Paul Bokowski

Paul Bokowski – Autor, Vorleser, Humorliterat
Paul Bokowski – Autor, Vorleser, Humorliterat

Bis heute betrachtet Bokowski die Berliner Lesebühnenszene als seine literarische Heimat. Und ist weiterhin ein wichtiger Bestandteil dieser Szene. Nach vielen Jahren bei der populären wöchentlichen Lesebühne „Brauseboys“ (Berlin-Wedding) gründete Bokowski u. a. gemeinsam mit der Autorin und Lesebühnenkünstlerin Kirsten Fuchs die Veranstaltungsreihe „Fuchs & Söhne“ (Berlin-Moabit). Diese Lesebühne findet nur einmal im Monat statt und lässt Bokowski mehr Freiheiten für Auftritte außerhalb Berlins und seine literarischen Projekte. Darüber hinaus ist Bokowski der Szene als Redakteur der Zeitschrift „Salbader“ verbunden, die in unregelmäßigen Abständen besonders druckreife Lesebühnentexte veröffentlicht. 

Was viele nicht wissen: Bokowski hatte ein ganz anderes Leben zwischen seiner Zeit bei den Mainzer Kammerspielen und seinem Einstieg in die Berliner Lesebühnenszene, und zwar als Student der Medizin. Motiviert durch seine intensiven, aber durchweg positiven Erfahrungen beim Zivildienst in der Notaufnahme der Mainzer Uniklinik, reifte in Bokowski der Entschluss, Arzt zu werden. Heute betrachtet er das Studium als lehrreichen Umweg, denn er lernte dabei das Weiterentwickeln von Fähigkeiten, die auch freiberufliche Schriftsteller gutgebrauchen können: Sitzfleisch, Struktur, analytisches Denken und nicht zuletzt Eigenverantwortung.

Bokowski versteht sich in erster Linie als humoristischer Autor, der nicht belehren will. Dennoch macht er aus seinen Überzeugungen keinen Hehl, auch wenn er sie niemandem aufdrücken will. Seine polnische Herkunft und seine offen gelebte Homosexualität thematisiert er selbstverständlich und unprätentiös. Gerechtigkeit bedeutet für ihn, dass jede und jeder unabhängig von Hautfarbe, familiärer Herkunft und geschlechtlicher Orientierung ein gutes Leben führen kann. Strukturen und Mentalitäten, die das verhindern, stellt Bokowski auf humoristische Weise bloß. Immer wieder äußert sich der Autor auch journalistisch, zuletzt durch den kolumnistischen Beitrag „Substitut und Suggestion" für das Archiv Bürgerbewegung Leipzig. Ohnehin ist Paul Bokowski kein Freund des Stillstandes. So gut er mit seinem ausgereiften Stil bei einem wachsenden Publikum ankommt – es reizt ihn auch, Neuland zu betreten. So betrieb er beispielsweise 2013 ein literarisches Backblog und verbindet auf seinem Instagram-Account instagram.com/paulbokowski Bilder und Texte auf ungewöhnliche Weise.

In die Heimat seiner Eltern wurde der Autor bisher zweimal eingeladen. Einmal kam er im Jahr 2013 über das Willy-Brandt-Zentrum nach Wrocław (Breslau). Ein zweites Mal trat Bokowski auf Einladung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) 2015 eine kleine Lesereise nach Szczecin (Stettin), Poznań (Posen) und Zielona Góra (Grünberg in Schlesien) an. In diesen Städten war sein Erzählband „Hauptsache nichts mit Menschen“ im gleichen Jahr Pflichtlektüre für Studierende der Germanistik – eine internationale Verbindung, die den Autor sehr freut. Und wenn Paul Bokowski das nächste Mal auf Lesereise nach Polen fährt, hat er sicher den Roman dabei, an dem er derzeit schreibt.
 

Anselm Neft, Juni 2020

 

Die Homepage des Autors: www.paulbokowski.de