Polnische Studierende in Breslau – Vereinigung der Oberschlesischen Akademiker „Silesia Superior“ (1924–1939)
Ein wichtiger Aspekt der Tätigkeit von „Silesia Superior“ im Zusammenhang mit den Kontakten zwischen Behörden und Studierenden war die Anhörung von 1926. Maximilian Kośny und Paweł Kwoczek wurden daraufhin vor den Sprecher der Universität Breslau, Richter Schoch, geladen. Maksymilian Kośny erinnert sich wie folgt:
„Kurz vor Richter Schochs Einsatz verschickten wir Briefe vom Vorstand von ‚Silesia Superior‘ an mehrere Studierende aus polnischen Familien, die in Breslau studierten, in denen wir sie aufforderten, sich unserer Organisation anzuschließen. Diese Einladung enthielt meinen Namen als Schriftführer und den Paweł Kwoczeks als Vorsitzenden. Übrigens hat diese Form der Anwerbung keine positiven Ergebnisse gebracht. Richter Schoch hatte diese Einladung in seinen Akten. Seine Aktion hatte ein klar definiertes Ziel – uns einzuschüchtern. Unter anderem drohte er uns mit dem Ausschluss von der Universität. Wären wir der Aufforderung nachgekommen, unsere Organisation zu registrieren und Mitgliederlisten vorzulegen, hätten die weniger standhaften und ängstlicheren Mitglieder ‚Silesia‘ mit Sicherheit verlassen. Auch wenn wir uns nicht registrierten und keine Mitgliederlisten offenlegten, erreichte Richter Schochs Vorgehen dennoch die gewünschten Ergebnisse. Zwei Kollegen verließen bald darauf unsere Organisation. Die anderen haben sich nicht einschüchtern lassen.“ (M. Kośny, Wspomnienia działacza..., S. 143)
Mit Blick auf die Aktivitäten des Verbandes ist erwähnenswert, dass die Mitglieder von „Silesia“ aktiv am sozialen und kulturellen Leben teilnahmen. Bei den Versammlungen und Jahrestreffen wurden polnische Lieder gesungen. Anlässlich des 11. Jahrestages des Verbandes (1935) wurde eine Sonderbroschüre mit drei Texten herausgegeben: die Hymne des Verbandes „Silesia Superior“, „Lasst uns Brüder zusammenstehen“ (Stańmy bracia wraz) und „Wacht über die Oder“ (Straż nad Odrą). Ein Vers aus dem letzten Lied lautet:
O unser heiliges Land,
wir lassen dich nicht fallen,
ein Wächter steht über der Oder!
Entweder Sieg oder Tod.(O święty kraju nasz,
nie damy cię na łup,
nad Odrą czuwa straż!
Zwycięstwo albo grób.)
Innerhalb der Vereinigung wurde das Reisen nicht vergessen. Es wurden Gruppenausflüge ans Meer organisiert (z. B. in die Gegend von Rozewie), und dank der finanziellen Unterstützung durch den Verein zur Verteidigung des Westlichen Grenzgebiets (Związek Obrony Kresów Zachodnich) wurden regelmäßige Reisen nach Polen ermöglicht. Zum Beispiel reisten die Mitglieder von „Silesia“ im März 1925 für einen Monat nach Posen (Poznań), 1926 nach Krakau und Zakopane, ein Jahr später nach Warschau und 1930 besuchten sie Wieliczka. Es wurden Ausflüge an die polnische Küste unternommen – nach Tupadeł und Gdynia. Die Reisen boten Gelegenheiten, mit der polnischen Kultur in Kontakt zu kommen – Kabaretts, Theaterstücke wurden gerne besucht und es wurde sich mit polnischer Literatur beschäftigt. Neue Bekanntschaften mit polnischen Studierenden, Mitgliedern des Vereins zur Verteidigung des Westlichen Grenzgebiets und dem Landadel wurden gemacht.