Selmar Cerini
Nach mehreren Abenteuern wurde Cerini an der Königlichen Musikhochschule Berlin aufgenommen. Sein Aufenthalt in Deutschland erwies sich aber als illegal, so dass ihm die Deportation drohte. Er musste sich einige Monate vor der Polizei verstecken und es schien, als liefe alles auf eine Katastrophe hinaus. Doch sein Schicksal nahm eine überraschende Wendung. Erste Mäzene kamen ihm zur Hilfe, darunter die Brüder Louis und Gustav Sachs sowie deren Schwager Adolf Ginsberg, die alle von Selmars Stimme entzückt waren, so dass es ihm schließlich immer besser ging. Er erhielt einen Pass, holte seine Familie nach Berlin und das Interesse an seiner Stimme stieg.
Daraufhin folgten erste Engagements. Die Auftritte als Chor-Solist in einer der Berliner Synagogen machten ihn rasch bekannt. Die ersten Opernarien seiner Karriere sang er im Victoria-Theater. Zu dieser Zeit nahm er den italienisch klingenden Künstlernamen Cerini an, der sein neuer bürgerlicher Nachname wurde. Zum Wechsel seines Glaubens und zu einer vollständigen Assimilation hat er sich jedoch nie entschieden. Indessen luden ihn immer mehr Opernhäuser ein. Mit der Leipziger Oper hat er fünf Jahre lang gearbeitet. Zu Beginn der 90. Jahre des 19. Jahrhunderts erhielt er ein festes Engagement an der Breslauer Oper und wurde vom dortigen Publikum enthusiastisch empfangen. Eintrittskarten für Opern, in denen er sang, verkauften sich wie von selbst. Außerdem gab er auch Gastauftritte in diversen Städten des Reiches sowie im Ausland.