Polnische Gräber auf dem Friedhof am Perlacher Forst in München
Die Hingerichteten von Stadelheim
Vier Jahre später, 1954, entstand der zweite Ehrenhain, in den die sterblichen Überreste der 93 in Stadelheim Hingerichteten überführt wurden, die an verschiedenen Stellen des Friedhofs bestattet worden waren. Auf dem 1996 enthüllten Gedenkstein sind die Namen aller Opfer eingraviert. Dort fand unter anderem Henryk Pecak seine letzte Ruhestätte, ein Zwangsarbeiter, der hingerichtet wurde, weil er die Nachrichten der BBC in polnischer Sprache hörte. Ein anderes Opfer war Jan Hebda, der mit zwei Polen floh, um dem polnischen Militär beizutreten. Obwohl es ihnen seinerzeit gelang, die Schweizer Grenze zu passieren, wurden sie festgenommen und an die deutschen Behörden ausgeliefert. Ihre Todesurteile wurden 1943 vollstreckt. Zu dieser Zeit wurde auch Waldemar Schidhabel hingerichtet, ein wegen „Hochverrats“ angeklagte Pole deutscher Abstammung.
Die Zwangsarbeitsopfer
1960 entstand auch die Gedenkanlage für Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge der Konzentrationslager (Displaced Persons), auf der 1.192 Menschen aus 12 Ländern bestattet wurden, die zwischen 1942 und 1946 starben. Polen sind hier mit 274 nach Russen aus der ehemaligen Sowjetunion als zweitstärkste Gruppe vertreten. Außerdem fanden hier Menschen aus Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Griechenland, aus der Türkei, Frankreich, Belgien und aus den Niederlanden ihre letzte Ruhestätte. Im Zentrum der Anlage wurde ein Denkmal errichtet. Auf dem Rasen finden sich Steintafeln mit den Namen der Verstorbenen. Der Hain wurde mit Birken angelegt, die symbolisch für das Leben und die Wiedergeburt stehen.
Polnische Soldaten
In die Nähe dieser Gedenkanlage wurden 1998 aus den Gruften des Münchner Westfriedhofs die Särge neun polnischer Soldaten überführt, die nach dem Krieg verstarben, unter anderem Mitglieder der Świętokrzyska-Brigade, um sie nun in einem eigens zu diesem Zweck geschaffenen Bereich beizusetzen. Die Trauerfeier fand in Anwesenheit von Vertretern des polnischen Konsulats sowie des Rats zur Bewahrung des Gedenkens an Kampf und Martyrium (Rada Ochrony Pamięci Walk i Męczeństwa) statt. Auf einer Gedenktafel aus Granit mit dem polnischen Adler wurde diese Inschrift in polnischer Sprache eingraviert: Tu spoczywają żołnierze polscy zmarli w drodze do Ojczyzny. Cześć Ich pamięci (Hier ruhen polnische Soldaten, die auf dem Weg in die Heimat verstarben. Ehre Ihrem Andenken).
Krzysztof Ruchniewicz, März 2018
Literatur:
Irene Stuiber: Hingerichtet in München-Stadelheim. Opfer nationalsozialistischer Verfolgung auf dem Friedhof am Perlacher Forst, Kulturreferat der Landeshauptstadt München, 2004.
Internet (http://polskiegroby.pl/s/cmentarz.php?osobaok=13096&cmentarzok=455):
Friedhof Perlacher Forst, „Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung” (Zugriff 13.03.2018). Dort auch der Friedhofsplan und die Namensliste der polnischen Soldaten.
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Empfohlene Zitierweise:
Krzysztof Ruchniewicz: Polnische Gräber auf dem Friedhof am Perlacher Forst in München, in: "Porta Polonica“ (Nr. 592), 14.03.2018, url: www.porta-polonica.de/de/node/592