Polnisches Mahnmal in Menden – Erinnerung an Opfer der NS-Zwangsarbeit
Erinnerung an die Opfer der Zwangsarbeit
Das Mahnmal auf dem Lendringser Friedhof, welches von polnischen Displaced Persons errichtet wurde, ist am 04.06.1947 feierlich eingeweiht worden und ist eines von vielen Beispielen für die Würdigung der gefallenen Landsleute unmittelbar nach Ende des Krieges.[16] Das Denkmal in Menden zeichnet sich allerdings durch zwei Besonderheiten aus. Erstens gedenkt es nicht nur der polnischen Zwangsarbeitenden, sondern auch derer aus anderen Nationen. Zweitens wurden unter den anderen Nationen, wenn auch nicht namentlich, die deutschen Opfer erwähnt, was angesichts der kurzen Zeitspanne nach Ende des Krieges eher ungewöhnlich war.[17] Die Zwangsarbeitenden, derer das Mahnmal gedenkt, waren allesamt im Strafgefangenenlager Biebertal in Lendringsen interniert, so die Inschrift des Denkmals:
„Zum Gedenken an die Opfer des Konzentrationslagers Lendringsen [Strafgefangenenlager Biebertal; Anm. d. Verf.] von Bewohnern der polnischen Siedlungen ‚Neu-Krakau‘ und ‚Kościuszkowo‘ in Zusammenarbeit mit Vertretern der alliierten Nationen im Jahre 1946.“ (Bild 2)
Die Bemühung um eine Aufarbeitung des dunklen Kapitels in der Region im Sauerland geht bis dato lediglich auf Einzelinitiativen, wie die des Regionalhistorikers Antonius Fricke oder der Autoren des bis heute neuesten Forschungsprojektes zu Schwalbe I, Horst Hassel und Horst Klötzer, zurück. Das mittlerweile unter Denkmalschutz stehende polnische Ehrenmal ist derzeit das einzige Mahnmal, das an die Zwangsarbeit in der U-Verlagerung Schwalbe I im Hönnetal und deren Opfer erinnert.
Natalia Kubiak, März 2020
Literaturverzeichnis:
Hassel, Horst / Klötzer, Horst: Kein Düsenjägersprit aus „Schwalbe I“. Über 5.000 Zwangsarbeiter und Strafgefangene schufteten 1944/45 in der Untertageverlagerung im Steinbruch Emil 1 (Hönnetal) für den Endsieg, 3. Aufl., Balve 2012.
Karlsch, Rainer / Stokes, Raymond G. (Hrsg.): „Faktor Öl”. Die Mineralölwirtschaft in Deutschland 1859–1974, München 2003.
Koch, Michael: Erinnerung an Sklavenarbeit im Hönnetal, in: Westfalenpost Nr. 209, Artikel vom 08.09.2009.
Kubiak, Natalia: Geschichten aus dem Berg – Schicksale polnischer Zwangsarbeitender an der Porta Westfalica 1944/45, Bochum 2020, in: https://www.porta-polonica.de/de/atlas-der-erinnerungsorte/geschichten-aus-dem-berg-schicksale-polnischer-zwangsarbeitender-der?page=2#body-top, zuletzt abgerufen am 12.03.2020.
Osses, Dietmar: Das Ehrenmal auf dem Dortmunder Hauptfriedhof, in: https://www.porta-polonica.de/de/atlas-der-erinnerungsorte/das-ehrenmal-auf-dem-dortmunder-hauptfriedhof, zuletzt abgerufen am 07.03.2020.
Weiterführende Literatur:
Arzinger, Kai Olaf: Stollen im Fels und Öl fürs Reich. Das Geheimprojekt „Schwalbe I“, 2. Aufl., Mönnig 1998.
Kruszinski, Irina: Das Geheimprojekt „Schwalbe I“. Zum lokalen Arbeitseinsatz im Dritten Reich und den Erinnerungsprozessen in der Stadt Menden. Masterarbeit, Berlin 2014, in: https://www.menden.de/fileadmin/user_upload/Leben_in_Menden/Stadtarchiv/pdf/Bachelor-_und_Masterarbeit_Schwalbe_I.pdf, zuletzt abgerufen am 08.03.2020.
[16] Vgl. Osses, Dietmar: Das Ehrenmal aus dem Dortmunder Hauptfriedhof, in: https://www.porta-polonica.de/de/atlas-der-erinnerungsorte/das-ehrenmal-auf-dem-dortmunder-hauptfriedhof, zuletzt abgerufen am 01.03.2020.
[17] Die Namen der deutschen und österreichischen Opfer wurden auf einer zusätzlichen Gedenktafel vor dem Ehrengrabmal im Jahre 1986 nachträglich ergänzt.