langer Hand vorbereitete Ehemanöver verschleiert worden. Durch die Heirat erscheint Karl Philipp sogar als aussichtsreicher Kandidat für die polnische Königswürde. Tatsächlich ist er nach dem Tod Johanns III. Sobieski 1696 bei der Königswahl anwesend, ohne sich jedoch ausreichend um Erfolg zu bemühen. Um Jakob Louis Sobieski abzufinden, wird dieser in Absprache zwischen Kaiser Leopold und Kurfürst Philipp Wilhelm von der Pfalz 1691 mit Karl Philipps Schwester, Hedwig Elisabeth Amalia von Pfalz-Neuburg (1673-1722), verheiratet.
Karl Philipp, der in der Residenz seiner Familie in Neuburg an der Donau geboren worden ist, lebt, soweit es ihm seine militärische Karriere erlaubt, in Wien und auf den Gütern seiner Frau in Schlesien. Luise Charlotte unterstützt weiterhin die calvinistischen Gemeinden in Litauen und finanziert den Druck des Neuen Testaments auf Litauisch. Aus der Ehe gehen drei Töchter hervor, von denen nur Elisabeth Auguste Sofie (1693-1728) das Erwachsenenalter erreicht. Sie erbt Luise Charlottes Besitzungen und wird 1717 von ihrem Vater mit einem Verwandten aus dem Hause Wittelsbach, Joseph Karl von Pfalz-Sulzbach, verheiratet, um die Wittelsbacher Linien Pfalz-Neuburg und Pfalz-Sulzbach zu vereinigen. Luise Charlotte stirbt am 23. März 1695 in Brzeg/Brieg in Niederschlesien bei der Totgeburt eines Sohnes. Karl Philipp heiratet 1701 in Krakau erneut eine Polin, Theresa Katharina Lubomirska (1685-1712), Tochter des Magnaten Józef Karol Lubomirski (um 1660-1702), Großmarschall der polnischen Krone, mit der er ab 1705 als kaiserlicher Statthalter für Ober- und Vorderösterreich in Innsbruck residiert.