Selmar Cerini
Nach dem Tod von Oberkantor Max Deutsch beschloss die jüdische Gemeinde, Cerini für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Dieser entschied daraufhin, das Leben eines berühmten Solisten aufzugeben und dem Ruf zu folgen. Doch es taten sich neue Hürden auf. Aufgrund einer Intrige musste er die Stadt verlassen, in die er erst nach seiner Einbürgerung hätte zurückkehren dürfen. Cerini begab sich daraufhin nach Straßburg und wurde dort an der Oper engagiert. Die Erfolge kamen schnell und bald erhielt er auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Letzten Endes gelang es dem armen jüdischen Jungen aus Wólka dank seines Talentes und dank seiner außergewöhnlichen Entschlossenheit, dauerhaften Erfolg und materielle Sicherheit zu erlangen.
Mitte der 90. Jahre des 19. Jahrhunderts kehrte Cerini nach Breslau zurück, um dort Oberkantor der Neuen Synagoge zu werden, eine Stelle, die er bis zu seinem Tod am 11. November 1923 bekleidete. Er wurde auf dem Neuen Jüdischen Friedhof an der Frankfurter Chaussee, der heutigen ulica Lotnicza, beigesetzt. Sein Grabstein, der erhalten ist, wurde mit dieser Inschrift versehen:
„Aus der Tiefe rief er zu GottSein Gesang erhob die Herzen der
Beter zu den Höhen der Andacht"
Krzysztof Ruchniewicz, November 2016